Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Petrov, Račo Petrov
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Petrov, Račo Petrov

Petrov, Račo Petrov, bulgarischer Militär und Politiker, * Šumen 1861, † Sofija 22.01.1942.

Leben

P. diente während des Russisch-Türkischen Kriegs 1877/78 bei den bulgarischen Freiwilligenverbänden und schlug nach dem Krieg die militärische Laufbahn ein. 1879 beendete er im Range eines Leutnants die Sofioter Militärschule und ging im gleichen Jahr nach Rußland, wo er in der Generalstabsakademie seine Studien fortsetzte. Er absolvierte drei Kurse mit Auszeichnung, wurde zum Oberleutnant befördert und in den Wehrkreis Odessa abkommandiert. Im September 1883 kehrte er nach Bulgarien zurück, wo er in rascher Folge in der militärischen Stufenleiter avancierte.
Als 1885 nach der Wiedervereinigung Bulgariens mit Ost-Rumelien die russischen Offiziere aus Bulgarien abgezogen wurden, wurde P. zum Chef des Stabs der Armee ernannt. In dieser Eigenschaft wurde er auch am 14. November 1885 von Außenminister Ilija Canov von der serbischen Kriegserklärung benachrichtigt und gab die Nachricht an den Ministerpräsidenten Petko Karavelov und Fürst Battenberg weiter, die mit ihm in Plovdiv weilten. Im folgenden Krieg spielte P. eine ausschlaggebende Rolle; so skizzierte er eigenhändig den äußersten Ring der Verteidigungsposition von Slivnica, wo die Serben solange aufgehalten wurden, bis in Eilmärschen Ersatztruppen von der türkischen Grenze herangeführt werden konnten. P. selbst leitete diese und andere Bewegungen der bulgarischen Armee, wobei er unter Nutzung aller Möglichkeiten und Mittel eine bis dahin unbekannte Mobilität der Truppen erreichte, die letztlich den für Bulgarien siegreichen Ausgang des Kriegs entschied.
P. blieb Stabschef bis 1894. Im April dieses Jahres wurde er Kriegsminister im Kabinett Stambolov, obwohl er mit diesem persönlich und politisch auf gespanntem Fuße lebte. In den Unruhen nach dem Rücktritt Stambolovs (Mai 1894) setzte P. umsichtig Militär ein, um die Lage unter Kontrolle zu behalten. Das machte ihn auch für Stambolovs Nachfolger Stoilov wertvoll, in dessen Kabinett er bis 1896 Kriegsminister war. 1897 quittierte er den Militärdienst, um sich stärker der Politik zu widmen. Vom 23. Januar bis 3. März 1901 war er Chef eines kurzlebigen Beamtenkabinetts, dem er vergeblich durch die Gründung einer eigenen Partei eine parlamentarische Basis zu verschaffen suchte. Vom 15. Mai 1903 bis 13. November 1906 war er Chef eines nationalliberalen Kabinetts. Während des Ersten Weltkrieges, von 1915 bis 1918, war er Militärgouverneur von Mazedonien.

Literatur

Istorija na Srŭbsko-bŭlgarskata vojna 1885. Sofija 1925.
Mitev, Jono (Hrsg.): Istorija na srŭbsko-bŭlgarskata vojna 1885. Sofija 1971.

Verfasser

Wolf Oschlies (GND: 107216760)

GND: 129686417

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd129686417.html


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Empfohlene Zitierweise: Wolf Oschlies, Petrov, Račo Petrov, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 450-451 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1531, abgerufen am: (Abrufdatum)

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