Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Uzunović, Nikola

Uzunović, Nikola, jugoslawischer Politiker, * Niš 3.05.1873, † Belgrad 20.(?) 09.1954.

Leben

Nach Absolvierung des Jusstudiums an der Belgrader Hochschule trat U. in den Staatsdienst ein, wo er die Funktionen eines Richters, Kreisgerichtspräsidenten und Kreishauptmanns ausübte. 1905 wurde er als Abgeordneter der Radikalen Partei in das serbische Parlament (Skupština) gewählt. In der Radikalen Partei gehörte er als Mitglied des Zentralausschusses der Führungsspitze an und bekleidete ab März 1921 Ministerposten in fast allen Kabinetten von Nikola Pašić. Er war von März bis Juli 1921 Minister für Agrarreform, von Dezember 1922 bis März 1924 Minister für Bauwesen, von März bis Juli 1924 Minister für Sozialpolitik und von November 1925 bis April 1926 wieder Minister für Bauwesen. Als Pašić wegen der Korruptionsaffäre seines Sohnes zurücktrat, wurde U. Ministerpräsident. In der kurzen Zeit vom 8. April 1926 bis 17. April 1927 bildete er sechs Regierungen und demissionierte achtmal, was deutlich den Niedergang der parlamentarischen Demokratie im Königreich SHS widerspiegelt. Während seiner Ministerpräsidentschaft konnte König Alexander I. Karadjordjević seinen Einfluß auf die Regierungsgeschäfte entscheidend verstärken, indem er die Fraktionsbildung innerhalb der großen politischen Parteien schürte und sie so schwächte. Die Radikale Partei zerfiel in drei Gruppen: die „Jungradikalen“ unter Ljubo Jovanović, die Pašić-Anhänger“ und das „Zentrum“ mit U. an der Spitze.
Nach der Ausrufung der Königsdiktatur am 6. Januar 1929 stellte sich U. mit vielen anderen führenden Politikern der Radikalen Partei in den Dienst des Monarchen. Er war in den beiden ersten Kabinetten des Generals Petar Živković vom Januar 1929 bis Januar 1932 Minister ohne Portefeuille. Als nach der oktroyierten Verfassung vom 3. September 1931 zu einem, wenn auch sehr beschränkten Parlamentarismus zurückgekehrt werden sollte, war U. einer der Mitbegründer und später Vorsitzender der neuen Staatspartei. Diese Partei, die nie einen wirklichen Rückhalt bei der Bevölkerung fand, sollte die alten Parteien ersetzen und alle sozialen Schichten und nationalen Gruppen einbeziehen, was schon aus ihrem Namen, „Jugoslawische radikal-bäuerliche Demokratie“ (Jugoslovenska radikalno-seljačka demokratija = JRSD), hervorgeht. 1933 wurde sie in „Jugoslawische Nationalpartei“ (Jugoslovenska nacionalna stranka = JNS) umbenannt und 1935 vom Prinzregenten Paul Karadjordjević fallen gelassen, worauf sie und ihre Führer keine besondere Rolle mehr spielten. Als Vorsitzenden der JNS machte König Alexander, nachdem Milan Srškić mit seiner „Politik der starken Hand“ die Opposition der neu aufgelebten alten politischen Parteien nicht brechen konnte, U. am 27. Januar 1934 zum Ministerpräsidenten. Aber auch er war als großserbischer Altradikaler nicht in der Lage, ausgleichend zu wirken und hielt selbst nach der Ermordung König Alexanders in seinem nunmehr neunten Kabinett (bis 20.12.1934) an dessen zentralistisch-unitaristischem Staatsprinzip fest.

Literatur

Čulinović, Ferdo: Jugoslavija izmedju dva rata. 2 Bde. Zagreb 1961.
Milovanović, Nikola: Od marseljskog atentata do trojnog pakta. Zagreb 1963.
Stojkov, Todor: Opozicija u vreme šestojanuarske diktature 1929-1935. Beograd 1969.
Gligorijević, Branislav: Demokratska stranka i politički odnosi u Kraljevini Srba, Hrvata i Slovenaca. Beograd 1970.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)


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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Uzunović, Nikola, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 375 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1819, abgerufen am: (Abrufdatum)

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