Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Eusebius
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Eusebius

Eusebius (ungarisch Özséb), Gründer des Paulinerordens, * Gran Anfang des 13. Jh.s, † Pilis 20.1. 1270, aus einer adeligen Familie.

Leben

E. wurde bald nach seiner Priesterweihe Domkapitular in Gran, da er aber in den Heimsuchungen des Tatareneinfalls die strafende Hand Gottes sah, ging er zu den von ihm betreuten Eremiten im Piliser Gebirge und dankte 1246 als Domkapitular ab. Er ließ sich im Tal von Pilisszántó in einer Dreierhöhle nieder und baute zu Ehren des heiligen Kreuzes vor der Höhle eine Kapelle. 1250 gelang es ihm, die Eremiten in einem kleinen Kloster unterzubringen, verbündete sich dann mit dem Augustiner Prior Antal von Patacs, organisierte die Mitglieder beider Klöster zu einem einzigen Orden und wurde in Pilisszentkereszt der erste Prior einer Eremitenbruderschaft, die nach dem hl. Paulos von Theben bald Paulinerorden genannt wurde. E. unterschrieb bereits 1252 die Beschlüsse der Graner Synode als „prior prov. Ord. S. Pauli primi Eremitae“. Der Orden bedurfte aber noch der päpstlichen Bestätigung. E. pilgerte deshalb nach Rom zu Papst Urban IV., der ihm vorerst noch verschiedene Hindernisse in den Weg legte (1261/63). Der zur gleichen Zeit gleichfalls in Rom weilende Thomas von Aquino setzte sich für die Sache des neuen Ordens ein, und E. erlangte dank seiner Vermittlung die päpstliche Zustimmung.
Der Orden blieb der einzige, der von einem Ungarn gegründet wurde. Er erstarkte schnell, doch aus Bescheidenheit betrachtete sich E. nicht selbst, sondern den hl. Paulos von Theben (um 228 bis um 341) als Gründer, der von den Christenverfolgungen der römischen Kaiser Decius und Valerian in die oberägyptische Wüste zurückgezogen war und dort in einer Felsenhöhle 90 Jahre als Anachoret gelebt hatte. Bald entstanden Klöster in Polen (das Kloster in Czenstochau - gegr. 1382 - gehört heute noch dem Orden), im Deutschen Reich, und der Orden breitete sich durch Spanien und Portugal bis nach Südamerika aus. In Ungarn erlebten die Pauliner im 14. Jh. eine Blütezeit, als König Ludwig I. von der Republik Venedig den Leichnam des hl. Paulos von Theben erwarb, welcher dann im Ofener St. Laurentius-Kloster, dem Sitz des Paulinerordens, aufbewahrt wurde. Joseph II. hob den Orden 1786 auf. Zwei Versuche einer Wiedereinführung in Ungarn (1864-1867 und um die Jahrhundertwende) schlugen fehl. Von 1934 bis 1949 gab es wieder zwei Klöster des Ordens in Ungarn.
Zwar war der Paulinerorden ursprünglich von einem kontemplativen und asketischen Charakter, dennoch wuchs er seit dem 15. Jh. unter äußerem Zwang - Türkenzeit, Reformation, Aufklärung - immer mehr in eine aktive Rolle hinein. Er bekam die Erlaubnis zur Pastoration, zur Unterhaltung von Schulen, und ersetzte die Jesuiten, als diese 1773 verboten wurden. Der „nationale“ Charakter des Ordens wird hervorgehoben. Bemerkenswert ist der Beschluß der ungarischen Ordensprovinz aus dem Jahre 1717 - als Antwort auf die Loslösung der Kroaten im Jahre 1700 -, nach dem jedes Mitglied unter Strafe sich als Ungar zu bekennen habe. Das 18. Jh. - die Zeit eines neuen Aufschwungs - verlief im Zeichen des Kampfes gegen die Aufklärung.
Das Konstanzer Konzil (1414-1417) hatte den Ordensmitgliedern die Annahme höherer kirchlicher Ämter ausdrücklich verboten. Später wurden Ausnahmen gemacht: zu diesen gehörten György Martinuzzi (1482-1551), Bischof von Wardein, Statthalter König Ferdinands I. in Siebenbürgen und Pál Széchényi (1642-1710), Erzbischof von Kalocsa, der im Auftrag König Leopolds I. Verhandlungen mit Fürst Franz II. Rákóczy und dessen Aufständischen führte. Weitere bedeutende Mitglieder des Paulinerordens waren die Dichter Pál Ányos (1756-1784; er prägte mit einem haßerfüllten Gedicht über Kaiser Joseph II. den Ausdruck „kalapos király“), Ferenc Verseghy (1757-1822; er verbreitete die Schriften von Ignác Martinovics und übersetzte die „Marseillaise“ ins Ungarische[!]) und Benedek Virág (1754-1830; er verfaßte eine dreibändige Geschichte Ungarns, die kraft ihrer patriotischen Darstellung eine große Wirkung ausübte).

Literatur

Acta et decreta synodi dioecesanae, Strigoniensis. Authoritate ill. ac rev. domini, Petri Pazmany, archiepiscopi strigoniensis. Celebratae Tyrnaviae, A. D. 1629. die 4. octobris et sequentibus ... Appendix II. Posonii 1667, 123-129.
Prileszky, Joannes Bapt.: Acta sanctorum Ungariae, ex Joannis Bollandi... continuatoribus aliisque scriptoribus excerpta ... Appendix. Tyrnaviae 1744.
Pámer, László: Remeteélet az egyházban, különösen hazánk földjén. In: Katolikus szemle 23 (1909) 695-705, 802-821, 925-943.
Kisbán, Emil: A magyar Pálosrend története. 2 Bde. Budapest 1938/40.

Verfasser

László Possonyi (GND: 126857636)

GND: 1012925293

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012925293.html


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Empfohlene Zitierweise: László Possonyi, Eusebius, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 477-478 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=791, abgerufen am: (Abrufdatum)

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