Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Tomaš, Stefan
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Tomaš, Stefan

Tomaš, Stefan, König von Bosnien 1443-1461, † 1461, Sohn König Stefan Ostojas.

Leben

Nach dem Tode Tvrtkos II. wurde T. Ende des Jahres 1443 durch die bosnischen Magnaten, aber gegen den Widerstand Stefan Vukcic Kosacas, zum König gewählt. Der Gegensatz zu letzterem prägte dann auch den größten Teil der Herrschaftszeit T.s. Äußeres Zeichen für seine unsichere Lage war, daß Dubrovnik es vorerst nicht wagte, T. anzuerkennen und ihm die jährlichen Tribute zu senden. Auch in Ungarn fand T. zunächst keine Anerkennung, wurde aber durch Fürsprache Hunyadis im folgenden Jahre akzeptiert. T. suchte bald nach seiner Thronbesteigung Verbindung zu Venedig, das ihn 1444 zum Mitglied seines Großen Rates machte. Mit ungarischer und venezianischer Rückendeckung versuchte er, Stefan Vukcic Kosaca zu unterwerfen, dessen Hauptverbündete, die Osmanen, sich gerade in der Defensive befanden. Weil dieser Krieg 1444-1446 ergebnislos blieb, arrangierten sich die Gegner, indem Stefan Vukcic Kosaca sich im Mai 1446 mit Katharina, einer Tochter T.s, vermählte. Leider war das gute Einvernehmen schon 1448 verloren, obgleich es der außenpolitischen Lage Bosniens große Vorteile brachte: Stefan Vukcic Kosaca verband sich mit den Serben gegen seinen Schwiegervater und half, ihm das Bergwerksgebiet von Srebrnica abzunehmen. Wohl gelang es T., das Gebiet wiederzugewinnen, gab es jedoch 1451 kampflos an Djuradj Brankovic zurück.
Wie wichtig die Ausbeutung der Bergwerke geworden war, zeigt ein Vertrag, den T. 1449 mit einem Kaufmann aus Trogir abschloß. Darin trat T. als Teilhaber einer Handelsgesellschaft auf, die den königlichen Hof mit Importen versorgte und zugleich das Monopol für das königliche Silber erhielt. Mit dem Verbot des Silberexports 1456 durch Mehmed II. ging dieses einträgliche Geschäft ebenso verloren wie der gesamte Silberhandel Bosniens.
Nach der Thronbesteigung Mehmeds II. geriet Bosnien in immer stärkere Abhängigkeit von den Osmanen. Schon 1451 hatte T. ihnen die Festung Hodidjed, die wichtige Verbindungen beherrschte, überlassen müssen. 1456 verlangte Mehmed II. während seines Zuges gegen Belgrad nicht nur Heerfolge und Proviantlieferungen, sondern auch die Übergabe weiterer vier wichtiger Burgen. Dieses Mal konnte T., der sich zur Abwehr der Türken rüstete, das Ansinnen Mehmeds II. zurückweisen, 1460 jedoch übergab er ihm die abermals geforderten festen Plätze, die den Osmanen vor allem die Save-Übergänge in die Hand brachten. Trotz des Mißerfolges von Belgrad 1456 fielen die Türken seither jedes Jahr in Bosnien ein und zerstörten die wirtschaftliche Kraft des Landes. T. versuchte zwar, vor allem über Papst Pius II., seine eigenen Widerstandspläne durch gesamteuropäische Aktionen zu sichern, scheint sich aber der Vergeblichkeit seines Tuns bewußt gewesen zu sein. Schon der unüberwindbare Gegensatz zu Stefan Vukčič Kosala, der ständig mit den Osmanen "verbündet war, band ihm die Hände. 1459 gelang es ihm, für seinen Sohn Stefan Tomaševič durch Heirat mit Jelena Brankovič das serbische Despotat zu erwerben, das dieser aber durch kampflose Aufgabe Smederevos sofort wieder verlor und dadurch überdies die Sympathien der antiosmanischen Mächte verspielte. 1460 sicherte T. sich und seiner Familie das Asylrecht in Venedig, 1461 forderte er aus Dubrovnik einen Arzt an, starb aber im Juli des Jahres, vielleicht durch Gift.

Literatur

Thallóczy, Ludwig von: Studien zur Geschichte Bosniens und Serbiens im Mittelalter. München 1914.
Vlajić, Wenzeslaus: Untergang des bosnischen Königreiches. Sarajevo 1926.
Ćirković, Sima: Herceg Stefan Vukčić-Kosača i njegovo doba. Beograd 1964.
Ders.: Istorija srednjovekovne bosanske države. Beograd 1964.

Verfasser

Frank Kämpfer (GND: 129105678)

GND: 119348802

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119348802.html


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Empfohlene Zitierweise: Frank Kämpfer, Tomaš, Stefan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 337-338 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1793, abgerufen am: (Abrufdatum)

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