Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Obilić, Miloš
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q314075

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Obilić, Miloš

Obilić, Miloš, serbischer Epenheld, Mörder Sultan Murads I., † 28.(15.)06.1389.

Leben

Die ans Märchenhafte grenzenden Ausmalungen der Biographie O.s in der späteren serbischen Volksepik geben keinerlei Anhaltspunkte für historische Forschung. In den historischen Quellen wiederum finden sich keine Angaben über die Person O.s. Zum ersten Male wird seine Person, „ein treuer Diener Lazars, namens Miloš“ , im Reisetagebuch des Hierodiakons Ignatij aus Smolensk (1389) erwähnt. Der volle Name in den Formen Milos Cobilichio und Miloš Kobila erscheint erst gegen Ende des 15. Jh.s in italienischen und türkischen Quellen. Die Heldentat O.s, die Ermordung Sultan Murads I. 1389 nach der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje), wird zum ersten Mal 1431 von Konstantin von Kostenec in der Vita des Despoten Stefan Lazarević ausführlich dargelegt, jedoch zeigt sich, daß schon er der epischen Stilisierung folgte, die das denkwürdige Geschehen des Sultansmords in eine literarische Form gebracht hatte. Frei von epischen Einflüssen scheinen die türkischen Quellen zu sein, die berichten, O. habe „gegen Ende der Schlacht in dem Durcheinander der beginnenden Verfolgung“ mit Hilfe einer List den Sultan ermordet. In der serbischen Überlieferung wurden Person und Heldentat O.s zur Verkörperung heldischer Ideale, die das tragische Schicksal des Fürsten Lazar und der Serben mit dem Glanzlicht des Heroischen versah. Die phantasievolle Ausschmückung der Vorgeschichte des Sultansmordes logifizierte zugleich die Niederlage auf dem Amselfeld als Ergebnis von Zwietracht, Weiberneid und Verleumdung und band die Legende vom Verrat des Vuk Branković in einen Handlungsrahmen. Im 18. Jh. wurde der Name Kobilić (von kobila - Stute oder kopile = uneheliches Kind) als nicht angemessen betrachtet und durch die Form O. ersetzt. Nachdem O. 1803 im Kloster Hilandar als Heiliger auf einem Fresko dargestellt worden war, verbreitete sich sein Heiligenkult unter den Serben.

Literatur

Kostić, Dragutin: Miloš Kopilić - Kobilić - Obilić. In: Revue internationale des études balkaniques 1 (1935) 232-254.
Braun, Maximilian: „Kosovo“. Die Schlacht auf dem Amselfelde in geschichtlicher und epischer Überlieferung. Leipzig 1937. = Slavisch-baltische Quellen und Forschungen. 8.
Pavlović, Leontije: Kultovi lica kod Srba i Makedonaca. (Istorijsko-etnografska rasprava). Smederevo 1965.

Verfasser

Frank Kämpfer (GND: 129105678)

GND: 119077256

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119077256.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   

Empfohlene Zitierweise: Frank Kämpfer, Obilić, Miloš, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 344 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1469, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos