Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Csáky, István Graf
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Csáky, István Graf

Csáky, István Graf, ungarischer Diplomat und Politiker, * Uncsukfalva (Komitat Hunyad) 18.07.1894, † Budapest 27.01.1941, Sohn des Grafen Zsigmond Csáky und der Ilona Apáthy von Nagytót.

Leben

Nach dem Jurastudium in Budapest besuchte Cs. die Diplomatenschule in Wien und trat 1919 als Gesandtschaftsattache in den Dienst des ungarischen Außenministeriums. Als persönlicher Sekretär des Präsidenten der ungarischen Friedensdelegation, Graf Albert Apponyi, nahm er 1920 an den Pariser Friedenskonferenzen teil. In den folgenden Jahren bekleidete Cs. verschiedene diplomatische Ämter beim Vatikan (1921), in Bukarest (1924-1926), Madrid und Lissabon (1933-1935) sowie in der Presseabteilung des ungarischen Außenministeriums (1928-1932). 1935 wurde er zum Kabinettschef des ungarischen Außenministers Kálmán Kánya ernannt. Als Beobachter nahm Cs. vom 28. bis 30. September 1938 an der Münchener Konferenz der Außenminister und ebenso am 2. November 1938 an der Vorbesprechung zum ersten Wiener Schiedsspruch teil; er zeigte sich von der ersten Begegnung mit Hitler und Mussolini stark beeindruckt.
Am 31. Dezember 1938 wurde Cs. bei einer interimistischen Wahl zum Parlamentsabgeordneten des Ózder Wahlbezirks gewählt. 1939 erhielt er das Mandat der Regierungspartei (Magyar Élet Pártja) von Ödenburg.
Vom 10. Dezember 1938 bis zu seinem Tod war Cs. Außenminister der Regierungen Imrédy und Teleki. Ihm war aufgrund seiner bekannten Deutschfreundlichkeit die Aufgabe zugedacht, die sich verschlechternden deutsch-ungarischen Beziehungen zu verbessern. Die Richtlinie seiner Außenpolitik war durch eine weitere Annäherung an Deutschland und die Bestrebung, die Revisionswünsche Ungarns gegenüber Rumänien, der Slowakei und Jugoslawien zu verwirklichen, gekennzeichnet. Unter Cs. wurde Ungarn am 13. Januar 1939 Mitglied des Antikomintern-Paktes. Am 16. Januar 1939 besuchte er Hitler zum ersten Male. Um ihn für die ungarischen Revisionswünsche zu gewinnen, sicherte er dem „Führer“ eine Erhöhung der ungarischen Wirtschaftslieferungen an Deutschland zu. Der russisch-rumänische Konflikt um die Nord-Bukowina und Bessarabien veranlaßte Cs., die Revisionsansprüche gegen Rumänien verstärkt zu vertreten. Vom 5. bis 7. Januar 1940 traf sich Cs. mit Ciano in Venedig. Nach der Abtretung dieser Gebiete an die Sowjetunion zeigte sich Ungarn zum militärischen Eingriff entschlossen, der von Deutschland trotz der Zusicherung weiterer ungarischer Lieferungen, der Garantie für den deutschen Durchgangsverkehr und der Aufgabe weiterer Revisionsansprüche gegen Jugoslawien und gegen die Slowakei untersagt wurde. Ungarn beschränkte seine Ansprüche auf Nord-Siebenbürgen und das Széklerland und erhielt bei Cs.s Besuch in München am 10. Juni 1940 die Zusage Deutschlands, sich für die Verhandlungsbereitschaft der Rumänen einzusetzen. Die ungarisch-rumänischen Verhandlungen in Turnu-Severin vom 16. bis 24. August 1940 brachten keinen Erfolg. Cs. erreichte dann im zweiten Wiener Schiedsspruch am 30. August 1940 die Rückgliederung Nord-Siebenbürgens und des Széklerlandes an Ungarn.
Als Anhänger der deutsch-italienischen Außenpolitik drängte Cs. zum Anschluß an das Dreimächteabkommen (20.11.1940). Er Unterzeichnete - um einen Ausgleich in der ungarischen Außenpolitik zu schaffen - am 12. Dezember 1940 in Belgrad den „ewigen“ Freundschafts- und Friedensvertrag mit Jugoslawien.

Literatur

Macartney, Carlile Aylmer: October fifteenth. A history of modern Hungary 1929-1945. Bd 1. Edinburgh 1961(2). = Edinburgh University Publications. 6.
Ádám, Magda (Hrsg.): Magyarország és a második világháború. Titkos diplomáciai okmányok a háború előzményeihez és történetéhez. Budapest 1966(3).
Juhász, Gyula: A Teleki-kormány külpolitikája 1939-1945. Budapest 1964.  

Verfasser

O. Zobel

GND: 1054963991

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1054963991.html


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Empfohlene Zitierweise: O. Zobel, Csáky, István Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 339-340 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=687, abgerufen am: (Abrufdatum)

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