Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kordatos, Janis

Kordatos, Janis, griechischer Politiker, Historiker und Schriftsteller, * Zagora (Thessalien) 1.02.1891, † Athen 28.04.1961.

Leben

 Nach Absolvierung der Primärschule in seiner Heimat besuchte K. zunächst das „Griechisch-deutsche Lyzeum“ in Smyrna (1907-1908), wo er Dimitris Glinos als Lehrer hatte, dann das „Griechisch-französische Lyzeum“ in Istanbul (1908-1909), das Knabengymnasium in Volos (Thessalien) (1909-1910) und nochmals das „Griechisch-französische Lyzeum“ in Istanbul (1910-1911), wo er auch seine Gymnasialstudien beendete. Schon 1909-1910 lernte er in Volos die Arbeiter- und Bauernbewegung kennen (März 1910 Bauernaufstand in Thessalien), nahm mit dem Leiter der „Höheren Mädchenschule“ in Volos, dem bahnbrechenden Pädagogen Alexandros Delmuzos, Kontakt auf und wurde von der 1907 erschienenen Schrift des Georgios Skliros „To kinonikon mas zitima“ (Unsere soziale Frage) nachhaltig beeinflußt. 1911 nahm er sein Jura-Studium an der Athener Universität auf. Als Student beteiligte er sich aktiv an der Arbeit der „Studentengesellschaft“ (Fititiki Sintrofia, 1910) und des „Erziehungsvereins“ (Ekpedeflikos Omilos, 1910), zweier Organisationen, die sich die Pflege der Volkssprache und die progressistische geistige Erneuerung Griechenlands zum Ziel gesetzt hatten. Nach der Gründung der „Sozialistischen Arbeiterpartei Griechenlands“ (Sosialistiko Ergatiko Komma tis Eliados XI. 1918) in Piräus trat er als einer der ersten in sie ein. Zur gleichen Zeit nahm er auch seine Mitarbeit an der von Ioannis Petsopulos herausgegebenen sozialistischen Zeitung „Rizospastis“ (Der Radikale) auf. Auf dem 2. Parteitag der SEKE (18.-25.04.1920) in Athen, bei dem die Umbenennung der Partei in „Kommunistische Partei Griechenlands“ (Kommunistikon Komma Ellados = KKE) und der Beitritt in die III. Internationale beschlossen wurden, wurde K. ins ZK gewählt und zum politischen Kommissar der Partei bei der SEKE, 17.-23.
 Zeitung „Rizospastis“ ernannt. Vom Mai 1921 bis zum 1. November 1922 hatte er dann das Amt des Generalsekretärs der KPG inne. Vom November 1922 bis zum Juli 1923 führte er die Chefredaktion der „Rizospastis“, die inzwischen (Juni 1920) zum Zentralorgan der KPG geworden war. Auf dem Nationalen Kongreß der KPG (3.-8.02.1924) wurde K. zusammen mit Serafim Maximos und Thomas Apostolidis erneut ins ZK gewählt. Jedoch trat er wegen seiner Opposition gegen den vom V. Weltkongreß der KP in Moskau (15.06.1924) gefaßten und von der Mehrheit der KPG akzeptierten Beschluß für die Autonomisierung Mazedoniens und Thraziens beim III. außerordentlichen Parteitag (26. XI.-3.12.1924) aus der Partei aus. Von da an lebte er bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller in Kallithea bei Athen. Sein publizistisches Werk umfaßt etwa 40 Bände historischer und kritischer Studien und Hunderte von Artikeln in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, Broschüren, Deklarationen usw. Sein erstes Buch „I kinoniki simasia tis ellinikis epanastaseos tu 1821“ (Die soziale Bedeutung der griechischen Revolution von 1821, Athen 1921, 19725) ist das erste Buch eines Griechen, das die neugriechische Geschichte aus marxistischer Sicht betrachtet, obwohl sein Marxismus noch eher mit Plechanov als mit Marx und Engels zu tun hatte. Es folgten die „Neoelliniki politiki istoria“ (Neugriechische politische Geschichte, Athen 1925), die „Isagogi is tin istorian tis ellinikis kefaleokra- tias“ (Einleitung in die Geschichte des griechischen Kapitalismus, Athen 1930, 19722), die „Istoria tu elliniku ergatiku kinimatos“ (Geschichte der griechischen Arbeiterbewegung, Athen 1931, 1972³), die „Istoria tu glossiku mas zitimatos“ (Geschichte unserer Sprachenfrage, Athen 1943, 1973²), „O Rigas Pheräos ke i valkaniki omos- pondia“ (Rigas Pheräos und der Balkanbund, Athen 1945, 1974²), die „Istoria tis neo- teris Elladas“ (Geschichte des neuen Griechenlands, 5 Bde, Athen 1958), „Istoria tis neoellinikis logotechnias“ (Geschichte der neugriechischen Literatur, 2 Bde, aus dem Nachlaß, Athen 1962) K. gilt als der bedeutendste neugriechische Historiker nach Konstantinos Paparrigo-pulos. u. v. a.

Literatur

Porfiris, Kostas: Janis Kordatos. In: Epitheorisi Technis, Jg. 7, Bd 13, H. 77 (Mai 1961) 494-496.
Fotiadis, Dimitris und Ilias Simopulos: Filologiko mnimosino Jani Kordatu sti Zagora. Athen 1962.
Mexis, N. Dimos: O Janis Kordatos ke i epochi mas. In: Politiki ke Ikonomiki Erevna, II. Periode, Heft 84 (Dezember 1963) S. 186.
To Kommunistiko Komma tis Elladas. Episima Kimena, Politikes ke Logotechnikes Ekdosis. Bd 1. (1918-1924). o. O. [Bukarest] 1964, 129-500.
Kousoulas, D. George: Revolution and Defeat. The Story of the Greek Communist Party. London 1965, 54-62.

Verfasser

Georg Veloudis (GND: 124116787)

GND: 119154315

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119154315.html


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Empfohlene Zitierweise: Georg Veloudis, Kordatos, Janis, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 479-480 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1180, abgerufen am: (Abrufdatum)

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