Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Franz I.
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 von 1526

Franz I.

Franz I., König von Frankreich 1515-1547, * Cognac 12.09.1494, † Rambouillet 31.03.1547, Sohn von Karl von Orléans, Graf von Angoulême, und der Louise von Savoyen; verheiratet in 1. Ehe 1514 mit Claude, Tochter Ludwigs XII. von Frankreich († 1524), in 2. Ehe 1529 mit Eleonore, Schwester Kaiser Karls V.

Leben

Der Kampf gegen die Umklammerung durch die habsburgische Weltmacht ließ F. nicht nur unter den protestantischen deutschen Fürsten, sondern auch in Südosteuropa Bundesgenossen suchen.
1522-1525 wurden diplomatische Beziehungen zu Polen, Ungarn und Böhmen angeknüpft und nach der Niederlage von Pavia (1525) direkte Verhandlungen mit der Pforte aufgenommen. Die Friedensschlüsse von Madrid (1526) und Cambrai (1529), durch die der König sogar zur Hilfe gegen die Türken verpflichtet war, zwangen F. zu einem Doppelspiel, bei dem die Abmachungen mit dem Sultan geheim blieben. Entgegen den französischen Plänen führte Sultan Süleyman I. seine militärischen Aktionen nicht über Friaul gegen Italien, um gemeinsam mit F. gegen den Kaiser zu kämpfen, sondern gegen Ungarn (Mohács 1526), während er die Flotte zur Unterstützung Frankreichs bereitstellte. Nach dem Tode König Ludwigs II. hat F. in Ungarn König Johann (Szapolyai) im Kampfe gegen den Habsburger Ferdinand finanziell unterstützt und für ein Bündnis gegen den Kaiser gewonnen. 1534 verbündete sich F. mit dem Sultan zu offensivem Vorgehen gegen Karl V. und ernannte seinen Sekretär Jean de la Forest zum ersten ständigen Gesandten Frankreichs an der Pforte. Der erfolgreiche Zug des Kaisers gegen den türkischen Vasallen Hayreddin Barbarossa in Tunis führte zu einer Isolierung Franz’ I., der sich daran nicht beteiligt hatte. Die Absicht von F., seinen Sohn Karl (den Herzog von Orléans) mit Isabella, der Witwe König Johanns († 1540) zu vermählen, um ihn zum König von Ungarn zu machen, wurde durch die militärischen Erfolge des Sultans und die Errichtung des türkischen Paschaliks Ofen 1541 vereitelt. Der Vertrag von Aigues Mortes (1538) und der Friede von Crépy (1544) verpflichteten F. neuerlich zur militärischen Unterstützung des Kaisers gegen die Türken. Insgeheim hielt er freilich am Bündnis mit der Pforte fest. Auf militärischem Gebiet kam es nur 1543/44 zu einem gemeinsamen Vorgehen zur See, wobei sich die türkische Flotte unter Hayreddin Barbarossa mit den französischen Schiffen zu Operationen im Mittelmeer vereinigte und in Toulon überwinterte. Nach dem Frieden von Crépy schlossen die Habsburger unter Vermittlung von F. einen Waffenstillstand mit dem Sultan, der gegen die Perser freie Hand benötigte. Obwohl im Rahmen des französisch-türkischen Bündnisses nur F. direkte Waffenhilfe von den Osmanen erhielt, zog der Sultan den größeren Vorteil daraus. Da der Kaiser im Westen gebunden war, blieb Ferdinand I. ohne Unterstützung und konnte Ungarn gegen die türkische Übermacht nicht behaupten.
Für Frankreich waren die Wirtschaftsverträge, die F. 1536 und 1540 mit dem Sultan geschlossen hatte, bedeutsamer als die militärischen Erfolge. Sie brachten Frankreich anstelle Venedigs die Vorherrschaft im Levantehandel und das Protektorat über die dort tätigen Kaufleute, den Schutz über alle Katholiken im Osmanenreich und über die heiligen Stätten.
Beim Vergleich mit der habsburgischen Büdnispolitik im Osten darf allerdings nicht übersehen werden, daß Karl V. mit den Persern nur ein gemeinsames Vorgehen gegen den Sultan anstrebte, während sich das offensive Bündnis des „allerchristlichsten Königs“ mit den Osmanen gegen das „weltliche Oberhaupt der Christenheit“ richtete.
F. verkörperte den Typ des Renaissancefürsten. In Frankreich schuf er die Anfänge eines nur von der Krone abhängigen Beamtentums und wurde zum Wegbereiter des Absolutismus. Mit Papst Leo X. schloß er das Konkordat von 1516, und auf kulturellem Gebiet wirkte er durch sein großzügiges Mäzenatentum.

Literatur

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Rieger, G.: Die Einbeziehung der Osmanen in das abendländische Staatensystem 1543-1547. (Diss.) Göttingen 1928.
Lévis-Mirepoix, Antoine de: François 1er. Paris 1930.
Bourilly, V.L.: Les diplomates de François 1er. Antonio Rincon et la politique orientale de François 1er 1522-1541. In: Rev. hist. 113 (1913) 64-83, 268-308.
Terasse, Ch.: Franz I. von Frankreich, der König und sein Reich. Hamburg 1948.
Lamb, Harold: Suleiman the Magnificent. New York 1951.
Lemonnier, Henry: In: Histoire de France illustrée. Hrsg. Ernest Lavisse. New York 1969(2). Bd 5/2, 78-79, 104-114.  

Verfasser

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Empfohlene Zitierweise: Heinz Dopsch, Franz I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 525-526 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=828, abgerufen am: (Abrufdatum)

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