Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Slomšek, Anton Martin
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q591809

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Slomšek, Anton Martin

Slomšek, Anton Martin, Bischof von Lavant, slowenischer Kulturschaffender und nationaler Erwecker, * Slom bei Ponigl (Ponikva, Untersteiermark) 26.11.1800, † Marburg a. d. Drau (Maribor) 04.09.1862, Bauernsohn.

Leben

 S. besuchte das Priesterseminar in Klagenfurt und wurde 1824 zum Priester geweiht. In der Folge war er bis 1829 Kaplan in untersteierischen Pfarren, dann bis 1838 Spiritual am Priesterseminar in Klagenfurt, 1838-1844 Erzpriester und Dechant in Saldenhofen (Vuzenica), 1844-1846 Kanonikus und Schulinspektor der Diözese Lavant in St. Andrä (Št. Andraž) im Lavanttal und schließlich vom 30. Mai 1846 bis zu seinem Tode Bischof von Lavant. Schon als Seminarist bemühte sich S. in der Überzeugung, daß die Seelsorge nur erfolgreich sein könne, wenn sie sich der Volkssprache bediene, um die slowenische Sprache. Als 1822 das Ansuchen um eine Lehrkanzel für Slowenisch am Lyzeum in Klagenfurt abgelehnt wurde, richtete er auf eigene Initiative im dortigen Priesterseminar sehr erfolgreiche slowenische Sprachkurse für die Seminaristen ein. 1830 war er einer der Mitbegründer des privaten slowenischen literarischen Vereins in Klagenfurt. Auf seine Anregung zum literarischen Schaffen in slowenischer Sprache geht die erste Sammlung slowenischer weltlicher Lieder „Pesme po Koroshkim ino Shtajarskim snane...“ (Lieder aus Kärnten und Steiermark...) zurück, die 1833 in Klagenfurt erschien und neben originalen Liedtexten auch Neuschöpfungen und Übersetzungen aus dem Deutschen enthielt. S. gilt als Begründer der slowenischen Jugendliteratur. Er redigierte nicht nur die Arbeiten seiner Schüler - vorwiegend Übersetzungen von Werken Christoph von Schmids -, sondern schuf auch selbst mit seinem Buch „Blashe ino Neshiza v’nedelski sholi“ (Blasius und Agnes in der Sonntagsschule, Graz 1842) ein hervorragendes und vielbenutztes methodisch-pädagogisches Lehrbuch. Nachdem ihm die Errichtung einer Vereinigung für die Herausgabe billiger und guter Bücher für das Volk nach dem Vorbild der Mechitharisten-Congregation in Wien verweigert wurde, begann er 1846 in Klagenfurt mit der Herausgabe des pädagogischen Jahrbuchs „Drobtinice“ (Brosamen), das bis 1900 erschien. Daneben initiierte und verfaßte er auch selbst zahlreiche weitere pädagogische, religiöse und andere Schriften. Seine gesammelten Werke gab Michael Lendovšek 1876-1899 in 6 Bänden in Klagenfurt heraus. Als Bischof von Lavant vereinigte S. die von Slowenen besiedelten Gebiete der Südsteiermark in einer Diözese und verlegte 1859 den Bischofssitz von St. Andrä im Lavanttal nach Marburg a. d. Drau. Damit wollte er der rasch fortschreitenden Germanisierung entgegenwirken. Er trug wesentlich zur Gründung des Hermagoras-Vereins, später Hermagoras-Bruderschaft (Družba Sv. Mohorja) 1851 in Klagenfurt bei, die mit der Herausgabe unpolitischer, überwiegend religiös-erzieherischer und habsburgisch-patriotischer Literatur in slowenischer Sprache bis zum Ersten Weltkrieg eine bedeutende Rolle im slowenischen kulturellen Leben spielte. 1851 begründete er die Bruderschaft der hll. Kyrill und Method zur Wiedervereinigung der getrennten Kirchen; 1852 berief er die Lazaristen in seine Diözese. S. verurteilte den Nationalismus und sprach sich in der Revolution 1848 auch gegen das von den Liberalen geforderte „Vereinigte Slowenien“ aus. Sein nachhaltiges Eintreten für die slowenische Sprache trug jedoch sehr zur Festigung des slowenischen nationalen Bewußtseins bei, entsprang aber einer zutiefst konservativen Haltung. Damit sollte nämlich der Einfluß der deutschen Sprache zurückgedrängt werden, in der die liberalen und der Kirche feindlichen Ideen verbreitet wurden. Gemeinsam mit Luka Jeran kann er als Begründer des später starken slowenischen Klerikalismus angesehen werden.

Literatur

Kosar, Franz: Anton Martin Slomšek, Fürst-Bischof von Lavant. Marburg 1863.
Kovačič, Franc: Služabnik božji Anton Martin Slomšek. 2 Bde. Celje 1934/35.
Gorišek, Maks: Slomšekov rodovnik. Maribor 1938.
Knjiga o Slomšku. Zbornik ob stoletnici smrti. Hrsg. Janez Poljanec u. Franc Hrastelj. Celje 1962.
Pleterski, Janko: Narodna in politična zavest na Koroškem. Ljubljana 1965.
Gestrin, Ferdo u. Vasilij Melik: Slovenska zgodovina od konca osemnajstega stoletja do 1918. Ljubljana 1966.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)

GND: 11900061X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd11900061X.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Slomšek, Anton Martin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 144-145 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1666, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos