Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kézai, Simon

Kézai, Simon (Simon von Kéza), ungarischer Chronist, * Kéza (Komitat Fejér), † Stuhlweißenburg (?) nach 1283, aus einem minderfreien Geschlecht.

Leben

K. war Hofkleriker des Königs Ladislaus IV. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung war seine „Gesta Hungarorum“ die Weiterführung und Ergänzung einer heute verschollenen „Ur-Gesta“ (von etwa 1065) in ihrer um 1270 von Meister Ákos (de genere Ákos, Hofkaplan, später Propst von Ofen, gest. 1272) überarbeiteten Form. Als wichtigste Neuerung brachte K. in seiner Gesta einen Vorspann über die Geschichte der Hunnen, die er aufgrund geläufiger Ansichten (etwa Gottfrieds von Viterbo u. a.), wohl im Sinne seines sich orientalisch gebenden und mit den Rumänen sympathisierenden Königs, mit den Ungarn gleichsetzte. Demgemäß wurde bei ihm die Landnahme des 9. Jh.s zum „zweiten Eintritt der Ungarn in Pannonien“. In der Hunnengeschichte fanden auch K.s Ansichten über die ursprüngliche Gleichheit aller Freien Platz. Bereits sein unmittelbarer Vorgänger hatte den Bericht der Ur-Gesta über die sieben Stammesfürsten mit Hinweisen auf andere nobiles, die er in die communitas der Adeligen mit einbezogen wissen wollte, ergänzt. K. ging darüber hinaus, indem er eine ausführliche Darstellung der 108 adeligen Geschlechtern seinem Werk anhing. In der vorchristlichen Zeit soll diese communitas alle wichtigen Beschlüsse, etwa über Krieg und Frieden, gefaßt und die von ihr gewählten rectores nötigenfalls abgesetzt haben. Dieses Idealbild einer „Goldenen Vorzeit“ - in der mittelalterlichen Literatur nicht unbekannt - dürfte hier als gelehrte Historisierung der politischen Vorstellungen jenes Kleinadels gedient haben, der sich in K.s Zeit in den adeligen Komitaten zu organisieren begann; es konnte aber auch aus der Terminologie des römischen Rechts entlehnt worden sein. Jedenfalls erhielt dieser Begriff der communitas, da K.s Erzählung durch die „Chronica“ von János Thúróczy in das „Tripartitum“ István Werbőczys übernommen wurde, eine gewichtige politische Wirkung, auch für die Neuzeit. Während die Hunnengeschichte K.s mit wenigen Änderungen von der späteren Geschichtsschreibung übernommen wurde, entnahm die um 1358 entstandene Chronik die ungarische Geschichte aus der früheren, von K. auch benutzten Gesta-Tradition nebst ihrer Fortsetzung aus dem frühen 14. Jh. Als Verfasser dieser Redaktion wurde der Kleriker Márk Kálti angesehen. Er war 1336-1352 an der Hofkapelle tätig und starb nach 1358 als Kustos in Stuhlweißenburg. Káltis Verfasserschaft wird heute ange- zweifelt, schon weil die Staatstheorie des ihm zugeschriebenen Textes eher auf die Ideenwelt der Bettelorden, als auf die eines Hofklerikers hinweist. Dieser Text wurde um 1375 in reich illuminierter Form, allerdings unvollendet, abgeschrieben, und ist, als die sog. Wiener Bilderchronik (Bécsi Képes Krónika), das prächtigste erhaltene Geschichtsbuch des hochmittelalterlichen Ungarn. Die „Gesta Hungarorum“ und die „Wiener Bilderchronik“ wurden von Sándor Domanovszky in Imre Szentpéterys „Scriptores rerum Hungaricarum tempore ducum regumque stirpis Arpadianae ge- starum“ 1937 in Budapest herausgegeben. Volksgemeinde-communitas schrieb und eine Liste von souveränen

Literatur

Kaindl , Raimund Friedrich: Studien zu den ungarischen Geschichtsquellen. X. Keza’s Chronik. In: Arch. österr. Gesch. 88 (1900) 400-424.
Domanovszky, Sándor: Kézai Simon mester krónikája. Budapest 1906.
Jakubovich, Emil: Adalékok legrégibb nyelvemlékes okleveleink és krónikáink íróinak személyéhez. II. In: Magy. Nyelv 21 (1925) 25-38.
Váczy, Péter: A népfelség elvének első magyar hirdetője a XIII. században: Kézai Simon mester. In: Emlékkönyv Károlyi Árpád születése nyolcvanadik fordulójának ünnepére. Budapest 1933, 546-563.
Macartney, C[arlile] A[ylmer]: The origin of the Hun Chronicle and Hungarian historical sources. Oxford 1951.
Gerics, József: Adalékok a Kézai-krónika problémáinak megoldásához. In: Ann. Univ. Budapest., Sect. hist. 1 (1957) 106-134.
Horváth, János: A huntörténet és szerzője. In: Irod.-tört. Közl. 67 (1963) 446-476.
Mályusz, Elemér: A Thúróczykrónika és forrásai. Budapest 1967 (mit Bibliographie).
Szűcs, Jenő: Társadalomelmélet, politikai teória és történetszemlélet Kézai Gesta Hungarorumában. In. Ders.: Nemzet és történelem. Budapest 1974, 413-556.

Verfasser

János M. Bak (GND: 12185485X)

GND: 118561839

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118561839.html


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Empfohlene Zitierweise: János M. Bak, Kézai, Simon, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 398-399 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1123, abgerufen am: (Abrufdatum)

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