Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Ibrahim
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Ibrahim

Ibrahim, osmanischer Sultan 1640-1648, * Istanbul 4.11.1615, † ebd. 18.08.1648, Sohn Sultan Ahmeds I. und der Kösem Sultan (Mâh-Peyker).

Leben

 Der achtzehnte Sultan des Osmanischen Reiches verbrachte seine Jugend, wie dies vom Ende des 16. Jh.s an üblich war, streng von der Außenwelt abgeschirmt. Während dieser Zeit mußte er als jüngster unter seinen Brüdern ständig darum bangen, ein Opfer des in der Osmanendynastie üblichen Brudermords zu werden. Beim Tode seines älteren Bruders Murád IV. ging die Sultanswürde auf I., den nunmehr einzigen überlebenden Osmanenprinzen über, obwohl seine geistigen Fähigkeiten ausgesprochen schwach waren. Während seiner Herrschaftszeit kümmerte er sich eher um die Frauen seines Harems als um die Regierungsgeschäfte. In den ersten Jahren der Herrschaft I.s versah sein fähiger Großwesir Kemankeş Kara Mustafa Pascha im Einvernehmen mit der umsichtigen und hochbegabten Mutter des Sultans die Regierungsgeschäfte. Es gelang dem Großwesir nicht nur, die friedlichen Beziehungen zu Persien aufrechtzuerhalten, sondern auch - und dies ist für unsere Fragestellung besonders wichtig - 1642 den mit Österreich 1627 geschlossenen Frieden von Szőny für weitere zwanzig Jahre zu erneuern. Im gleichen Jahre wurde Azov, das 1637 an die Kosaken verlorengegangen war, zurückerobert. Der Sultan geriet jedoch immer mehr unter den Einfluß seiner Haremsdamen („Weiberherrschaft“) und eines Scharlatans namens Cinci Hodscha, der ihm die Heilung von seiner Psychose versprach. Auf dessen Einflüsterung hin ließ der Sultan dann Kara Mustafa hinrichten. Während der Zeit des neuen Großwesirs, des schwachen Sultan-zäde Mehmed, brach 1645 der Krieg gegen Venedig aus, der 24 Jahre dauern sollte. Auch die wirtschaftliche Belastung der Bevölkerung wurde immer drückender. Als der Sultan sogar seine Mutter aus dem Palast entfernte und in die Verbannung schicken wollte, führte die allgemeine Unzufriedenheit schließlich zu einer Palastrevolution. Dieser fiel zuerst der damalige Großwesir Ahmed Pascha zum Opfer: Er wurde zerstückelt, woraufhin er seinen historischen Beinamen Hezärpare („Tausendstücke“) erhielt. Seinen Großwesir überlebte der Sultan nur um zehn Tage; der neue Großwesir Sofu Mehmed Pascha ließ ihn erdrosseln.

Literatur

Majláth, Béla: A szőnyi béke okmánytára. Budapest 1885.
Ders.: Az 1642. évi szőnyi békekötés története. Budapest 1885. = Értekezések a történelmi tudományok köréből. 12/5.
Caskel, Werner: Schenkungsurkunde Suhan Ibrahims für die Valide Mahpeyker Sultan (Kösem) von 1049/1640. In: Documenta Islamica Inedita. Berlin 1952, 251-262.
Baysun, M. Cavid: Kösem Sultan. In: Islâm Ansiklopedisi. Bd 6. Istanbul 1955, 915-923.
Danişmend, Ismail Hami: Izahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi. Bd 3. Istanbul 1961, 387-411.
Oransay, Gültekin: Osmanoğulları. Mehmed Süreyya Beğ’in Sicill-i Osmanî birinci cild bab-ı evvelini düzeltilip genişletilmiş edimsel yenibasım biçiminde hazırlıyan ... Ankara 1969, 67-77, 192.

Verfasser

Josef Matuz (GND: 119025671)

GND: 129287660

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd129287660.html


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Empfohlene Zitierweise: Josef Matuz, Ibrahim, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 207 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=993, abgerufen am: (Abrufdatum)

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