Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Cerkovski, Canko

Cerkovski, Canko (eigentlich Canko Bakalov), bulgarischer Dichter und Politiker, * Bjala Cerkva (Bezirk Tŭrnovo) 16.10.1869, † Sofia 2.05.1926.

Leben

C., der bereits 1891 sein berühmtestes Gedicht „Molepsanij“ und 1895 seine volksliedhafte Gedichtsammlung „Pečalni časove“ herausgegeben hatte, war Lehrer und Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften. Ab 1897 engagierte er sich politisch und gehörte 1899 zu den Gründern und führenden Repräsentanten der Agrarunion („Bŭlgarski Zemedelski Naroden Sŭjuz“ = BZNS). 1901 wurde er in das Parlament gewählt. Von 1903 bis 1905 gab er die Zeitschrift „Selska probuda“ heraus. In den folgenden Jahren erschienen von ihm verschiedentlich Gedichtsammlungen, Kinderbücher, Dramen und Romane.
Von 1918 bis 1923 war C. Minister (für das Bau-, das Eisenbahnwesen, dann Kultusminister) in den Kabinetten Stambolijskis (BZNS), mit dem ihn eine enge persönliche Freundschaft verband. Als die Regierung Stambolijski am 9. Juni 1923 durch einen Staatsstreich gestürzt wurde, warfen die neuen Machthaber der „Demokratischen Eintracht“ („Demokratičeski Sgovor“) unter Aleksandŭr Cankov C. ins Gefängnis. Während der Haft schrieb er den (postum veröffentlichten) Roman „Iz gŭnkite na sŭrceto“.
C. genoß um die Jahrhundertwende große Popularität unter Lehrern, kleinen Beamten, Schülern und der gebildeten Bauernschaft. Literarisch stand er dem volkstümlichen Dichter Podor Vlajkov (1865-1943) nahe. Seine Werke schildern, obwohl von sozialpolitischen Erwägungen nicht unbeeinflußt, das bulgarische Dorfleben teils humorvoll, teils sentimental-romantisch. Sein Ruhm verblaßte aber bald und heute ist C. praktisch nur noch von historischem und literarhistorischem Interesse. Gegen Ende seines Lebens löste sich C. von der rustikal-städtefeindlichen Ideologie der BZNS unter Stambolijski und bewegte sich auf deren linken Flügel zu, der mit den Kommunisten liebäugelte.

Literatur

Atanasov, Nikola: Canko Cerkovski 1891-1921. Život i literaturna dejnost. Sofija 1921.
Canko Cerkovski, Sŭčinenija. (Hrsg. N. Atanasov). 3 Bde. Sofija 1947/48.
Pavlov, Todor: Bŭlgarski poeti i pisateli. Sofia 1950, 215-240.
Veselinov, Georgi: Literaturni očerki i portreti. Sofija 1959, 53-71.
Delčev, Boris und Simeon Sultanov: Bŭlgarski pisateli za sebe si i za svoeto tvorčestvo. Bd 1. Sofija 1970, 36.

Verfasser

Wolf Oschlies (GND: 107216760)

GND: 118153897

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118153897.html


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Empfohlene Zitierweise: Wolf Oschlies, Cerkovski, Canko, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 301-302 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=657, abgerufen am: (Abrufdatum)

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