Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Choidas, Rokkos

Choidas, Rokkos, griechischer Staatsmann, * Pronoia (Nauplia) 1830, † Chalkis 15.05.1890; sein Vater stammte aus Kephallonia.

Leben

Ch. studierte ab 1848 Jura in Italien. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er Richter und bekleidete bald danach das Amt des Staatsanwalts im Appellationsgericht Athens. Anläßlich eines Prozesses gegen den Anführer einer Räuberbande im Dezember 1868/Januar 1869 kam er zum erstenmal mit den politischen Instanzen Griechenlands in Konflikt, als er bei seiner Anklagerede von Komplizen der Räuberbanden in Regierungskreisen sprach.
Nach Veröffentlichung des epochemachenden Artikels von Charilaos Trikupis „Wer ist schuldig“ in der Zeitung „Kairoi“ vom 24. Juni 1874 und dem damals einsetzenden Aufstieg der bürgerlich-liberalen Kräfte als Folge einer beginnenden industriellen Entwicklung wandte er sich der Politik zu. Aufsehen erregte seine Auseinandersetzung mit einem Abgeordneten der traditionellen Parteien, Dimosthenes Staikos, und das darauf geführte Duell mit ihm (24.04.1875), bei dem Ch. verletzt wurde. Nach seiner Genesung trat er aus seinem Amt zurück, kandidierte bei den Wahlen vom 18. Juni 1875, aus denen Trikupis als Sieger hervorging, und wurde als unabhängiger Abgeordneter seiner Heimat gewählt. Im Parlament verfolgte er eine radikaldemokratische und antimonarchistische Politik und unterhielt Verbindung zur Athener Organisation „Rigas“ (1876), die die Bildung einer übernationalen Balkanföderation anstrebte, und zum „Demokratischen Volksbund“ in Patras. Als dessen Zeitung verboten und dessen Führer verhaftet wurden (Juli 1877), verlangte er im Parlament ihre Freilassung.
In und außerhalb des Parlaments prangerte er die abenteuerliche Nationalpolitik der bürgerlichen Regierungen während des russisch-türkischen Krieges (1877-1878) an. Von seinen Gegnern, vor allem den Monarchisten, heftig bekämpft, scheiterte er zunächst bei den Wahlen September/Dezember 1879 und denen vom 20. Dezember 1881, wurde dann aber bei den Nachwahlen vom 7. Oktober 1883 als Abgeordneter Attikas gewählt und setzte seine republikanische Politik im Parlament in Zusammenarbeit mit Georgios Filaretos fort. Am 14. März 1885 gab er sein Mandat auf und betätigte sich politisch-journalistisch. Seither arbeitete er mit den Frühsozialisten Stavros Kallerjis und Platon Drakulis, dem Herausgeber der sozialistischen Zeitung „Arden“, zusammen. Am 14. November 1885 wurde auf Ch. ein Attentat verübt, in das der Polizeidirektor Athens verwickelt war. Aus Anlaß eines Artikels, den er am 4. September 1888 in der Zeitschrift „Rampagas“ mit dem Titel „Vaterland und Armee“ veröffentlicht hatte und in dem er die Armee zur Vertreibung des Königs und zur Säuberung des politischen Lebens aufrief, wurde er verhaftet und nach einem langwierigen Prozeß, bei dem er seine demokratisch-republikanische Gesinnung von neuem verkündete, wegen Majestätsbeleidigung zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er starb vor Ablauf seiner Strafe im Gefängnis von Chalkis.

Literatur

Kordatos, Janis: O Rokos Choidas itan sosialistis. In: Nea Epitheorisi 2 (1929) 60-62.
Vurnas, Tasos: To xekinima tis fotias. Mia mithistorimatiki viografia tu protoporu dimokrati Rokku Choida. o.O. [Bukarest] 1963.

Verfasser

Georg Veloudis (GND: 124116787)

GND: 1099930529

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1099930529.html


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Empfohlene Zitierweise: Georg Veloudis, Choidas, Rokkos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 307-308 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=663, abgerufen am: (Abrufdatum)

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