Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Gusti, Dimitrie
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Gusti, Dimitrie

Gusti, Dimitrie, rumänischer Soziologe und Philosoph, * Jassy 13.02.1880, † Bukarest 30.10.1955.

Leben

G. besuchte 1891-1898 das Gymnasium in Jassy und ging 1899 nach Berlin, wo er an der philosophischen Fakultät Vorlesungen von Max Dessoir, Wilhelm Dilthey und Georg Simmel hörte. 1901 setzte G. seine Studien, einschließlich die der Psychologie bei Wilhelm Wundt, an der Universität von Leipzig fort und erlangte das philosophische Doktorat 1904. In Leipzig lernte er auch Paul Barth kennen, dessen Methode der kritischen Synthese der soziologischen Doktrinen dann eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des eigenen soziologischen Systems spielte. G.s Dissertation „Egoismus und Altruismus“ wurde 1904 in Leipzig veröffentlicht. In Berlin erwarb G. anschließend den Doktortitel in Jura mit einer Dissertation über die „Grundbegriffe des Preßrechts“ (Berlin 1908).
G. übernahm 1910 einen Lehrstuhl an der Universität von Jassy und hielt die ersten systematischen Vorlesungen in Soziologie ab. In seinem Aufsatz „Soziologie des Krieges“ vertrat er 1915 die Ansicht, daß ein gesicherter Friede nur durch den Verzicht der Großmächte auf Gewaltanwendung möglich wäre. Der erste Schritt zur Entfaltung seiner unter dem Einfluß der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie und des Voluntarismus von Wilhelm Wundt entwickelten Soziologie, mit besonderem Akzent auf der Erforschung der sozialen Wirklichkeit und mit dem Ziel einer aktiven Anwendung der Ergebnisse, war die Gründung der „Gesellschaft für Sozial-Wissenschaft und -Reform“ (Asociaţia pentru ştiinţă şi reformă socială, Jassy 1918), aus der 1921 das „Rumänische Sozial-Institut“ (Institutul social român) hervorging. Die rumänische soziologische Schule entfaltete nach der Ernennung G.s zum Professor an der Universität Bukarest (1920) unter dessen Leitung eine umfassende wissenschaftliche und soziale Tätigkeit mit dem Bestreben nach einer Gesamtsoziologie als „Wissenschaft der Nation“. 1925-1934 legte G. die Grundlagen für die nographische Soziologie“. Die Hauptgedanken seines soziologischen Systems faßte G. in seinem Buch „Sociologia militans. Introducere în sociologia politică (Sociologia militans. Einführung in die politische Soziologie, Bukarest 1935) zusammen. Über seine soziologische Methode hielt G. eine Vortragsreihe an der Pariser Universität, die unter dem Titel „La monographie et l’action monographique en Roumanie“ in der „Collection de Droit comparé, Études de sociologie et d’ethnologie juridiques“ (Paris 1935, 2. Auflage 1937) veröffentlicht wurde.
Die Tätigkeit der von G. begründeten rumänischen soziologischen Schule wurde 1948 eingestellt. Die als Einheit zwischen Theorie und Praxis konzipierte „Sociologia militans“ stellt das menschliche Wesen - dessen Bewußtsein von G. durch die drei Grundgefühle Selbstliebe, Einfühlung und Ehrfurcht gekennzeichnet wird Zentrum ihrer Bestrebungen.

Literatur

Herseni, Traian: D. Gusti. Un système de sociologie, éthique et politique. In: Archives pour la science et la réforme sociales 13 (1936) 225-241.
Richard, Gaston: La méthode sociologique en Roumanie. L’oeuvre du prof. D. Gusti. In: Mélanges, Archives pour la science et la réforme sociales 18 (1936) 399-407.
Bagdasar, Nicolae, Traian Herseni und S. S. Bârsănescu: Istoria filosofiei moderne. Filosofia românească dela origini până astăzi. Bd 5. Bucureşti 1941, 529-586.

Verfasser

Nicolae Stroescu (GND: 119470888)

GND: 118699466

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118699466.html


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Empfohlene Zitierweise: Nicolae Stroescu, Gusti, Dimitrie, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 106-107 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=920, abgerufen am: (Abrufdatum)

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