Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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De Rada, Jeronim

De Rada, Jeronim (Girolamo), italo-albanischer Schriftsteller und Dichter, * Macchia Albanese (Provinz Cosenza) 29.11.1814, † ebd. 28.02.1903, Sohn eines griechisch-katholischen Priesters.

Leben

D. erhielt seine erste Ausbildung im „Collegio di S. Adriano“ im Nachbarort S. Demetrio Corone. Dort hatte er nicht nur Gelegenheit, die Werke der griechischen und lateinischen Klassiker, sondern auch die der neueren italienischen, deutschen, französischen und englischen Literatur (letztere in Übersetzung) kennenzulernen. 1834 ging D. nach Neapel, um dort gemäß dem Wunsche seines Vaters Jura zu studieren. Sein Hauptinteresse beanspruchten aber nicht die Rechtswissenschaften, sondern die Literatur. Auf Anregung des Advokaten Rafaele Valentini aus Cosenza begann er sich für die italo-albanische Volksüberlieferung zu interessieren. Bereits 1833 hatte er mit der Abfassung seines ersten albanischsprachigen Werkes begonnen, das den italienischen Titel „Poesie albanesi del secolo XV. Canti di Milosao, figlio del Despota di Scutari“ trug und 1836 in Neapel gedruckt wurde. Im Jahre 1840 beendete er sein zweites Poem, die „Canti storici albanesi di Serafina Thopia“ (mit italienischer Übersetzung); die neapolitanische Polizei, die von den Verbindungen D.s zu konspirativen Gruppen wußte - er war 1838 einen Monat lang in Haft, weil er Giuseppe Mazzinis Emissären in Süditalien geholfen haben sollte - verbot jedoch die Verbreitung des schon ausgedruckten Buches, das erst 1843 unter dem geänderten Titel „Canti di Serafina Thopia, principessa di Zadrima nel secolo XV“ erscheinen konnte (die 2. Auflage erschien 1897 unter dem Titel „Uno specchio di umano transito“). 1848 veröffentlichte D. die erste albanische Zeitung, ,,L’Albanese d'Italia“, in Neapel, zog sich dann aber nach dem Scheitern seiner auf dieses Revolutionsjahr gesetzten politischen Hoffnungen (Befreiung Süditaliens von der Bourbonen-Herrschaft und Vereinigung Italiens) in sein Heimatdorf zurück. 1849 wurde er Albanisch-Lehrer an seiner ehemaligen Schule in S. Demetrio Corone; aus dieser Stelle wurde er aber bereits 1852 wegen seiner zu liberalen Anschauungen auf Anordnung der königlichen Regierung entlassen. 1868 wurde er Direktor des Gymnasiums in Corigliano Calabrese, wo er bis 1877 blieb. Er richtete eine Druckerei ein, in der er vor allem seine eigenen Werke druckte.
Während ihm bisher die Idee eines unabhängigen Albanien mehr eine vage poetische Wunschvorstellung gewesen war, wurde sie in den 70er und folgenden Jahren zu einer politischen Zielsetzung, von deren Realisierbarkeit er überzeugt war. In dieser Hinsicht scheint der Briefwechsel, den er von Süditalien aus mit zahlreichen Vertretern der Rilindja-Bewegung (u. a. Thimi Mitko, Zef Jubani, Dora d’Istria) führte, von entscheidender Bedeutung gewesen zu sein. Ausdruck dieser neuen Einstellung wurde die von D. 1883 begründete Monatsschrift „Fiàmuri Arbërit. La Bandiera dell’Albania“, die bis 1888 erschien und trotz der türkischen und griechischen Zensur auch im albanischen Siedlungsgebiet in Südosteuropa Verbreitung fand. D.s Bemühungen wurden allmählich auch von der italienischen Regierung anerkannt; 1892 wurde er vom Unterrichtsminister Pasquale Villari wieder zum Professor für albanische Sprache und Literatur am Kolleg von S. Demetrio Corone ernannt. 1895 organisierte er den ersten albanologischen Linguistenkongreß in Corigliano Calabrese, dem 1897 ein zweiter in Lungro folgte.
Neben seiner für die albanische Kultur bedeutungsvollen Tätigkeit (er veröffentlichte außer den genannten literarischen Werken u. a. ein Epos „Skanderbeccu i Pa-faan“, eine Autobiographie „Autobiologia“ u. a.) kommt D. auch insofern Bedeutung für die Nationwerdung des albanischen Volkes zu, als es ihm gelang, breitere Kreise der italienischen Öffentlichkeit für die albanische Frage zu interessieren, nicht nur durch seine journalistische Tätigkeit, sondern auch durch historisch-sprachwissenschaftliche Werke wie „Antichità della lingua albanese“ (1861) und „Grammatica Albanese“ (unter der fingierten Autorenschaft seines Sohnes Zef 1870).

Literatur

Marchianò, Michele: L’Albania e l’opera di Girolamo De Rada. Trani 1902.
Gualtieri, Vittorio G.: Girolamo De Rada - poeta albanese. Palermo 1930.
Shêjzat (Le Pleiadi) 8 (1964) 217-445 (Sonderheft Jeronim De Rada). Jeronim De Rada. Me rastin e 150-vjetorit të lindjes. Tiranë 1965 (mit Bibliographie).

Verfasser

Martin Camaj (GND: 119457482)

GND: 118638726

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118638726.html


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Empfohlene Zitierweise: Martin Camaj, De Rada, Jeronim, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 389-391 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=724, abgerufen am: (Abrufdatum)

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