Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Michael Šišman (Michail III.)
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Michael Šišman (Michail III.)

Michael Šišman (Michail III.), bulgarischer Zar 1323-1330, * 1275/80, † Velbŭžd (Kjustendil) 28.07.1330, Sohn Šišmans, verheiratet in erster Ehe mit Anna, der Tochter des Serbenkönigs Milutin, in zweiter Ehe mit Theodora, der Schwester des byzantinischen Kaisers Andronikos III.

Leben

 M.s Vater Šišman, der Ahnherr des Hauses der Šišmaniden, erscheint Ende des 13. Jh.s in den Quellen, zu einer Zeit, in der die Zentralmacht durch Abspaltung einzelner Boljaren vor allem in Westbulgarien geschwächt wurde. Šišman sagte sich von Tŭrnovo los und machte sich im nordwestlichen Vidin unabhängig. Serbische Angriffe wehrte er mit tatarischer Unterstützung ab, da ihn Nogaj als Vasallen betrachtete. Ein späterer Friedensvertrag mit Serbien wurde durch die Heirat Annas, der Tochter Milutins, mit Šišmans Sohn M. bekräftigt. Als Despot von Vidin unterhielt M. nach dem Tode seines Vaters 1313 weiterhin freundschaftliche Beziehungen zum aufstrebenden serbischen Reich. Diese Freundschaft und der Umstand, daß M. einer der mächtigsten Feudalherren war, mag nach dem plötzlichen Tod Georgi II. Terters (1323) die Wahl M.s zum Zaren beeinflußt haben. Innenpolitisch gesehen diente sie auf jeden Fall einer Stärkung des Zentralismus. Noch vor Antritt der Herrschaft M.s hatten die Byzantiner unter Ausnutzung der fraglichen Thronnachfolge die bulgarischen Gebiete zwischen Sliven und dem Schwarzen Meer eingenommen. Eine Verbesserung der gespannten Beziehungen zu Byzanz erfolgte erst durch die Verbannung Annas und die Heirat M.s mit Theodora, der Schwester AndronikosIII. und Witwe des bulgarischen Zaren Todor Svetoslav. Hinter dieser Heirat stand auch die Absicht M.s, durch verwandtschaftliche Beziehungen zum Herrscherhaus der Terteriden und damit in entfernter Linie der Aseniden seine Stellung innenpolitisch zu sichern. Die Verehelichung mußte jedoch mit einer Abkühlung des gutnachbarlichen Verhältnisses zu Serbien und seinem König Stefan Uroš III. Dečanski, einem Bruder Annas, bezahlt werden. In dem jahrelangen byzantinischen Bürgerkrieg zwischen Andronikos II. und seinem Enkel Andronikos III. stellte sich Bulgarien auf seiten AndronikosII., während Serbien dessen Enkel unterstützte. 1327 wurden jedoch in Černomen die Beziehungen zwischen M. und Andronikos III. vertraglich abgesichert. Im folgenden Jahr brach M. aber den Vertrag und unterstützte aus eigennützigen Absichten wiederum Andronikos II. Nach Beendigung des Bürgerkrieges 1328 schlossen M. und Andronikos III. einen Vertrag gegen Serbien, das immer weitere Eroberungszüge nach Südosten unternahm. Stefan Dečanski unterband daraufhin die venezianische Einfuhr von Waren und Waffen nach Bulgarien. Mit einem Heer von 12 000 Bulgaren und 3000 Wlachen und Tataren zog M. im Sommer 1330 gegen die Serben. Bei Velbŭžd, dem heutigen Kjustendil, trafen die feindlichen Heere aufeinander. Trotz eines vereinbarten Waffenstillstandes überfielen die Serben am 28. Juli 1330 das bulgarische Lager, töteten den Zaren und zerschlugen das Heer. Andronikos III. konnte nicht mehr in das Kampf geschehen eingreifen und zog sich zurück. Der nachfolgende Friedensvertrag machte zur Bedingung, die erste Frau M.s, Anna, als Regentin für deren minderjährigen Sohn Ivan Stefan einzusetzen, wodurch der serbische Einfluß gewahrt werden sollte. Die Schlacht von Velbŭžd bedeutete den eigentlichen Beginn der serbischen Expansionspolitik nach Südosten.

Literatur

Mutafčiev, Petŭr: Istorija na bŭlgarskija narod. Bd 2. Sofija 1944(2), 168-187.
Burmov, Aleksandŭr K.: Istorija na Bŭlgarija prez vremeto na Šišmanovci (1323-1396). In: God. Sof.Univ., istor.-filol. Fak. 43 (1946/47) 1-56.

Verfasser

Detlef Kulman (GND: 128703393)

GND: 1121327265

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1121327265.html


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Empfohlene Zitierweise: Detlef Kulman, Michael Šišman (Michail III.), in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 173-174 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1341, abgerufen am: (Abrufdatum)

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