Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Logothetis, Likurgos

Logothetis, Likurgos (eigentlich Georgios Paplomatas), griechischer Politiker, * Neon Karlovassi (auf Samos) 1772, † Athen 1850, Sohn eines Polsterers aus mittleren Verhältnissen.

Leben

 L. absolvierte seine ersten Studien auf der Insel Samos und setzte sie in Istanbul fort, wohin er 1788 mit seinem Bruder Alexandros emigriert war. Ab 1795 hielt er sich in der Walachei auf, wo er später Sekretär am Hofe von Konstantinos Ipsilantis und dessen Nachfolgers Alexandros Sutsos wurde, der ihm den Titel eines zweiten Logothets verlieh und ihn kurz danach als Ratgeber zu Ioannis Samurkassis, seinem Bevollmächtigten in Jassy, entsandte. Im Jahre 1806 nahm L. zum erstenmal Kontakte zu den Vertretern der Volkspartei von Samos auf, den sog. „Karmanioli“ (d.h. Tänzer der Carmagnole), die unter dem Einfluß der Ideen der französischen Revolution entstanden war und sich im Gegensatz zu den „Kalikantzari“ (einer Art Teufel der griechischen Folklore) genannten Honoratioren befand, die alle wichtigen Ämter der Gemeinde im Bereich der Verwaltung, der Finanzen und der Gerichtsbarkeit innehatten. Die Karmanioli schlugen R. die Übernahme der kommunalen Gewalt auf Samos vor. Obwohl durch diesen Versuch die Volkspartei im Jahre 1807 die Konservativen von der Macht drängen konnte, scheiterte das Vorhaben an der Reaktion der samischen Honoratioren, und L. sah sich ins Exil auf den Berg Athos verbannt (1808-1810), wo er indessen Beziehungen zu den Mönchen anknüpfte und Sekretär ihres Gemeinwesens wurde. Nach seiner Befreiung 1810 kehrte er nach Samos zurück und wurde 1812 zum Primas gewählt. 1813 von den konservativen Notabein vertrieben, verließ er die Insel und ließ sich 1815 in Smyrna nieder, wo er den Beruf eines Apothekers ausübte. 1819 von Aristides Papas in die geheime revolutionäre Gesellschaft „Filiki Eteria“ eingeweiht, landete L. wieder - zusammen mit Dimitrios Themelis - auf dem bereits im Aufstand befindlichen Samos. Die Konflikte hatten sich infolge der Methode, mit der die lokale Notabilität die Erhebung der Steuern und die daraus sich ergebenden Spekulationen durchführte, verschärft. R. wurde 1812-1828 und 1830 oberster Leiter der zivilen und militärischen Verwaltung und wird in einem Brief von Dimitrios Ipsilantis als „Marschall“ von Samos bezeichnet. Unbestrittener Führer der Volkspartei, stieß er auf die Opposition und die Feindschaft der konservativen Kreise, die trotz der Zugehörigkeit einiger ihrer Vertreter zu der revolutionären Organisation „Filiki Eteria“ nicht bereit waren, sich mit den Revolutionären aus dem Volke auf eine Stufe zu stellen. Auf militärischem Gebiet konnte er den türkischen Angriffen auf die Insel trotzen, so 1821 (Kara Ali), 1824 (Husrev Pascha) und 1826, sowie die Intrigen der Konservativen gegen seine Machtstellung vereiteln, indem er sich 1821 nach dem Angriff von Kara Ali zu einem Kompromiß mit den Türken bereit fand und 1824 mit den griechischen Söldnern einen Handstreich durchführte. Sein Versuch, 1822 die Insel Chios zu insurgieren, scheiterte vor allem auf Grund mangelnder Vorbereitung auf der Insel sowie des passiven, bisweilen feindseligen Verhaltens der Kaufmannschaft. Als Folge dieses Mißlingens wurde L. angeklagt und eingekerkert. Nach seiner durch das Volk von Samos erwirkten Befreiung übernahm er am 19. Dezember 1822 wieder seine Ämter. Von Ioannis Kolettis vertreten, wurde er 1828 Kommissar auf den Sporaden, nahm teil am Panhellenion, d.h. dem von Kapodistrias gegründeten Staatsrat, und wurde Kommissar in den Provinzen Lakonien und Unter-Messenien: alle diese Ernennungen geschahen in der Absicht, ihn von seiner Insel zu entfernen, um seinen Einfluß auf seine Landsleute zu neutralisieren. 1830 landete L. auf Samos, das gemäß den Protokollen von 1830 außerhalb der Grenzen des griechischen Staates verblieben war, übernahm wieder seine Ämter als oberster ziviler und militärischer Leiter und begann einen diplomatischen Kampf mit dem Ziel, die Insel in die befreiten Gebiete einzufügen oder einen privilegierten Status zu erlangen, der es ihm gestatten sollte, unter Umgehung der Großmächte den Tribut an die Pforte zu zahlen. Nachdem seine Projekte gescheitert waren, lehnte er den Titel des „Hegemon“ der Insel ab, begab sich auf die Insel Tinos und ließ sich 1836 in Athen nieder, wo er zum Mitglied des Staatsrats und später zum Senator ernannt wurde. Seine letzten Tage widmete er der Abfassung eines Kompendiums, das auf dem Werke Kyrills von Patras über die Apokalypse fußte.

Literatur

Gudas, Anastasios: Vii parallili ton epi tis Anajeniseos tis Eliados diaprepsanton andron. Bd 7. Athen 1875, 405-452.
Stamatiadis, Epaminondas: Samiaka. Bd 2. Samos 1881, passim.
Sakellariu, Michail: To telos tis epanastaseos tis Samu. In: Nea Estia 16 (1934) 730-734.
Lambrinos, Georgios: Morfes tu Ikosiena. Athen 1945.
Seremetis, Dimitrios: To dimosion dikeon en Samo kata tin turkoktatian, tin epanastasin ke to ijemonikon kathestos. Thessaloniki 1959.

Verfasser

Spyros Asdrachas (GND: 103502548)

GND: 1082526622

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082526622.html


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Empfohlene Zitierweise: Spyros Asdrachas, Logothetis, Likurgos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 42-44 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1259, abgerufen am: (Abrufdatum)

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