Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Báthory von Somlyó, Gábor
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Báthory von Somlyó, Gábor

Báthory von Somlyó, Gábor (Gabriel), Fürst von Siebenbürgen 1608-1613, *15.08.1589, † Großwardein 27.10. 1613, Sohn István B.s und der Zsuzsanna Bebek, Neffe des Kardinals und siebenbürgischen Fürsten András (Andreas) B.

Leben

Früh verwaist, wurde Gabriel B. von seinem Onkel Stephan, dem letzten B. aus dem Ecseder Zweig der Dynastie († 1605) aufgezogen. Er bekam von ihm eine kalvinistische Erziehung und erbte das Vermögen des Ecseder Zweiges. Nach dem Tode Bocskays betrachtete er sich nun auch als natürlichen Erben der siebenbürgischen Fürstenkrone, die Stände wählten aber den alten Zsigmond (Sigismund) Rákóczy zum Fürsten, dessen energisches Durchgreifen sie nicht zu befürchten brauchten. Rákóczy, der zwar nur in Oberungarn begütert war, hatten sie als siebenbürgischen Statthalter Bocskays kennengelernt.
Der 17jährige Gabriel B. nutzte den Haiduckenaufstand, bestätigte den Aufständischen ihre von Bocskay verliehenen Privilegien (kollektive Adelsverleihung und Zuweisung von Bodenbesitz am 12. Dezember 1605) und ließ sich am 11. März 1608 zum Fürsten wählen. Sigismund verzichtete auf den Thron um den Preis von zwei Gütern. Wien erkannte Gabriel - der für sich den nur den Erzherzogen zustehenden Titel „serenissimus“ verlangt hatte -, im Vertrag von Kaschau als „illustrissimus princeps“ an; Gabriel Bethlen, der Führer der vor Basta auf türkisches Gebiet geflüchteten siebenbürgischen Emigranten, erwirkte seine Anerkennung von seiten der Hohen Pforte.
Gabriels B.s unmoralischer Lebenswandel und die Klagen der Katholiken, die sich um die Versprechen des Fürsten bei dessen Thronbesteigung betrogen fühlten, ließen eine allgemeine Unzufriedenheit im Lande aufkommen. István Kendy, der einzige Siebenbürger im Rate Gabriels, auch er ein Katholik, nutzte die wachsende Unzufriedenheit und plante mit einigen anderen Herren die Beseitigung des Fürsten. Der mit großer Naivität versuchte Anschlag auf Gabriels Leben jedoch scheiterte. Kendy floh nach Ungarn, mehrere Mitverschwörer wurden hingerichtet. Der Landtag vom März 1610 schränkte die Ausübung der katholischen Religion auch im privaten Bereich ein und erneuerte die Beschlüsse von 1588 über die Verbannung der Jesuiten.
Gabriel B.s tolerante Regierungspolitik schlug nun in ihr Gegenteil um. Die Begegnung des Fürsten mit György Thurzó, dem Palatin des „königlichen“ Ungarn im Sommer 1610 blieb daher ohne Erfolg. Das gute Einvernehmen mit Ungarn schwand, und Kendy warb gegen Gabriel B. in Polen. Der Fürst wollte daraufhin seine Herrschaft im Innern festigen. Da seinem Absolutismus nur noch die Vorrechte der sächsischen Nationsuniversität Grenzen setzten, bemächtigte er sich am 11. Dezember 1610 heimtückisch Hermannstadts. Sogleich berief er dorthin den Landtag ein, der die Stadt ihrer Autonomie beraubte, sie mit der Zahlung einer hohen Summe belegte und sie zur fürstlichen Residenz erklärte. Mit Hilfe der konfiszierten Schätze der Stadt und ihrer Bürger stand der Fürst am Neujahrstag bereits in der Walachei. Der Woiwode Radul Şerban floh zum König Matthias. Da der Fürst das Unternehmen diplomatisch nicht vorbereitet hatte, reagierten die ungarländischen Paschas mit einem Angriff auf die Haiduckendörfer, worauf Gabriels Haiducken nach Hause zogen. Dadurch wurde der Siegszug des Fürsten, der von der Walachei in die Moldau und dann weiter nach Polen ziehen wollte, um sich dort - als Großneffe König Stephans - zum König krönen zu lassen, unterbrochen.
Der Kronstädter Senator Michael Weiß organisierte indessen den Widerstand der Sachsen gegen Gabriels Herrschaft. Er verband sich mit Radul, der von der Walachei her nach Siebenbürgen kam und mit den Sachsen vereint am 8. Juli 1611 bei Kronstadt Gabriel schlug. Dieser schloß sich in Hermannstadt ein, schickte Bethlen - um militärische Hilfe zu erlangen - nach Instanbul und erneuerte sein Heer aus den Széklern, die den Lockungen des walachischen Woiwoden widerstanden. Nun griff auch der Kaschauer Kapitän Zsigmond Forgách in den Kampf ein, besetzte Klausenburg (25.07.1611), dann Karlsburg, und schickte sich an, Gabriel in Hermannstadt zu belagern. Doch auf dem von ihm einberufenen Landtag von Mediasch erschien kaum einer, die Székler rüsteten zum Kampf, die Burgen widerstanden und dem Fürsten gelang es, den Haiduckenkapitän András Nagy wieder für sich zu gewinnen. Die Haiducken vertrieben Forgách aus Klausenburg. Die Türken setzten den für sie unzuverlässigen Radul ab und drangen bis ins Burzenland vor. Von Déva her erschien auch Bethlen mit den Truppen des Paschas von Temeschwar. Forgách blieb nur der Rückzug übrig.
Der Fürst verstand nicht, seinen Sieg für einen Ausgleich mit den Königlichen zu nutzen und trieb durch seine unbedachte Politik Bethlen und den Abenteurer András Géczy in die türkenfreundliche Opposition. Das Bündnis Gabriels mit den Habsburgern vom 11. April 1613 besiegelte sein Schicksal: der Sultan ernannte am 1. Mai 1613 Bethlen, der von türkischen Truppen begleitet nach Siebenbürgen zurückkehrte, zum Fürsten. Bei neuerlichen Verhandlungen mit den Türken wurde Gabriel durch von Géczy gedungene Haiducken erschlagen.
Die Herrschaft Gabriel B.s „war ohne höhere politische Ziele der ungezügelte Ausdruck der Leidenschaften eines auf seine Geburt, sein Vermögen und seine Erfolge eingebildeten jungen Mannes“ (Szekfű).

Literatur

Szilágyi, Sándor: Báthory Gábor fejdelem története. Budapest 1882.
Makkai: S. 212 bis 221.

Verfasser

Miguel de Ferdinandy (GND: 118686771)

GND: 118966480

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118966480.html


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Empfohlene Zitierweise: Miguel de Ferdinandy, Báthory von Somlyó, Gábor, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 152- [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=530, abgerufen am: (Abrufdatum)

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