Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Glatz, Eduard

Glatz, Eduard, deutschungarischer Publizist, * Wien 16.11.1812, † Budapest 31.05.1889, Sohn von Jakob G.

Leben

G. besuchte ab 1824 das evangelische Lyzeum in Preßburg und studierte in Wien und Leipzig evangelische Theologie. Nach zweijähriger Hauslehrertätigkeit in ungarischen Adelsfamilien wirkte er 1837-1840 am evangelischen Gymnasium in Teschen. Ab 1840 unterrichtete er an der Höheren Evangelischen Mädchenschule in Preßburg. 1845 wurde er Hauptschriftleiter der von Gustav Heckenast herausgegebenen „Pester Zeitung“, die ein Gegengewicht zu Kossuths „Pesti Hírlap“ bilden sollte. G. blieb - mit einer Unterbrechung 1849 - Schriftleiter dieser Zeitung bis 1852, dann übernahm er die Schriftleitung des Nachfolgeblattes „Pest-Ofner Zeitung“ 1852-1861 und der „Ungarischen Nachrichten“ 1862-1865. Mit dem sich abzeichnenden Ausgleich zog sich G. ganz von der politischen Publizistik zurück und war ab 1865 nur noch Feuilletonredakteur des offiziösen „Pester Lloyd“.
G. gehörte in Preßburg zu einem literarischen Kreis, der deutsches Kulturbewußtsein und liberalen Protestantismus miteinander verband. So stand dieser Kreis einerseits der von Graf István Széchenyi repräsentierten ungarischen Reformbewegung positiv gegenüber, während er den sich dabei äußernden magyarischen Nationalismus als Angriff auf das eigene Volkstum empfand. Haupt dieses Kreises war der Preßburger Pädagoge, Literarhistoriker und Dichter Tobias Gottfried Schröer (Pseudonym Chr. Öser). Während aber dieser sich in seiner Tätigkeit auf den literarischen und pädagogischen Bereich beschränkte, artikulierte G. die Vorstellungen dieser Gruppe im politischen Bereich in drei Werken, von denen die beiden ersten anonym erschienen sind: „Deutsche Xenien aus und für Ungarn. 1. und 2. Strauß“ (Leipzig 1842, neu herausgegeben in den Südostdeutschen Forschungen 1939), „Das deutsche Element in Ungarn und seine Aufgabe. Eine Zeitfrage, besprochen von einem Deutschungar“ (Leipzig 1843) und „Portfolio oder Beyträge zur Beleuchtung ungarischer Zeitfragen“ (Leipzig 1844).
Das erste Werk kritisiert und ironisiert die Zeitverhältnisse in poetischer Form, die beiden anderen enthalten das politische Programm des volksbewußten deutschen Bürgertums. Die Führungsrolle der Magyaren wird anerkannt, für die Nationalitäten aber die Gleichberechtigung in kultureller Hinsicht gefordert, namentlich die Pflege der eigenen Sprache und die volle Berücksichtigung der Muttersprache im Schulwesen. Dem „deutschen Element“ wird dabei vornehmlich die Aufgabe der Vermittlung westlicher Kultur und Wissenschaft zugewiesen, zu welchem Zwecke es aber seine deutsche Eigenart behalten müsse. 1848/49 wurde G. von Kossuth als Exponent Wiener reaktionärer Politik angesehen, obwohl später auch er in der Bachschen Ära keine Möglichkeit hatte, eigene politische Gedanken zu formulieren. G. übersetzte auch aus dem Ungarischen ins Deutsche (Romane Mór Jókais für Reclams Universalbibliothek).

Literatur

Ertl, Karl Hans: Eduard Glatz. Beiträge zu den Anfängen der deutschen Bewegung in Ungarn. München 1940. = Veröffentlichungen des Südost-Instituts München, 22.
Lades, Hans: Die Nationalitätenfrage im Karpatenraum. Der österreichische Ordnungsversuch 1848/49. Wien 1941.
Szemző, Piroska: A „Pester Zeitung“, egy XIX-ik századbeli kormánylap története. Budapest 1941.
Steinacker, Ruprecht: Eduard Glatz. Der Sprecher des deutschen Bürgertums in Ungarn vor 1848. München 1964. = Kleine Südostreihe. 6.

Verfasser

Ruprecht Steinacker (GND: 105709166)

GND: 128720085

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd128720085.html


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Empfohlene Zitierweise: Ruprecht Steinacker, Glatz, Eduard, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 56-57 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=883, abgerufen am: (Abrufdatum)

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