Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Basileios I.
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Basileios I.

Basileios I., byzantinischer Kaiser 867-886, Begründer der ,makedonischen Dynastie*, * 25.05. 836, † 29. VIII. 886,

Leben

B. entstammte der ländlichen Schicht des Reichsthemas Makedonien. Außergewöhnliche Intelligenz und schrankenloser Ehrgeiz wie nicht minder das Wohlwollen seines Vorgängers Michael III., dessen einstige Geliebte Eudokia Ingerina B. ehelichte, führten ihn in steiler Karriere vom Amt eines kaiserlichen Stallknechts am Hofe von Konstantinopel zu den höchsten Staatsämtern empor. Die eigenhändige Ermordung des berühmten Feldherrn Cäsar Bardas trug ihm von seiten Michaels im Jahre 866 die Mitkaiserkrone ein. Ein Jahr später gelangte B. über die Beseitigung seines Vorgängers und Schutzherrn zur Alleinherrschaft.
Auf dem Felde der Außenpolitik vermochte B. die durch arabische Korsaren bedrohten dalmatinischen Küstenlande wieder fester an das Reich zu ketten. Die abendländische Politik des B., mit dem Ziele, die byzantinische Macht im Bunde mit dem fränkischen Kaiser Ludwig II. auf unteritalienischem Boden zu rekonsolidieren, zeitigte nach anfänglichen Rückschlägen mit der Rückgewinnung Baris und der Wiederherstellung der Abhängigkeit des Fürstentums Benevent (unter dem Feldherrn Nikephoros Phokas) bedeutende Erfolge, welchen allerdings auf Sizilien der Verlust von Syrakus an die Araber gegenüberstand. Nur vorübergehend glückte es B., Zypern der arabischen Fremdherrschaft zu entreißen. Dauernde territoriale Gewinne brachte die militärische Offensive der Byzantiner hingegen an den Grenzen Syriens.
B. entfaltete gleichzeitig eine überaus regsame kirchliche Politik. Die Verständigung mit Rom forderte schon zu Beginn seiner Herrschaft die Absetzung des für die Vorrechte des Kirchenstuhls von Konstantinopel innerhalb der christlichen patriarchalen Pentarchie unermüdlich kämpfenden Patriarchen Photios (867), welchen B. erst nach seinen eigenen kirchenpolitischen Mißerfolgen gegenüber der römischen Kurie ein Jahrzehnt später in seinem Amte restituierte. Dem Disziplinarfall Photios, welchen wenig später die Synode von 869/70 in Gegenwart der päpstlichen Legaten im Sinne Roms erledigte, kommt innerhalb der Kirchengeschichte ganz allgemein hohe Bedeutung zu: Zweifellos bildet die Synode einen Wendepunkt innerhalb der Konzilienhistorie, wenn die römische Tradition jener konstantinopolitanischen Kirchenversammlung, auf welcher es im Grunde lediglich um innerkirchliche Rangfragen ging, den Charakter eines ökumenischen Konzils zuerkannte.
Daß sich im Jahre 870 Bulgarien der kirchlichen Jurisdiktion Konstantinopels, entgegen den Bestrebungen Roms, unterwarf, war von außergewöhnlicher kirchenpolitischer und darüber hinaus von bis zur Gegenwart außerordentlicher kulturgeschichtlicher Bedeutung. In die Regierungszeit B.s fällt auch der Beginn der Christianisierung der Serben. Im Kampfe gegen die Häresie führte B. einen erfolgreichen militärischen Schlag gegen das kleinasiatische Tephrike, das politische wie kirchliche Zentrum der Sekte der Paulikianer.
Auf dem Gebiete der Gesetzgebung veranlaßte B. die Kodifikation zweier bedeutender Rechtssammlungen, des sog. Procheirori - einer Auswahl der wichtigsten Bestimmungen des öffentlichen wie privaten Rechts - und der Epanagoge, welche eine Art Einleitung zum Procheiron bildet, deren Autorschaft auf Patriarch Photios zurückweist.
Der tödliche Jagdunfall des B. im August 886 brachte B.s zweitgeborenen Sohn Leon (VI.) vorzeitig an die Herrschaft.

Literatur

Vogt, Albert: Basile Ier, empereur de Byzance (867-886) et la civilisation byzantine à la fin du IXe siècle. Paris 1908.
Gay, Jules: L’Italie méridionale et l’Empire byzantin depuis l’avènement de Basile Ier jusqu’à la prise de Bari par les Normands (867-1071). Paris 1909.
Bury, J. B.: A History of the Eastern Roman Empire from the Fall of Irene to the Accession of Basile I (802-867). London 1912.
Grégoire, H.: Michael III et Basile le Macédonien dans les inscriptions d’Ancyre. In: Byzantion 5 (1929/30) 327-346.
Adontz, N.: L’âge et l’origine de l’empereur Basile I. In: Byzantion 8 (1933) 475-550, 9 (1934) 223-260.
Ostrogorsky: S. 194-201.
Jenkins, R. J. M.: Byzantium. The imperial centuries, A. D. 610-1071. New York 1966.

Verfasser

Peter Wirth (GND: 132882191)

GND: 118507028

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118507028.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Wirth, Basileios I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 146-148 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=525, abgerufen am: (Abrufdatum)

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