Mavrocordat, Nicolae (Nikolaos Mavrokordatos), Fürst der Moldau 1709-1710, 1711-1715 und der Walachei 1715-1716, 1719-1730, * Istanbul 03.05.1680, † Bukarest 03.09.1730, Sohn des Alexandros Mavrokordatos (1636-1709), der 1699 bei den Friedensverhandlungen zu Karlowitz als türkischer Diplomat teilgenommen hatte.
Leben
M. gehörte einem der bedeutendsten Fanariotengeschlechter an und spielte eine wichtige Rolle im politischen Leben des Osmanischen Reiches und der Donaufürstentümer in einer Zeit, da sich die Pforte - von der Expansion des Habsburgischen Reiches und Rußlands bedroht - immer mehr auf die Zusammenarbeit der fanariotischen Elite stützte. Unter der unmittelbaren Anleitung seines Vaters für die politische Karriere vorbereitet, wurde M. 1698 zum Großdolmetscher (Dragoman) der Pforte ernannt, ein Amt, bei dessen Ausübung ihm seine außergewöhnlichen Sprachkenntnisse von großem Nutzen waren (er beherrschte das Türkische, Arabische, Persische, Lateinische, Italienische und Französische). Die Regierungen M.s haben in der Geschichte der Moldau und der Walachei die fanariotische Ära eröffnet. In der von M. in den beiden rumänischen Ländern entfalteten Tätigkeit kamen die charakteristischen Merkmale des fanariotischen Regimes zum Ausdruck: auf außenpolitischer Ebene eine fühlbare Einengung der Autonomie der Moldau und der Walachei gegenüber der Pforte, die die einheimischen Fürsten - die immer mehr für eine Zusammenarbeit mit den christlichen Mächten geneigt waren - mit fanariotischen Griechen ersetzte; auf innenpolitischer Ebene eine Politik der Reformen, um die Macht des Großbojarentums einzuschränken, die sich allmählich auf alle Bereiche des sozialpolitischen Lebens ausgeweitet hatte. Während seiner ersten Herrschaftszeit in der Moldau (November 1709 - November 1710) reorganisierte M. das Steuerwesen, indem er die unzähligen, für die Bevölkerung belastenden Abgaben durch eine einzige Abgabe ersetzte; diese Steuerreform, die darauf abzielte, der Instabilität der Dorfbevölkerung ein Ende zu setzen, wurde von einer neuen Sozialpolitik begleitet, einer Politik des Schutzes der unfreien Bauern gegen die Willkür der Gutsbesitzer. Das Experiment wurde zugleich mit dem Ende der Herrschaft M.s unterbrochen und während seiner zweiten Regierung in der Moldau (September 1711 - Dezember 1715) nicht wieder aufgenommen. Im Dezember 1715, am Vorabend des Ausbruchs des türkisch-österreichischen Krieges (1716-1718) wurde M. zum Fürsten der Walachei ernannt mit dem Auftrag, den Übertritt des Landes auf die Seite der Österreicher zu verhindern. Er konnte sich jedoch zunächst nicht an der Macht halten, da in der Walachei die prohabsburgische und antifanariotische Partei unter den Bojaren das Übergewicht bekam. Von einem österreichischen Detachement in Bukarest 1716 gefangengenommen, wurde M. bis zum Abschluß des Friedens von Passarowitz (21.07.1718) in Siebenbürgen gefangengehalten. In der Zwischenzeit regierte sein jüngerer Bruder Ioan M. Danach erlangte er die Herrschaft wieder (März 1719 - September 1730). Nun führte er auch in der Walachei die vorher in der Moldau praktizierte Steuerreform und die Intervention der fürstlichen Gewalt in die Beziehungen zwischen Gutsbesitzern und unfreien Bauern wieder ein. M. bekundete eine besondere Fürsorge um die Entwicklung des Unterrichts; er gründete neue Schulen, baute die bestehenden aus und förderte das Studium der griechischen und lateinischen Sprache. Auf seine Initiative hin wurde das Kloster Văcăreşti errichtet (1716/22), ein für die Architektur der Walachei im 18. Jh. charakteristisches Denkmal. M., der auf der Höhe der Bildung seiner Zeit stand, hinterließ auch ein wertvolles literarisches Werk. Die bedeutendste seiner Schriften ist die Abhandlung über Ethik „Peri kathekonton“, erstmals 1719 veröffentlicht, in lateinischer Übertragung (De officiis) 1722. Seine Schrift „Filotheu parerga“ wurde lange nach seinem Tode gedruckt (1800). Von besonderem geschichtlichen Interesse ist seine reiche Korrespondenz.
Literatur
Stourdza, Alexandre A. C.: L’Europe orientale et la rôle historique des Maurocordatos (1660-1830). Paris 1913.
Mihordea, V.: Ştiri cu privire la Nicolae Mavrocordat şi la revoluţia lui Patrona-Halil. In: Rev. ist. 26 (1940) 217-223.
Knös, Borje: L’histoire de la littérature néogrecque. La période jusqu’en 1821. Stockholm, Göteborg, Uppsala 1962.
Iorga, Nicolae: Byzance après Byzance. Bucureşti 1971(2).
Constantiniu, Florin u. Şerban Papacostea: Les réformes des premiers phanariotes en Moldavie et en Valachie. Essai d’interprétation. In: Balkan Studies 13 (1972) 89-118.
Ciurea, D.: Nicolas Maurocordato précurseur du despotisme éclairé. In: Symposium l’epoque phanariote 21-25 octobre 1970. Thessaloniki 1974, 359-364.
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