Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Murad V.
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Murad V.

Murad V., osmanischer Sultan 30.05. - 31.08.1876, * Istanbul 21.09.1840, † ebd. 29.08.1904, Sohn Sultan Abdülmecids I., Neffe von Sultan Abdülaziz.

Leben

M. erhielt eine verhältnismäßig gute Ausbildung und begleitete seinen Onkel 1863 und 1867 auf dessen Reisen nach Ägypten und Europa. In Istanbul pflog er Umgang mit zeitgenössischen Dichtern wie Namık Kemal und Ziya Pascha, verfiel indessen zunehmend der Trunksucht. Die Verschwendungssucht des Sultans sowie die außenpolitische und finanzielle Krise der Türkei veranlaßten die nach dem Aufstand der Theologiestudenten am 10. Mai 1876 eingesetzte Regierung Mehmed Rüşdî Pascha, Abdülaziz in der Nacht vom 29. zum 30. Mai abzusetzen und M. auf den Thron zu erheben. Der Selbstmord seines Onkels am 4. Juni verstärkte bei M. die bereits zuvor geäußerten Zeichen einer psychischen Störung, die es ihm unmöglich machte, noch in der Öffentlichkeit aufzutreten. Seine Schwertumgürtung mußte hinausgeschoben werden; Untersuchungen durch in- und ausländische Ärzte ließen eine Genesung in näherer Zukunft ungewiß bzw. unmöglich erscheinen. Da auch das Scheriat einen körperlich und geistig gesunden Kalifen fordert, nahm die Regierung Rüşdî Pascha mit seinem Bruder Abdülhamid Verbindung auf und setzte M. am 31. August 1876 ab. M. wurde in den Çırağan-Palast verbracht und dort noch eine Zeitlang ärztlich behandelt. Als von 1876 bis 1878 mehrere Versuche unternommen wurden, ihn zu befreien und entweder nach Europa zu entführen oder wieder zum Sultan zu erheben, verschärfte Abdülhamid II. die Kontrolle über seinen Bruder. Dieser lebte dann noch weitere 26 Jahre in strenger Abgeschiedenheit und, wie es hieß, während des größten Teiles dieser Zeit bei geistiger Gesundheit und starb schließlich an Diabetis.

Literatur

Midhat bey, Ali Haydar: Mithat-pacha, sa vie - son oeuvre. Paris 1908.
Ders.: Midhat Paşa. Hayat-ı siyasiyyesi, hidematı, menfâ hayatı. 2 Bde. Istanbul 1325/1909.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: V. Murad’ı tekrar padişah yapmak isteyen K. Skaliyeri-Aziz Bey komitesi. In: Belleten VIII/30 (1944) 245-328.
Ders.: Beşinci Murad ile oğlu Salâhaddin Efendiyi kaçirmak için kadın kıyafetinde Çırağana girmek isteyen şahısar. In: Belleten VIII/32 (1944) 589-597.
Ders.: Beşinci Murad’ı Avrupa’ya kaçırma teşebbüsü. In: Belleten X/37 (1946) 195-209.
Ders.: Beşincı Sultan Murad’ın tedâvîsine ve ölümüne ait rapor ve mektuplar, 1876-1905. In: Belleten X/38 (1946) 317-367.

GND: 118946404

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118946404.html


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Empfohlene Zitierweise: Hans-Jürgen Kornrumpf, Murad V., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 254-255 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1408, abgerufen am: (Abrufdatum)

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