Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Văcărescu

Văcărescu, walachisches Großbojarengeschlecht, das seit dem 17. Jh. eine beachtliche Zahl  von Staatsmännern, Diplomaten, fünf Dichter sowie eine Reihe von Fürsten-Gattinnen hervorbrachte.

Leben

Der Erstgenannte war Stoica ot Văcăreşti (Name des Gutes) um 1535. Die Familientradition führt jedoch auf Ugrin/Udrişte ,,vir nobilis in Fagaras“ (Fogarasch/ Siebenbürgen) um 1300 zurück. 1947 starben die V. aus.
Alecu V., Dichter, * ca. 1762, † 1800, Sohn von Ienăchiţă V., schrieb griechische und rumänische Verse in anakreontischem, z.T. auch volkstümlichem Stil.
Barbu V., Staatsmann (1782 spătar, 1821 vistier und während der Herrschaft Grigore IV. Ghicas im Jahre 1827 Kaymakam), * (?), † (?). Seine konservativen politischen Reformvorstellungen legte er 1819 in einem Memorandum vor: „Proiect de reformă a administraţiei Ţării Româneşti“ (Reformprojekt der Verwaltung der Walachei).
Elena V. (auch Hélène Vacaresco), rumänische Diplomatin und französischsprachige Dichterin, * Bukarest 3.(?) X. 1864, † Paris 17.02.1947, Tochter von Ioan V., seit 1879 auch in Paris erzogen. Die von Carmen Sylva bevorzugte Hofdame mußte 1891 ihre Verlobung mit Kronprinz Ferdinand lösen, da diese auf den Widerstand des Hauses Hohen zollern und der Bojarenfamilien Carp, Cantacuzino, Florescu und Sturdza stieß. Ab dann lebte Elena V. vorwiegend als Dichterin („Chants d’aurore“, 1886; „Lueurs et flammes“, 1903; Volksliedersammlungen „Lieder aus dem Dimbovitzathal“, 1889; „Nuits d’Orient“, 1907; Memorialistik „Memorial sur le monde mineur“, 1946) in Frankreich, das ihr zwei Akademiepreise für Dichtung verlieh. Die Rumänische Akademie wählte sie 1934 zu ihrem ersten weiblichen Vollmitglied. Rumänien diente Elena V. seit 1919 als Diplomatin: zunächst wurde sie Sekretärin, dann erhielt sie höhere Ämter in der ständigen Delegation beim Völkerbund (1919-1940). Sie war Gründungsmitglied und Abgeordnete der Vorgängerin der UNESCO, des Institut international de coopération intellectuelle (1924) und ab 1945 der UNESCO und gehörte der rumänischen Gruppe bei den Friedensverhandlungen in Paris neben Gheorghe Tătărescu und Gheorghe Gheorghiu-Dej an (1946). Daneben sind ihre ständigen Bemühungen um einen geistigen Austausch zwischen Rumänien und Frankreich zu erwähnen, dem sie sich in zahlreichen Vorträgen, Gastdozenturen und der Gründung eines Katheders „M. Eminescu“ in Nizza (1937, 1943) widmete.
Ianache V. (auch Iane, Enache), hoher Würdenträger (agă, m. paharnic, m. clucer, m. vistiernic) und enger Berater des Fürsten Constantin Brîncoveanu, mit dem er durch Heirat verwandt war, † (ermordet) Istanbul 1714 wie 1685 auch sein Vater Negoiţă/Neagoe.  Im österreichisch-türkischen Krieg übernahm er mehrere diplomatische Missionen, und zwischen 1704 und 1707 sowie 1709 war er Kapukechaia Brincoveanus in Istanbul, mit dessen Söhnen er hingerichtet wurde.
Iancu V. (auch Ioan, Enache), Dichter und Staatsmann, * Bukarest 1791, † ebd. 3.03.1863, Sohn von Alecu V. Er wurde zwischen 1804 und 1815 in Wien erzogen, wo er sich mit französischer, deutscher und italienischer Lyrik bekanntmachte, was sich später u. a. an Übersetzungen aus Jean Racine, von Goethes „Faust“ und von Pietro Antonio Meta-stasio ins Rumänische und von Gottfried August Bürger inspirierten Balladen nachweisen läßt. - In Bukarest förderte er die Gründung rumänischer Schulen, so z. B. der Akademie ,Sf. Sava‘ unter Gheorghe Lazăr (1818), die Anfänge des einheimischen Theaters und der Presse. Als Staatsmann blieb er zeit seines Lebens ein Konservativer. Unter Grigore IV. Ghica wurde er Innen- und Außenminister. 1831 wurde er jedoch, da er ein Gegner des ,Règlement organique' war, aus der Adunarea obştească ausgeschlossen und auf seine Güter verbannt. Auch als Präsident des Einstweiligen Diwan trat er 1836 wegen politischer Divergenzen zurück. Unter Gheorghe Dimitrie Bibescu, gegen den er 1842 für die Fürstenwürde kandidierte, war er Abgeordneter und 1848 Mitglied des Hohen Gerichtshofes. Er war ein überzeugter Monarchist, und gegen Ende seines Lebens hielt er auch die Union für unausweichlich. Seine Gedichte erschienen 1830 in der Sammlung „Poezii alese“.
