Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Hodža, Milan
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Hodža, Milan

Hodža, Milan, slowakischer Politiker und Publizist, * Sučany (Szucsán, Komitat Turz) 1.02.1878, † Clearwater, Florida 27.06.1944, Neffe von Michal Miloslav H.

Leben

H. besuchte die Schulen in Neusohl (Banská Bystrica), Ödenburg, Hermannstadt und Pest. An der Universität in Budapest studierte er Jura, promovierte aber an der Philosophischen Fakultät in Wien. Schon als siebzehnjähriger Gymnasiast hatte H. begonnen, sich national-politisch zu betätigen, indem er an Beratungen der Vertreter der Nationalitäten in Budapest am 10. August 1895 teilnahm, die zur Bildung einer gemeinsamen Nationalitätenpartei führten. 1897 organisierte H. eine stürmische Versammlung Budapester Studenten aller Nationalitäten Ungarns. Im selben Jahr wurde er Schriftleiter der „Slovenské listy“ (Slowakische Blätter) in Rosenberg (Ružomberok), wo er Andrej Hlinka begegnete und auf dessen Seite vor der slowakischen Öffentlichkeit auftrat. Bald geriet der junge H. unter den Einfluß von Tomáš Garrigue Masaryk, der eine kleine Gruppe von slowakischen Studenten um Vavro Šrobár für seine Ideologie gewann. 1898 gründeten sie in Skalitz die Zeitschrift „Hlas“ (Die Stimme), die sich scharf gegen die altslowakische nationale Bewegung und für die „tschechoslowakische“ nationale Einheit einsetzte. Nachdem H. 1900 die Redaktion des „Slovenský denník“ (Slowakisches Tageblatt) übernommen hatte, gründete er 1903 den „Slovenský týždenník“ (Slowakisches Wochenblatt) mit slowakisch-nationalem, wenn auch tschecho-slowakisch orientiertem Programm. Als Kandidat der serbisch-slowakischen Mehrheit in Kulpin (Komitat Bács) gewann H. die Wahl im Jahre 1905 und wurde Abgeordneter im Budapester Parlament. Durch geschicktes, vielseitiges Taktieren wurde er zum Vertrauensmann von Erzherzog Franz Ferdinand, während er in Budapest den Sozialdemokraten und den Radikalen, in Wien aber den Christlich-Sozialen nahestand. Als H. 1910 sein Mandat verlor, setzte er sich ganz für die „tschechoslowakische“ Politik Masaryks ein. Im September 1918 veranlaßte er die Gründung des „Slowakischen Nationalrates“, der am 30. Oktober 1918 durch die „Martiner Deklaration“ die Trennung der Slowaken von Ungarn und ihre Angehörigkeit zur einheitlichen „tschechoslowakischen“ Nation kundgab. Über die von ihm gespielte Rolle bei der Gründung des tschechoslowakischen Staates berichtete er in seinem Werk „Slovenský rozchod s Maďarmi roku 1918“ (Die Lostrennung der Slowaken von den Magyaren 1918, Preßburg 1929).
In der Tschechoslowakischen Republik wurde H. Mitglied der Nationalversammlung und Professor für Neuere Geschichte an der Universität in Preßburg. Er hatte sich habilitiert mit der Schrift „Československý rozkol. Príspevky k dejinám slovenčiny“ (Die tschechoslowakische Spaltung. Beiträge zur Geschichte der slowakischen Sprache. Turčiansky Svätý Martin 1920). Verschiedentlich war H. auch Minister, u. zw. Minister für Vereinheitlichung (1919-1920), für Landwirtschaft (1922-1926 und 1932-1935), für Unterricht (1926-1929), Äußeres (1935-1936) und schließlich auch Ministerpräsident (1935-1938). Er gründete in der Slowakei die „Republikanische Landvolks- und Kleinbauernpartei“ (Republikánska strana zemedelského a malorol’níckeho l’udu), die die mächtigste Stütze des amtlichen „Tschechoslowakismus“ mit seiner zentralistischen Politik war. H.s publizistische Beiträge - Artikel, Reden, Studien - sind in Preßburg 1930/35 in sieben Bänden erschienen.
1938 emigrierte H. nach Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Im Exil kehrte er zu den politischen Gedanken seiner Jugend zurück: nationale Autonomie für die Slowaken und föderative Gestaltung Mitteleuropas (Federation in Central Europe. Reflections and Reminiscences, London 1942), wodurch er in scharfe Gegnerschaft zu Edvard Beneš geriet. Er starb, verbittert und politisch völlig isoliert, noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges.  

Literatur

Štefánek, Ant[on], F[rantišek] Votruba u. F[rantišek] Seda (Hrsg.): Milan Hodža, publicista, politik, vedecký pracovník. Praha 1930.
Stodola, Kornel: Válečné roky s Milanom Hodžom. Bratislava 1938.
Štefánek, Anton: Milan Hodža. Životopisný nástin, o. O. 1938.
Seton-Watson, R[obert] W[illiam]: Milan Hodža. In: Slavonic and East Europ. Rev. 23 (1945) 80-84.
Múdry-Šebík, Michal (Hrsg.): Milan Hodža v Amerike. Články, reči, štúdie. Chicago, Ill. 1949.
Ders.: Milan Hodža and Federation in Central and Eastern Europe. In: Czechoslovakia. Past and Present. Bd 2. The Hague, Paris 1968.
Rudinský, Jozef F.: Československý štát a Slovenská Republika. München 1969.
Gogolák: Bd 3, S. 110-112, 125-130.

GND: 11934193X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd11934193X.html


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Empfohlene Zitierweise: Milan Stanislav Ďurica, Hodža, Milan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 171-173 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=966, abgerufen am: (Abrufdatum)

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