Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

István I. [Ungarn]
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István I. [Ungarn]

Stefan I., der Heilige (István), König von Ungarn 1000-1038, * Gran (Esztergom) um 975, † 15.08.1038, Sohn des Großfürsten Géza aus dem Hause Árpád und der Sarolt, Tochter des Gyula von Siebenbürgen.

Leben

St. wurde zur Zeit der Ungarn-Mission des Bischofs Prunward von Sankt Gallen geboren. Er wurde von Bischof Prunward getauft und von Bischof Adalbert von Prag gefirmt (993). Nachdem St. 996 Gisela, die Schwester des Bayernherzogs Heinrich (des späteren Kaisers Heinrich II.) geheiratet hatte, baute er einen christlichen Hof nach karolingischer Art auf, mußte aber erst noch 997, nachdem er nach dem Tode seines Vaters Fürst geworden war, den Thronprätendenten Koppány besiegen. Mit Unterstützung Ottos III. und durch die Tätigkeit des Abtes Astrik-Anastasius, des päpstlichen Legaten, bekam er vom Papst Silvester II. Fahnenlanze und Krone und wurde am 1. Januar 1001 in Gran gekrönt. Den Ausbau der christlichen Monarchie verhinderten jedoch die mit Byzanz paktierenden Teilfürsten, die er noch besiegen mußte: 1003 Gyula von Siebenbürgen und 1008 Ajtony, der zwischen Donau, Theiß und Körös herrschte.
St. stützte seine Macht auf drei Pfeiler: 1. Die konfiszierten Burgen, Herrschaftsbereiche und Hörigen der früheren Sippenhäuptlinge wurden zu einer Burgorganisation ausgebaut - zusammen 50 Komitate -, an deren Spitze je ein comes mit den ihm unterstellten Burgsoldaten (várjobbágy) und dem Burgvolk (várnép) stand. 2. Aus den früheren Höfen und Dienstvölkern der Árpáden und der besiegten Fürsten wurde eine Hoforganisation geschaffen, die in zahlreiche curtis organisiert und durch den Palatin und die Hofwürdenträger geleitet wurde. 3. Es wurde eine Kirchenorganisation mit zehn Bistümern ausgebaut, an deren Spitze der Erzbischof von Gran, Astrik-Anastasius stand; die Bischofssitze wurden in den früheren Pfalzen errichtet; je zehn Dörfer mußten eine Kirche erbauen. St. gründete außerdem zehn Klöster und führte die lateinische Schrift ein.
Zwei Gesetze von St. sind auf uns gekommen, zuzüglich die „Ermahnungen“, die er an seinen Sohn Emmerich richtete. Seine im Karpatenbecken ausgebaute Monarchie wurde vom Polenherzog Bolesław I. Chrobry um 1014-1017 und von den Petschenegen ohne Erfolg angegriffen; er nahm im Bund mit dem byzantinischen Kaiser Basileios II. an der Eroberung von Bulgarien teil (1014-1018). 1018 verheiratete er seinen Sohn Emmerich mit einer byzantinischen Prinzessin, wodurch das Bündnis mit Byzanz gestärkt und die Öffnung der Pilgerstraße über Ungarn nach Jerusalem ermöglicht wurde. Er baute seinen neuen königlichen Besitz auf dem Pilgerweg in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) auf. Hier stiftete er eine großartige Domkapelle und in Ravenna, Rom, Konstantinopel und Jerusalem je ein Pilgerhaus. St. begann die Münzprägung in Ungarn; seine Silberdenare waren weit im Ausland verbreitet. 1030 wurde Ungarn von Konrad II. angegriffen, der sich aber besiegt zurückziehen mußte. Nach dem Tode des Thronfolgers Emmerich (1031) brach St. gänzlich zusammen, und Gisela übernahm in stärkerem Ausmaß die Regierungsführung. Als Thronfolger wurde Peter Orseolo designiert. Nachdem der zurückgesetzte Prinz Vazul ( Vászoly ) aus dem Hause Árpád den kranken König St. von Meuchelmördern töten lassen wollte, wurde er geblendet und seine Söhne ins Ausland verbannt.
In seinen letzten Lebensjahren verfiel St. der Frömmelei, mit der ihn seine Lebensbeschreiber charakterisiert haben. Er wurde in Stuhlweißenburg begraben und 1083 heilig gesprochen.

Literatur

Stilting, Johannes: Vita Sancti Stephani regis Hungariae. Acta Sanctorum. Sept. I. Antverpiae 1746, 456-575.
Karácsonyi, János: Szent István király élete. Budapest 1904.
Emlékkönyv Szent István király halálának kilencszázadik évfordulóján. 3 Bde. Hrsg. Jusztinián Serédi. Budapest 1938.
Legendae Sancti Stephani regis. Scriptores Rerum Hungaricarum. Bd 2. Hrsg. Emericus Szentpétery. Budapest 1938, 365-440.
Hóman, Bálint: König Stephan I. der Heilige. Die Gründung des ungarischen Staates. Breslau 1938.
Schreiber, Georg: Stefan I. der Heilige. Paderborn 1938.
Szűcs, Jenő: König Stephan in der Sicht der modernen ungarischen Geschichtsforschung. In: Südost-Forsch. 31 (1972) 17-40.
Bogyay, Thomas von: Stephanus Rex. Wien, München 1975.
Györffy, György: István király és műve. Budapest 1977.

Verfasser

György Györffy (GND: 172111161)

GND: 11861777X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd11861777X.html


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Empfohlene Zitierweise: György Györffy, István I. [Ungarn], in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 183-184 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1689, abgerufen am: (Abrufdatum)

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