Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Rallis, Ioannis
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Rallis, Ioannis

 Rallis, Ioannis, griechischer Politiker, * Athen 1878, † ebd. 26.10.1946, Sohn des Dimitrios R., aus der bekannten Athener Politikerfamilie der R.

Leben

 Wie sein Vater betrieb R. Jurastudien zuerst in Athen, dann in Deutschland und Frankreich. 1906 wurde er zum Abgeordneten von Megara gewählt, 1910 zum Abgeordneten der Provinz Attika-Böotien. Aber erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann seine eigentliche politische Laufbahn: 1920 als Minister für Marinewesen, 1921 in der Regierung Dimitrios Gunaris als Finanzminister und vorübergehend auch als Justizminister. Wie sein Vater verfolgte R. eine antivenizelistische Politik. Nach den Wahlen vom 19. August 1928, die nach der Rückkehr des Venizelos in die Politik durchgeführt wurden, errang er auch die gleiche Schlüsselstellung wie zuvor dieser, er wurde nämlich Parlamentsabgeordneter von Attika. Aber das politische Kräftespiel hatte sich seit damals wesentlich verschoben, und R. konnte nicht die Popularität seines Vaters erringen. In der ersten Regierung Panajis Tsaldaris (04.11.1932-13.01.1933) wurde er Außenminister und nach den Wahlen vom 5. März 1933 Innenminister und Führer der Luftwaffe. Nach achtmonatiger Amtsausübung trat er wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Ministerpräsidenten zurück. Bei den Wahlen von 1936 führte er eine eigene Partei ins Treffen und konnte acht Parlamentssitze erringen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und während der Okkupation durch die Deutschen betrieb R. eine kooperative Politik: am 7. April 1943 machte man ihn anstelle von Konstantinos Logothetopulos zum Premierminister der griechischen Scheinregierung, ein Amt, das er bis zum 12. Oktober 1944 innehatte. Mit R. begann Athen zum royalistischen Schwerpunkt zu werden. R. arbeitete darauf hin, die republikanische Einheitsfront von „Alten Politikern“ und Resistance aufzubrechen und beschwörte dazu die kommunistische Gefahr. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 1943 erfolgte die Aufstellung der „Tagmata Asfalias“, der Sicherheitsbataillone, die R. aus den republikanischen Bataillonen des Theodoros Pangolos in royalistische Einheiten umfunktioniert hatte. Die verschiedenen Resistancegruppen forderten bereits im Februar 1944 die Verurteilung der Regierung R. und ihrer „Tagmata Asfalias“. Nach der Befreiung wurde R. sofort verhaftet. Im Februar 1945 wurde ihm der Prozeß gemacht. Die Anklage lautete auf Hochverrat, und als Quisling wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. R. starb am 26. Oktober 1946 im Gefängnis.

Literatur

Grigoriadis, Neokosmos: O pankosmios polemos 1939-1945. Athen 1945.
Papandreu, Georgios: I apeleftherosis tis Ellados. Athen 1945, 1948(3).
Tsuderos, Emmanuil: Diplomatika paraskinia 1941-1944. Athen 1949.
Dafnis, Grigorios: I Ellas metaxi dio polemon 1923-1940. 2 Bde. Athen 1955.

Verfasser

Walter Puchner (GND: 115411496)

GND: 1050523865

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1050523865.html


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Empfohlene Zitierweise: Walter Puchner, Rallis, Ioannis, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 32-33 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1588, abgerufen am: (Abrufdatum)

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