Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Michael I.
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Michael I.

Michael I. (Mihai I.), König von Rumänien 1927-1930, 1940-1947, * Sinaia 25.10. 1921, Sohn des Kronprinzen Karl und der Prinzessin Elena, der Schwester des späteren Königs Georg II. von Griechenland.

Leben

M. wurde - formal - am 20. Juli 1927 Nachfolger seines Großvaters, des Königs Ferdinand I. aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen, da Karl wegen seiner Liaison mit Elena Lupescu auf die Thronfolge hatte verzichten müssen. Nach dessen Rückkehr aus dem Exil und Regierungsübernahme als Karl II. am 8. Juni 1930 blieb M. als Kronprinz in Bukarest, während sich seine Mutter Elena nach Florenz zurückzog. Nach dem vom Staatsführer General Ion Antonescu am 6. September 1940 erzwungenen erneuten Thronverzicht Karls II. wurde M. als 19jähriger zum zweiten Male König, mußte jedoch die von Karl am 4. September 1940 an Antonescu übertragenen Vollmachten sogleich bestätigen, blieb somit auf rein repräsentative Funktionen beschränkt, zumal Antonescu den König seine Geringschätzung spüren ließ. Auch Hitler, den M. mit seiner Mutter am 28. November 1941 in Berlin ein einziges Mal besuchte, äußerte sich abfällig über den vorwiegend an Technik interessierten Monarchen. Die durch die Stalingrad-Krise im Winter 1942/43 verschlechterte Lage der „Achsenmächte“ benutzte M., um in einer Rede am 1. Januar 1943 erstmals seine Distanz gegenüber Antonescu und dem Bündnis mit Deutschland zum Ausdruck zu bringen. In der Folgezeit trat er in Kontakt zur Opposition um Iuliu Maniu und Constantin Brătianu. Auf deren Drängen entschloß er sich während der auf die Eroberung Rumäniens abzielenden sowjetischen Großoffensive zur Entlassung und Verhaftung Antonescus am 23. August 1944, zum Abbruch der Beziehungen zu Deutschland und zur Bitte um Waffenstillstand an die Alliierten, erklärte sich jedoch zum freien Abzug der deutschen Truppen aus Rumänien bereit. Die von Hitler befohlenen Luftangriffe auf das königliche Schloß, die daraufhin am 25. August abgegebene Kriegserklärung an Deutschland, der Einzug der Roten Armee in Bukarest am 31. August und der von der Sowjetunion diktierte Waffenstillstand vom 12. September 1944 engten die kaum gewonnene Handlungsfreiheit M.s wieder weitgehend ein. Sie wurde durch die von sowjetischer Seite erzwungenen Kabinettsumbildungen, schließlich am 6. März 1945 durch die Einsetzung der kommunistisch beherrschten Regierung von Petru Groza (statt der vom König beabsichtigten Berufung Barbu Stirbeys) vollends auf ein Minimum reduziert. Vorübergehende Illusionen über die Möglichkeiten einer Fortdauer des anachronistischen Königreichs inmitten des sowjetkommunistischen Ostblocks nach der von den USA und Großbritannien auf der Moskauer Dreierkonferenz im Dezember 1945 erreichten Aufnahme von zwei Oppositionsvertretern in die Regierung verflogen endgültig, nachchdem der Friedensvertrag am 10. Februar 1947 unterzeichnet war und die Kommunisten Maniu und anderen westlich orientierten Politikern den Prozeß machten. Da M. nicht - wie erwartet - die Reise zur Hochzeit der britischen Thronfolgerin Elisabeth am 12. November 1947 benutzte, um ins Exil zu gehen, erzwangen Groza und der Führer der KP Gheorghe Gheorghiu-Dej am 30. Dezember 1947 mit der Drohung, sonst in Rumänien ein Blutbad anzurichten, die Abdankung M.s, die dieser bei der Ankunft in Paris sogleich für null und nichtig erklärte. Seit dem 10. Juni 1948 mit der Prinzessin Anna von Bourbon-Parma verheiratet, lebt M. seitdem in Lausanne.

Literatur

Markham, Reuben J.: Rumania under the Soviet Yoke. Boston 1949.
Lee, Arthur Gould: Crown against Sickle. The Story of King Michael of Rumania. London 1950.
Captive Rumania. A Decade of Soviet Rule. Hrsg. Alexandre Cretzianu. New York 1956.
Ionescu, Ghita: Communism in Rumania 1944-1962. London, New York, Toronto 1964.
Hillgruber, Andreas: Hitler, König Carol und Marschall Antonescu. Die deutsch-rumänischen Beziehungen 1938-1944. Wiesbaden 1965(2).

Verfasser

Andreas Hillgruber (GND: 118702815)

GND: 119172909

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119172909.html


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Empfohlene Zitierweise: Andreas Hillgruber, Michael I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 184-185 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1352, abgerufen am: (Abrufdatum)

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