Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Zervas, Napoleon
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Zervas, Napoleon

Zervas, Napoleon, griechischer Offizier und Politiker, * bei Arta (Epirus) 1891, † Athen 10.12.1957

Leben

Z. trat 1910 freiwillig als Unteroffizier in die Armee ein, nahm danach an den Balkankriegen teil und rückte zum Oberfeldwebel auf. 1914 verließ er die Unteroffiziersschule als Leutnant, und schon 1918, im Alter von 27 Jahren, wurde er aufgrund seiner Tapferkeit in den Dienstgrad eines Majors erhoben. Nach der unerwarteten politischen Niederlage von Eleftherios Venizelos 1921 begab er sich nach Istanbul und kehrte erst nach der kleinasiatischen Katastrophe (1922) nach Athen zurück. Von diesem Zeitpunkt an begann er sich aktiv in die Politik einzuschalten und nahm an mehreren politischen Bewegungen der Armee teil. 1922 beteiligte er sich am Putsch von Nikolaos Plastiras. Als Oberstleutnant fungierte er 1925 als Stadtkommandant von Athen und als Gouverneur der „Demokratischen Bataillone“ (Dimokratika Tagmata). Diese zwei Bataillone in Athen - Z. führte eines der beiden an - unterstützten die revolutionäre Bewegung von Georgios Kondilis und stürzten am 21./22. August 1926 die Militärdiktatur von Theodoros Pangalos. Am 9. September wurden sie jedoch von Kondilis aufgelöst. Z. und auch der Führer des zweiten Bataillons revoltierten vergeblich. Z. wurde von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt, später jedoch begnadigt und unter der Diktatur des Generals Ioannis Metaxas reaktiviert.
Lebhafteste patriotische Aktivität entfaltete Z. während der italienischen und deutschen Okkupation in Griechenland. Schon in den ersten Monaten der Besetzung gründete er Ende September 1941 mit Plastiras und Komninos Piromaglu die „Nationale Republikanische Griechische Liga“ (Ethnikos Dimokratikos Ellinikos Syndesmos = EDES) und wurde deren militärischer Führer. Widerstandsgruppen wurden ins Leben gerufen, die vom Hauptquartier des Mittleren Ostens als reguläre alliierte Truppe anerkannt wurden. In der Nacht vom 25. auf den 26. November 1942 sprengten sie, in Verbindung mit Widerstandsgruppen der „Nationalen Befreiungsarmee“ (Ethnikos Laikos Apeleftherotikos Stratos = ELAS) und britischen Saboteuren die Gorgopotamos-Eisenbahnbrücke bei Lamia und unterbrachen so für sechs Wochen die wichtige Nachschublinie der deutschen Armee in Nordafrika gerade in der entscheidenden Phase der Schlacht um El Alamein. An der Operation, die Z. leitete, nahmen 60 Mann des EDES und 120 Mann der ELAS, angeführt von Aris Veluchiotis, sowie einige Engländer teil. Während die Hauptmacht die in den Brückenträgern verschanzte italienische Bewachungstruppe angriff, brachten die Saboteure an den Pfeilern der Brücke starke Dynamitladungen an. Churchill bezeichnete die Sprengung der Brücke als den größten Sabotageakt gegen die Deutschen in Europa.
Während des auf den Zweiten Weltkrieg folgenden Bürgerkriegs wurde die Widerstandsarmee Z.’ von Gruppen der ELAS im Epirus angegriffen und zog sich nach Korfu zurück. Am 15. Februar 1945 wurde die EDES aufgelöst. Nach Beendigung der militärischen Laufbahn begann Z. in der Politik Karriere zu machen. Er gründete die „Nationalpartei“ (Ethniko Komma), die bei den Wahlen am 31. März 1946 25 Sitze gewann. Z. wurde selbst Abgeordneter von Janina. Nach einer Amtsperiode als Minister ohne Portefeuille wurde er am 23. Februar 1947 Minister für öffentliche Ordnung in der Regierung Dimitrios Maximos, was er bis zum 29. August blieb. Im August 1950 fusionierte seine Partei mit den Liberalen von Sofoklis Venizelos, und Z. wurde am 2. September 1950 Minister für öffentliche Arbeiten. 1952 zog er sich von der Politik zurück.

Literatur

Gatopulos, Dimitrios: Istoria tis katochis. 4 Bde. Athen 1945/47.
Spencer, Floyd A.: War and postwar Greece. Washington 1952.
Chutas, Stilianos: I ethniki antistasi ton Ellinon 1941-1945. Athen 1961.
Dafnis, Georgios: Sofoklis Eleftheriu Venizelos 1894-1964. Athen 1970 (mit Bibliographie).
Richter, Heinz: Griechenland zwischen Revolution und Konterrevolution (1936-1946). Frankfurt/M. 1973.

Verfasser

Walter Puchner (GND: 115411496)


GND: 124972403

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Empfohlene Zitierweise: Walter Puchner, Zervas, Napoleon, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 486-488 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1891, abgerufen am: (Abrufdatum)

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