Ienăchiţă V. (auch Ianachi, Ienachi), Staatsmann, Diplomat, Dichter und Historiker, * um 1740, † Bukarest 12.07.1797, Sohn des Ştefan und Enkel des Ianache V., durch Heirat mit den Fürsten Grigore III. Ghica und Nicolae Caragea nahe verwandt, die vor allem seine politische Laufbahn erleichterten. Seine wichtigsten Hofämter waren die eines Schatzkanzlers (vistiernic 1767, 1774, 1784), Schwertträgers (spătar 1780, 1782), Hofmarschalls (vornic 1787) und Großen Banus (1797). Seine enge Bindung an die genannten und einige weitere Fürsten bedeutete, daß er dreimal ins Exil mußte: 1764 und 1770-1774 nach Kronstadt/Siebenbürgen, da er ein Gegner der Fürsten Ştefan Racoviţă und Monole Giani-Ruset war, und 1788-1790 nach Nicopolis, Rhodos, Türnovo und Adrianopel, bis es ihm schließlich gelang, Nicolae Mavrogheni zu stürzen. Als an griechischer Lebensart und Gesittung geschulter Staatsmann verstand es Ienăchiţă V., sich seines diplomatischen Talents auf das Geschickteste zu bedienen: 1769, nachdem die Russen in Bukarest eingezogen waren, versprach er, eine Mission an den Hof der Zarin Katharina II. zu übernehmen; da er aber ein Anhänger der osmanischen Oberherrschaft in der Walachei war, begann er, statt nach St. Petersburg zu gehen, zwischen den in Kronstadt flüchtigen Bojaren und der Pforte zu vermitteln. Zugleich befreundete er sich in Siebenbürgen mit Samuel Freiherr von Brukenthal und wurde 1773 von Kaiser Joseph II. empfangen. Im Gefolge des neuen Fürsten Alexandru Ipsilanti kehrte er 1774 nach Bukarest zurück. 1781 traf er in Wien ein zweites Mal den Kaiser. Diese Kontakte zum Habsburger Reich veranlaßten ihn wohl, sich 1787 an die Spitze einer mehrheitlichen Bojarengruppe zu stellen, die für den Fall eines neuerlichen russisch-türkischen Krieges den Schutz Josephs II. für die Walachei erbat. Im gleichen Jahre und 1789 besetzte der kaiserliche Feldmarschall Prinz von Sachsen-Cohurg-Saalfeld tatsächlich Teile der Walachei, wurde aber nach dem Frieden von Svistov 1791 wieder abgezogen. - Ienăchiţă V. arbeitete am Gesetzbuch Fürst Ipsilantis mit. 1783 erschien in Rîmnic (Wien2) die „Grammatik“ V.s, eine der ersten der rumänischen Sprache, in deren Vorwort er die sogenannte ,Flacchus/Walachus‘-These vortrug, um die Herkunft seines Volkes zu erklären. Da dieses Geschichtsbild nach dem Erscheinen der Werke Grigore Ureches und Miron Costins sowie der historischen Arbeiten aus der ,Sie- benbürgischen Schule' überholt war, ließ er die Einleitung in der zweiten Wiener Auflage weg. Sein Geschichtswerk über die Osmanen „Istoria otomanească a prea-puternicilor şi marilor împăraţi" (Osmanische Geschichte der allmächtigen und großen Kaiser), das er in seinem letzten Exil nach türkischen und griechischen Quellen wie auch Augenzeugenberichten verfaßte, bietet für das 18. Jh. Interessantes, bleibt im Ganzen aber weit hinter Dimitrie Cantemirs Türkengeschichte zurück. Seine Gedichte erschienen zumeist postum in einer Sammlung Nicolae V.s, seines zweiten Sohnes (* um 1784, † um 1828), der ebenfalls Dichter war.
Ioan V., Offizier und Diplomat, * 1839, † Paris 1914, Sohn Iancu V.s, war zwischen 1888 und 1892 rumänischer Gesandter in Brüssel, Belgrad und Rom.
Theodor V., Offizier und Diplomat, * 1842, † 1914, aus einer anderen Linie der V. stammend, besuchte um 1858 die Preußische Militärakademie und studierte anschließend Sprachen in Berlin. 1866 vertrat er Rumänien in Sachen Eisenbahnbau in Berlin. Er bekleidete abwechselnd diplomatische Ämter (Konsul in Belgrad 1871, Gesandter in Brüssel 1882, Rom 1885 und Wien 1888), bei Hofe (1873 Hofmarschall) und war im Senat. Seine Erinnerungen an den Unabhängigkeitskrieg hielt er in dem Buche „Luptele Românilor în rezbelul 1877-1878“ (Die Kämpfe der Rumänen im Kriege 1877-1878, 2 Bde, Bukarest 1886/87) fest, welches zu den führenden Werken über diesen Krieg gehört.

Literatur

Iorga, Nicolae: Istoria literaturii române în secolul al XVIII-lea. 2 Bde. Bucureşti 1969.
Georgescu, Vlad: Ideile politice şi iluminismul în Principatele române. 1750-1831. Bucureşti 1972.
Stăvăruş, Ion: Elena Văcărescu. Bucureşti 1974.

Verfasser

Krista Zach (GND: 120069873)

GND: 132263157

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd132263157.html


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Empfohlene Zitierweise: Krista Zach, Văcărescu, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 375-378 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1820, abgerufen am: (Abrufdatum)

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