Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Khevenhüller-Frankenburg, Grafen von

Khevenhüller-Frankenburg, Grafen, aus einem im Mittelalter aus Mittelfranken nach Kärnten eingewanderten Adelsgeschlecht, das in Österreich ansässig geworden ist.

Leben

Franz Christoph K., kaiserlicher Diplomat, * Klagenfurt 21.02.1588, † Baden bei Wien 13.06.1650. Als kaiserlichem Gesandten am spanischen Hof zu Madrid gelang es Franz Christoph K., 1617 den sogenannten Savoyischen Frieden mit Spanien und der Republik Venedig abzuschließen, in dem er die von Venedig geforderte Aussiedlung der Uskoken um Zengg (Senj) verhindern und Österreich den freien Zugang zur Adria und freie Schiffahrt sichern konnte. Nach seiner Rückkehr von Madrid (1631) blieb er enger Berater Kaiser Ferdinands II. und hatte auch das Generalat der windisch-kroatischen Grenze auf vier Jahre inne. In den von ihm verfaßten „Annales Ferdinandei“ (9 Bände, 1640/46; vollständig 14 Bände, 1721/26) verarbeitete er ein reichhaltiges Quellenmaterial; sie stellen für die Geschichte Österreichs an der Wende des 16. zum 17. Jh. ein bedeutsames Werk dar. Ludwig Andreas K., kaiserlicher Feldmarschall, * Linz 30.11.1683, † Wien 26.01.1744, Enkel von Franz Christoph K. und mütterlicherseits auch von Fürst Raimund Montecuccoli. Mit 19 Jahren, im Jahre 1702, trat K. in das kaiserliche Heer. Nach Verteidigung seiner oberösterreichischen Heimat gegen bayerische Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg kam K. in die Armee des Prinzen Eugen, der ihn zum Beginn des Türkenkrieges 1716 zu seinem Generaladjutanten ernannte. Als Auszeichnung für seine Waffentaten erhielt K. nach der Eroberung von Belgrad 1717 die Kommandantur des Dragoner- Regimentes „Prinz Eugen“. Die anschließende Friedenszeit verbrachte K. als Kommandant in Esseg mit der Abfassung der „Observationspunkte, wie ein jeder Dragoner charaktermäßig seine Schuldigkeit zu beobachten habe“, die 1729 in Kronstadt erschienen und eine Reform der österreichischen Reiterei in die Wege leiteten, die mit dem 1737 ebenfalls von K. verfaßten „Reglement und Ordnung der kaiserlichen Infanterie“ auch diese miteinschloß. Im Polnischen Thronfolgekrieg zeichnete sich K. als erfolgreicher Verteidiger Tirols aus (1734). Auch in dem folgenden Türkenkrieg (1737-1739) bewährte sich K. mit der Eroberung von Niš; im Verlauf des Rückzuges von Vidin lieferte er 1737 bei Radujevac (heute zu Negotin gehörig) ein erfolgreiches Nachhutgefecht gegen eine vielfache Übermacht. Im selben Jahr ernannte ihn Kaiser Karl VI. zum Feldmarschall sowie zum Gouverneur und Kommandierenden General in Slawonien, wo er die Grenze aufbaute. Beim Ausbruch des österreichischen Erbfolgekrieges setzte K. als Stadtkommandant von Wien die Residenz in Verteidigungsbereitschaft. Im Winterfeldzug 1741/42 vertrieb K. an der Spitze eines Armeekorps die eingedrungenen Bayern aus dem Lande ob der Enns, eroberte 1742 und 1743 Bayern selbst und wirkte an der Vertreibung der feindlichen Truppen aus Böhmen mit. Auch die Pläne des Feldzuges 1744 wurden noch von K. ausgearbeitet. Die für Österreich glückliche Wendung von der Defensive in die Offensive im Erbfolgekrieg ist in entscheidendem Maße K.s erfolgreicher Armeeführung zu verdanken.

Literatur

Czerwenka, Bernhard: Die Khevenhüller. Geschichte des Geschlechtes mit besonderer Berücksichtigung des 17. Jahrhunderts. Wien 1867.
Thürheim, A. Graf: Feldmarschall Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller-Frankenburg, seiner großen Herrscherin „treuer Vasall und Beschützer“ 1683-1744. Wien 1878.
Wolf, Adam: Geschichtliche Bilder aus Österreich. Bd 1. Wien 1878, 113-171.
Gigante, Silvino: Venezia e gli Uscocchi dal 1570 al 1620. Fiume 1904.
Schulz, Heinz: Der Gesandte des 16./17. Jahrhunderts. Allgemeine Erörterungen in Verbindung mit diesbezüglichen Feststellungen aus dem Leben des Gesandten Franz Christoph Graf Khevenhüller. (Diss.) Erlangen 1949.
Mecenseffy, Grete: Habsburger im 17. Jahrhundert. Die Beziehungen der Höfe von Wien und Madrid während des Dreißigjährigen Krieges. In: Arch. österr. Gesch. 121/1. Wien 1955.
Peball, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg. In: Mitt. österr. Staatsarch. 9 (1956) 1-22.
Hillbrand, Erich: Die Einschließung von Linz 1741/42. Wien 1970. = Militärhistorische Schriftenreihe. 15.

Verfasser

Gerhard Seewann (GND: 1069961280)

GND: 118722174

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722174.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Seewann, Khevenhüller-Frankenburg, Grafen von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 400-401 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1124, abgerufen am: (Abrufdatum)

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