Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kydones, Demetrios

Kydones, Demetrios, byzantinischer Schriftsteller und Staatsmann, * Thessaloniki 1323 (?), † Kreta 1397 oder 1398, aus vornehmer Familie.

Leben

 K. erhielt in Thessaloniki eine glänzende humanistische Bildung. Zu seinen Lehrern zählte u. a. der berühmte Theologe und spätere Metropolit Neilos Kabasilas. K.’ Vater war ein Anhänger des nachmaligen Kaisers Johannes VI. gewesen und für Andronikos III. als Gesandter an die Goldene Horde politisch hervorgetreten. Dies bewog auch den Sohn, der dem späteren Herrscher erstmals bei einem Besuche Andronikos’ III. in Thessaloniki begegnete, in den Dienst des Kantakuzenen zu treten. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges 1341 zwischen Johannes V. Palaiologos und Johannes VI. Kantakuzenos wurde K. aus seiner Heimatstadt von der Palaiologenpartei vertrieben. Zu einem inneren Wendepunkt für K. wurde seine Begegnung mit der lateinischen Sprache, die er sich als Beamter des Kaisers aneignen mußte. Sie brachte ihn in unmittelbare Berührung mit den Schriften der abendländischen Scholastik. 1354 übersetzte er als erstes Werk die „Summa contra gentiles“ und 1355-1358 die „Summa theologica“ des Thomas von Aquin. Als 1354 Johannes V. zur Alleinherrschaft gelangte, trat K. in dessen Gefolgschaft über und führte als enger Vertrauter des Kaisers wichtige Aufträge aus. Etwa um das Jahr 1360 konvertierte er zum römisch-katholischen Glauben. In der Folgezeit war er als Bevollmächtigter Johannes’ V. bei den Unionsgesprächen mit der römischen Kurie tätig und war in dieser Eigenschaft in den Jahren 1369/71 auch Begleiter des Kaisers auf dessen Romreise. In den späteren Jahren hat K. seinen politischen Einfluß auf den Kaiser weithin verloren. Einige Zeit verbrachte er am Hofe der Gattilusi auf Lesbos (1371-1374) und ging nach vorübergehender Aussöhnung mit Johannes V. etwa 1385 nach Venedig, wo er das Bürgerrecht von der Signorie erhielt. K. lebte dort bis 1396. Wenig später, bei einem Aufenthalt auf dem venezianischen Kreta, verstarb er (1397 oder 1398). K. hat dank seiner zahlreichen Übersetzungen aus dem Lateinischen, darunter Übertragungen des Augustinus, Anselms von Canterhury und vor allem des Thomas von Aquin, eine tiefe Wirkung auf die byzantinische Theologie des 14. Jh.s ausgeübt. Sein einschlägiges Schrifttum wurde indes auch von großer Bedeutung für die griechisch-römischen Unionsdiskussionen bis hin zum Konzil von Ferrara-Florenz. Daneben hinterließ K. theologische Streitschriften, die sich in erster Linie gegen Gregorios Palamas’ Lehren und die Partei der Palamiten richteten. Die Briefe des K. sind eine der bedeutendsten Quellen zur byzantinischen Geschichte der zweiten Hälfte des 14. Jh.s und zugleich eines der faszinierendsten Dokumente des griechischen Humanismus.

Literatur

Mercati, Giovanni: Notizie di Procoro e Demetrio Cidone, Manuele Caleca e Teodoro Meliteniota ed altri appunti per la storia della teologia e della letteratura bizantina del secolo XIV. Roma 1931.
Beck: S. 733-737.
Loenertz, Raymond-Joseph: Démétrius Cydonès. In: Orient. Christ. Period. 37 (1970) 47-72; 37 (1971) 5-39.

Verfasser

Peter Wirth (GND: 132882191)

GND: 118638718

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118638718.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Wirth, Kydones, Demetrios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 538 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1223, abgerufen am: (Abrufdatum)

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