Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Gurakuqi, Luigj

Gurakuqi, Luigj, albanischer Schriftsteller und Politiker, * Skutari 20.02.1879, † Bari 2.03.1925, aus einer Skutariner Bürgerfamilie.

Leben

G. besuchte in seiner Heimatstadt das Collegium Saverianum, die mit Abstand beste Ausbildungsstätte, die Albanien damals besaß. Zu seinen Lehrern gehörten u. a. Anton Xanoni und Gaspër Jakova Merturi, zwei albanische Schriftsteller, die den jungen G. zu den ersten literarischen Versuchen anregten. Bereits als Gymnasiast schrieb er italienische und lateinische Verse, daneben aber auch albanische Gedichte, die (ohne Namensnennung) in der Zeitschrift „Elfija“ (Der Bote) erschienen. 1897 ging G. nach Italien, wo er am Kolleg von San Demetrio Corone (Kalabrien) seine Ausbildung fortsetzte. Sein Lehrer dort war kein Geringerer als Jeronim De Rada. 1899 wurde er Mitglied der im gleichen Jahre in Skutari gegründeten patriotischen Gesellschaft „Bashkimi“ (Die Vereinigung), die sich vor allem die Verbreitung der albanischen Sprache zum Ziel gesetzt hatte. Nach Abschluß seiner Schulausbildung schrieb sich G. an der Universität Neapel in der Fakultät für Medizin ein. Sein Medizinstudium beendete er allerdings nicht, da er sich anderwärtig viel zu stark engagiert hatte: Er hatte in Neapel Anschluß an italo-albanische Kreise gefunden und arbeitete an den Zeitschriften „La nuova Albania“ (Hrsg. G. Lusi) und „La Nazione Albanese“ (Hrsg. Anselmo Lorecchio) mit. Aus dieser Zeit stammen auch G.s erste Versuche auf dem Gebiet der Volksbildung: 1905 veröffentlichte er in Neapel unter dem Pseudonym Lek Gruda „Kndime t’para për Msojtore Filltare të Shqypnisë (Lesebuch für die Volksschulen Albaniens), 1906 in Bukarest „Abetari i vogël shqyp mbas abevet te Bashkimit e të Stambollit me tregime në të dy dialektet" (Kleine albanische Fibel nach den Alphabeten von Bashkimi und Istanbul mit Erzählungen in beiden Dialekten). Ebenfalls 1906 gab er in Neapel „Vargënimi në gjuhën shqipe me nji fjalorth shqip-frangisht në marim“ (Verslehre in albanischer Sprache mit einem albanisch-französischen Wörterbuch am Schluß) heraus.
Nach der jungtürkischen Revolution von 1908 kehrte G. nach Albanien zurück. Im November 1908 nahm er als Vertreter Skutaris und der Italo-Albaner am Alphabet-Kongreß von Monastir teil, 1909 am Kongreß von Elbasan. Letzterer versuchte vor allem, die Schulpolitik der patriotischen Klubs zu koordinieren. G. wurde Direktor der ersten albanischen Mittelschule (Shkolla Normale), die am 1. Dezember 1909 in Elbasan eröffnet wurde. Er gehörte dann zu den führenden Köpfen des 1911 im Bergland um Skutari ausgebrochenen Aufstandes und verfaßte am 23. Juni 1911 zusammen mit dem späteren ersten Präsidenten Albaniens Ismail Qemal Bey Vlora ein an die türkische Regierung gerichtetes Memorandum, das in 12 Punkten ein Autonomiestatut für Albanien forderte. Ab März 1912 begann G. damit, die Aufstandsbewegungen im Norden und Nordosten des Landes zu koordinieren. In der ersten albanischen Regierung, die Ende November 1912 ihre Arbeit aufnahm, bekleidete er den Posten des Unterrichtsministers. 1915, nach der Besetzung Skutaris durch montenegrinische Truppen, wurde G. verhaftet und nach Cetinje gebracht. Erst der österreichisch-ungarische Einmarsch in Montenegro brachte ihm die Freiheit wieder. In der Zivilverwaltung der österreichisch-ungarischen Besatzungszone Nordalbanien wurde G. Direktor des Unterrichtswesens (1916). 1918, nach dem Abzug der Österreicher, wurde G. Unterrichtsminister der in Durazzo gebildeten neuen albanischen Regierung. 1919 reiste er als Mitglied der albanischen Delegation zur Friedenskonferenz nach Paris. In der 1921 unter Hasan Bey Prishtina gebildeten Regierung wurde G. Innenminister. 1924 unterstüzte er die sogenannte „Demokratische Revolution“. In der am 16. Juni 1924 nach dem Erfolg dieser Revolution gebildeten Regierung Fan Nolis wurde G. Finanzminister. Er war auch Angehöriger der Delegation, die im August 1924 nach Genf reiste, um vor dem Völkerbund die albanischen Interessen, besonders gegenüber Jugoslawien, zu vertreten. Als sich der Sieg der gegen die Regierung Fan Noli gerichteten Kräfte Ahmed Zogus abzuzeichnen begann, floh G. nach Italien. Im März 1925 wurde er in Bari von Baltjon Stambolla, wahrscheinlich im Auftrag Ahmed Zogus, ermordet.

Literatur

Lacaj, Henrik: Luigj Gurakuqi 1879-1925. Shënime mbi jetën dhe veprën e tij letrare. In: Bul. Univ. shtet., Ser. Shk. shoq. 13 (1959) 4, 162-176.
Prenushi, Mikel: Patrioti demokrat Luigj Gurakuqi (Kontribut tjetër për të njohtë jetën dhe veprimtarinë e tij). In: Buletin shkencor i Institutit Pedagogjik dyvjeçar të Shkodrës 4 (1966) 383-396 (mit Bibliographie).
Shomo, Sotir: Akt-akuzë kundër vrasësit të patriotit Luigj Gurakuqi. In: Buletin shkencor i Institutit Pedagogjik dyvjeçar të Shkodrës 5 (1966) 319-327.  

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)

GND: 118913468

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118913468.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Gurakuqi, Luigj, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 105-106 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=919, abgerufen am: (Abrufdatum)

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