Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Johannes V. Palaiologos
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Johannes V. Palaiologos

Johannes V. Palaiologos, byzantinischer Kaiser 1341-1391, * Konstantinopel 18.06.1332, † ebd. 16.02.1391, Sohn Andronikos’ III. Palaiologos und der Anna von Savoyen.

Leben

Der mit neun Jahren auf die Proklamation Johannes’ VI. Kantakuzenos hin zum Kaiser gekrönte J. stand bis 1347 unter der Vormundschaft seiner Mutter und des Patriarchen Johannes XIV. Kalekas und danach zunächst im Schatten Johannes’ VI., dessen Tochter Helene er 1347 heiratete. Ein mit Unterstützung Stefan Dusans gegen Johannes VI. und seine türkischen Verbündeten geführter Aufstand endete 1352 mit einer Niederlage. Angesichts der türkischen Eroberungen in Europa, die den Sturz Johannes’ VI. mitverursacht hatten, richtete er bereits 1355 an Innozenz VI. ein Gesuch um militärische Unterstützung, wofür er die Bekehrung seiner Untertanen zum römischen Glauben versprach. Ein freundliches Schreiben des Papstes blieb die einzige Reaktion. Als nach Didymoteichos (1361) und Adrianopel (1361 ?) schließlich auch Philippopel (1363) vor Murad I. und seinem Feldherrn Lala Şahin kapituliert hatte, und Beistandsverhandlungen mit der Witwe des 1355 verstorbenen Stefan Dusan ergebnislos verlaufen waren, reiste J. 1366 nach Ofen, um den Ungarnkönig Ludwig I. um Hilfe zu bitten. Doch dieser verlangte nicht nur Bekehrung, sondern auch Wiedertaufe nach römischem Ritus; auf der Heimkehr wurde J. zudem noch von den Bulgaren der Weg versperrt, so daß er von seinem Vetter Amadeo von Savoyen befreit werden mußte. Unverdrossen nahm J. 1367 wieder Kontakt mit dem Papst auf und reiste, nur von wenigen, darunter Demetrios Kydones, begleitet, nach Rom, wo er am 18. Oktober 1369 das römische Glaubensbekenntnis unterschrieb, sozusagen im Alleingang; zur gleichen Zeit ermahnte Patriarch Philotheos Kokkinos alle Orthodoxen zur Beibehaltung ihres Glaubens. Auf dem Rückweg wurde J. wegen Geldmangels zehn Monate in Venedig festgehalten und mußte von seinem Sohn Manuel (II.), damals Regent in Thessalonike, ausgelöst werden. Noch bevor er Konstantinopel im Oktober 1371 erreichte, war die Erhebung der serbischen Fürsten Ugljesa und Vukasin bei Gernomen an der Marica am 26. September 1371 von den Türken zerschlagen worden. Obwohl am Kampf nicht beteiligt, mußte Byzanz den Türken Tributzahlungen und Heeresfolge leisten und hilflos Zusehen, wie die Invasoren 1383 Serrhes und 1384 (?) Thessalonike eroberten und am 15. Juni 1389 auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) in dem Serbenfürsten Lazar den letzten ernsthaften Gegner auf dem Balkan bezwangen. Die letzten Regierungsjahre des J. waren von der Auseinandersetzung mit seinem Sohn Andronikos IV. überschattet, der, nachdem ein erster Putschversuch 1373 mißglückt war, sich 1376-1379 des Thrones bemächtigte. J. gelang zwar mit Hilfe des Sultans die Rückkehr, doch mußte er Andronikos IV. und dessen Sohn Johannes VII. als Mitkaiser anerkennen und ihnen einige Städte abtreten. Kurz vor dem Ende seines an Demütigungen und Enttäuschungen reichen Lebenswegs mußte J. auch noch die Usurpation JohannesVII. hinnehmen, ehe er nach einigen Monaten von Manuel (II.) auf dem Thron restituiert wurde.

Literatur

Halecki, Oscar: Un empereur de Byzance à Rome. Vingt ans de travail pour l'union des églises et pour la défense de l'Empire d’Orient: 1355-1375. Varsovie 1930.
Moravcsik, Gyula: Vizantijskije imperatori i ich posli v g. Buda. In: Acta Hist. Acad. Sci. Hung. 8 (1961) 239-256.
Ostrogorsky: S. 440-453.
Beldiceanu-Steinherr, Irène: La conquête d’Andrinople par les Turcs: La pénétration turque en Thrace et la valeur des chroniques ottomanes. In: Centre de recherche d’histoire et civilisation byzantines. Travaux et Mémoires. Vol. 1. Paris 1965, 439-461.
Dies.: La prise de Serres et le Firman de 1372 en faveur du monastère de Saint-Jean-Prodrome. In: Acta Historica 4 (1965) 15-24.
Pall, Francisc: Encore une fois sur le voyage diplomatique de Jean Ve Paléologue en 1365/66. In: Rev. Ét. sud-est europ. 9 (1971) 535-540.
Inalcik, Halil: The Conquest of Edirne (1361). In: Archivum Ottomanicum 3 (1971) 185-210.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

GND: 118712462

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712462.html


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Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Johannes V. Palaiologos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 282-283 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1046, abgerufen am: (Abrufdatum)

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