Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Radlinský, Andrej
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Radlinský, Andrej

 Radlinský, Andrej, slowakischer Schriftsteller und katholischer Geistlicher, * Dolný Kubín (Alsókubin, Komitat Árva) 08.07.1817, † Kúty (Jókút, Komitat Neutra) 26.04.1879.

Leben

 Nach seiner Priesterweihe 1841 war R. an mehreren Orten als Kaplan tätig. Ab 1849 redigierte er zusammen mit Daniel Lichard und Karol Kuzmány die in Wien erscheinende Regierungszeitung „Slovenské Noviny“ (Slowakische Zeitung). Danach arbeitete er in Ofen als Redakteur des tschechischen Wortlauts der Landesgesetze (1850-1861). In seinen letzten 18 Lebensjahren verwaltete er die Pfarrei in Kúty. Obwohl R. aus der Familie Anton Bernoláks stammte - er war ein Neffe Bernoláks -, sah er die Notwendigkeit einer literarischen Einigung zwischen Katholiken und Protestanten und nahm das von Štúr verbesserte Slowakische an. Unter dem Druck der Bachschen Politik taktizierte er zusammen mit Ján Kollár kurz mit dem „Altslowakischen“ (staroslovenčina), doch bereits 1851 setzte er sich auf der Versammlung in Preßburg für den Sieg des Mittelslowakischen nach Martin Hattalas „Grammatica linguae Slovenicae“ (Schemnitz 1850) ein. R.s Leben ist charakterisiert durch eine reiche verlegerische Tätigkeit. Die „Poklady kazatel’ského rečníctva“ (Schätze der Predigerrhetorik, 1848-1853) halfen den slowakischen Geistlichen bei der Seelsorgearbeit. Die Wochenschrift „Cyrill a Method“ (ab 1850) verfolgte religiöse und ökumenische Ziele und trat für die Erneuerung des slowakischen Volkes ein. „Priatel’ školy a literatúry“ (Freund der Schule und Literatur, 1858-1861) vereinigte die Katholiken und Protestanten auf pädagogischer und literarischer Ebene. In der „Slovesnost“ (Literatur, 1863-1865), einer literarischen Beilage von „Cyrill a Method“, publizierte R. Beiträge aus dem Bereich der Geschichte sowie der Literatur-, Wissenschafts- und Musikkritik. Eine bedeutende religiöse und nationale Rolle erfüllten
 R.s „Nábožné výlevy“ (Fromme Ausstrahlungen, 1850), die eine echte Volksenzyklopädie der religiösen Kenntnisse darstellten. Dieses beliebte Werk erreichte 14 Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Seine russische Predigtensammlung „Sobranie russkyeh propoviedej“ (1852) ist Ausdruck der Bemühungen um die Annäherung an das Kirchenslawische. R. hatte auch organisatorische Fähigkeiten. Er gründete Vereine der Abstinenz (Spolky miernosti), Sonntagsschulen und Lesezirkel. Er nahm aktiv an der Versammlung des literarischen Vereins „Tatrín“ in Čachtice (Csejthe) teil (1847) und gehörte zu den Initiatoren der Aufstellung eines Denkmals für Ján Hollý in Dobrá Voda (Jókő, 1854). Für das auf der slowakischen Nationalversammlung in Turčiansky Svätý Martin (Juni 1861) verfaßte Memorandum entwickelte er eine eifrige Tätigkeit. Die „Matica slovenská“ (1863) und die slowakischen Gymnasien besaßen in R. eine tatkräftige Stütze. Ein Höhepunkt seiner Leistung war die Gründung des „Hl. Adalbert-Vereins“ (Spolok svätého Vojtecha, 1870), lange Jahrzehnte ein Mittelpunkt des religiösen und kulturellen Lebens der katholischen Slowaken. R. widmete sich auch der Politik. Im Herbst 1849 war er beim Kaiser in Wien als Mitglied der Delegation, die die Anerkennung der Slowakei als Kronland verlangte. 1850 präzisierte er durch die „Scharosch-Aktion“ die Ostgrenze des slowakischen Ethnikums. Er war 1861 an der Gründung der „Pest’budínske vedomosti“ (Pest-Ofener Nachrichten) beteiligt und arbeitete 1861, 1865 und 1869 bei den Parlaments wählen mit Adolf Dobrjans’kyj zusammen. Die Reise zur ethnographischen Ausstellung in Moskau (1867) war R.s Reaktion auf den österreichisch-ungarischen Ausgleich.

Literatur

Dr. O. Radlinský a jeho boje. In: Slovenské noviny 3 (1870) Nr. 2, 3, 4, 9, 10, 11, 15.
Kollár, Martin: Životopis dra A. Radlinského. In: Katolícke noviny 10 (1879) Nr. 9/12.
Kohúth, Jozef: Životopis dra Andreja Radlinského. In: Literárne listy 1 (1891) Nr. 3/5.
Šteller, Ferdinand: Andrej Radlinský. Trnava 1934.
Chovan, Juraj: Andrej Radlinský. Martin 1967 (mit Bibliographie).

Verfasser

Jozef Vavrovič (GND: 1041811993)

GND: 119378752

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119378752.html


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Empfohlene Zitierweise: Jozef Vavrovič, Radlinský, Andrej, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 12-13 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1572, abgerufen am: (Abrufdatum)

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