Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Balassi, Bálint
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Balassi, Bálint

Balassi (auch: Balassa), Bálint, ungarischer Dichter, * Altsohl 20.10. 1554, † Gran 30.05. 1594, aus einer adeligen Familie, Sohn des auf der Altsohler Burg residierenden Oberkapitäns (capitaneus generalis) der oberungarischen Bergstädte János B. und der Anna Sulyok.

Leben

Der am Hofe Ferdinands I. gern gesehene Vater pflegte selbst einige gute Beziehungen mit dem Ausland und schickte seinen Sohn, nachdem er ihn zu Hause von dem berühmten protestantischen Prediger Péter Bornemisza hatte erziehen lassen, bereits im Alter von 11 Jahren nach Nürnberg. Der Vater wurde 1569 wegen des Verdachts, an einer Verschwörung teilgenommen zu haben, in die Preßburger Burg eingesperrt. Er kam zwar nach erwiesener Unschuld frei, wurde aber weiter beargwöhnt, wobei seine Verwandtschaft mit dem siebenbürgischen Fürsten Stephan Báthory noch erschwerend wirkte. Zum Beweis seiner Königstreue ließ er seinen Sohn B. am Feldzuge des Gáspár Békés gegen Stephan Báthory teilnehmen (1575). B. wurde gefangengenommen, doch der Fürst behandelte ihn als seinen Gast und nahm ihn nach Polen mit. Er kehrte erst nach dem Tode des Vaters heim (1577). Die meisten seiner Güter gingen verloren, und B. trat als Kavallerieleutnant in die Garnison der Erlauer Burg ein (1579-1582). Obwohl er im Soldatenleben den Hauptberuf seines Lebens sah, blieb er für Wien wegen seiner polnischen Vergangenheit und seiner fürstlichen Verwandtschaft immer suspekt und konnte trotz vielfacher Bemühungen bis zu seinem Tode keine führende militärische Aufgabe erhalten. Seine 1584 geschlossene Ehe scheiterte, und er verlor seine Prozesse. Nicht einmal die Katholisierung im Jahre 1586 half ihm. Als er die Nachricht von einem bevorstehenden polnisch-türkischen Krieg vernahm, begab er sich im Herbst 1589 zum zweiten Male nach Polen. Er betrieb Studien im Braunsberger Jesuitenkolleg, und als der Krieg ausblieb, kehrte er in die Heimat zurück (1591).
1593, beim Ausbruch des Fünfzehnjährigen Krieges, meldete sich B. unter den ersten auf den Aufruf des (1608 zum Palatin gewählten) István Illésházy und zog unter dem Kommando Miklós Pálffys gegen die Türken. Er nahm teil an der Belagerung Stuhlweißenburgs, in der Schlacht bei Pákozd, besetzte seine eigenen Burgen Divény und Kékkő und war beim Sturm auf die Graner Burg dabei, wo er tödlich getroffen wurde. Laut eigenem Zeugnis hatte er unter den Mauern von Gran selbst den Tod gesucht.
B.s lyrisches Werk pflegt man in Liebes-, Helden- und Gotteslyrik einzuteilen. B. ist der erste bedeutende Dichter ungarischer Sprache und der Schöpfer der individuellen Lyrik in der ungarischen Literatur. Er wählte sich die ungarischen Liebesgesänge und Psalmen, den italienischen Petrarkismus, die lateinischen Humanisten (Marullus, Johannes Secundus) und Jakob Regnart zu seinen Vorbildern und schenkte immer mehr Aufmerksamkeit der Volksdichtung jener Völker, die er im Laufe seines bewegten Lebens kennenzulernen die Möglichkeit hatte. Seine immensen Sprachkenntnisse - er sprach neun Sprachen vollkommen - und seine große Bildung machten ihm das Fehlen einer nationalsprachlichen Literatur bewußt. Seine Dichtung sollte eine neue Epoche einleiten. So war auch seine Wirkung gewaltig, obwohl seine Gedichte - ohne die Liebeslyrik! - erst 1630 im Druck erschienen. Allein bis 1806 erlebten sie 43 Auflagen. Die Liebeslyrik lebte in Handschriften weiter und wurde erst 1874 in einem Kodex (Balassi-kódex) in Zólyomradvány entdeckt.

Literatur

Eckhardt, Sándor: Balassi Bálint. Budapest 1941.
Balassi Bálint összes művei. Hrsg. S.Eckhardt. 2 Bde. Budapest 1951/55.
Bán, Imre: La poésie humaniste hongroise au XVIe siècle: Valentin Balassi. In: Acta Litt. Acad. Sci. Hung. 3 (1960) 113-130.
Becker, Henrik: Balassas weltweite Verknüpfungen. In: Humanismus und Renaissance in Mittel- und Osteuropa. Bd 2. Berlin 1962, 38-48.
Klaniczay, Tibor: Réalité et idéalisation dans la poésie pétrarquiste de Bálint Balassi. In: Acta Litt. Acad. Sci. Hung. 8 (1966) 343-365.

Verfasser

Tibor Klaniczay (GND: 119309416)

GND: 119268779

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119268779.html


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Empfohlene Zitierweise: Tibor Klaniczay, Balassi, Bálint, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 127-128 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=505, abgerufen am: (Abrufdatum)

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