Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Maiorescu, Titu Liviu
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Maiorescu, Titu Liviu

Maiorescu, Titu Liviu, rumänischer Politiker und Literaturkritiker, * Craiova 15.02.1840, † Bukarest 2.07.1917, Sohn des Publizisten und Politikers Ioan Maiorescu-Trifu (1811-1864), der den Siebenbürger Aufklärern zugerechnet wird.

Leben

M. war eine der herausragenden Gestalten der rumänischen Geistesgeschichte; sein Werk und Wirken hat die Herausbildung einer modernen Kultur und Literatur in Rumänien entscheidend beeinflußt und vorangetrieben. Seine Ausbildung erhielt M. am Theresianum in Wien (1851-1858). Danach studierte er Philosophie und Rechtswissenschaften in Berlin, Paris und Gießen, wo er mit einer Untersuchung über die Philosophie Johann Friedrich Herbarts zum Doktor der Philosophie promovierte (1859). Im November 1862, nachdem er 1861 in Paris sein Jurastudium abgeschlossen hatte, wurde M. zum Direktor des Jassyer Gymnasiums sowie zum Professor an der dortigen Universität ernannt; zwei Jahre später vereinte er auch noch die Ämter eines Direktors der Lehrerbildungsanstalt sowie des Universitätsrektors in seiner Person. Im Oktober 1884 wurde er Professor in Bukarest. Seine pädagogische Karriere diente M. als Sprungbrett in die Politik. Dreimal war er Erziehungs- und Kultusminister: vom April 1874 bis Januar 1876 im Kabinett Lascăr Catargius, vom März 1888 bis März 1889 im Kabinett Teodor Rosettis und vom November 1890 bis Februar 1891 im Kabinett des Generals Gheorghe Manu. Während seiner ersten Amtszeit erarbeitete M. einen Gesetzesvorschlag für eine Reform des Unterrichtswesens, in dem er u. a. für die Gründung eines Realgymnasiums sowie eines Polytechnikums eintrat. Vom 7. Juli 1900 bis 14. Februar 1901 war M. Justizminister, vom 29. Dezember 1911 bis 28. März 1912 Außenminister im Kabinett Carp, vom 28. März 1912 bis 4. Januar 1914 Außen- und Premierminister, sowie Vorsitzender der Balkankonferenz in Bukarest 1913. Als führende Persönlichkeit der konservativen Partei plädierte er für eine Politik der Neutralität, die jedoch eine gewisse Annäherung an die Zentrumsmächte nicht ausschloß. Das Forum, innerhalb dessen M. zum spiritus rector der zeitgenössischen rumänischen Literatur wurde, bildete die 1863 in Jassy gegründete Gesellschaft „Junimea“ (Jugend), ein Kreis gleichgesinnter Literaten. Als Mentor dieser Gruppierung, die über die Zeitschrift „Convorbiri Literare“ (Literarische Plaudereien, ab l.März 1867) sowie über einen Verlag verfügte, nahm M. in entscheidender Weise Einfluß auf das literarische Geschehen seiner Zeit. Es war sein Verdienst, die dichterische Begabung solcher Schriftsteller wie Mihai Eminescu, Ion Creangă und Ion Luca Caragiale erkannt und aktiv gefördert zu haben. Seine kritische Analyse und Bestandsaufnahme der Literatur seiner Zeit in dem Aufsatz „O cercetare critică asupra poeziei române“ (Kritische Untersuchung der rumänischen Dichtung, 1867), die polemische Schrift „In contra direcţiei de astăzi în cultura română“ (Gegen die heutige Richtung in der rumänischen Kultur, 1868) sowie seine programmatischen Erörterungen „Direcţia nouă în poezia şi proza română“ (Die neue Richtung in der rumänischen Dichtung und Prosa, 1872) haben ihren Modellcharakter bis in die Gegenwart behalten. Seine drei Bände „Critice“ (Kritiken, 1874, 18922) fanden einen breiten Leserkreis. M. ist außerdem der Verfasser eines Logiktraktats (Logica, 1876) sowie philosophischer und psychologischer Schriften. In der jahrzehntelang andauernden Auseinandersetzung um Fragen der rumänischen Rechtschreibung setzte M. sich energisch für das phonetische Prinzip ein, das der 1903 verfügten Reform auch zugrunde gelegt wurde. Als Verfasser der „Istoria contemporană a României 1860-1900“ (Zeitgenössische Geschichte Rumäniens 1860-1900“, Bukarest 1925) kommt ihm auch eine Bedeutung als Geschichtsschreiber zu. Seine parlamentarischen
Reden (Discursuri parlamentare) erschienen in fünf Bänden 1897/1915, seine Tagebuchaufzeichnungen (Insemnări zilnice) in drei Bänden 1937/43.

Literatur

Lovinescu, Eugen: Titu Liviu Maiorescu. Bucureşti 1940.
Manolescu, Nicolae: Contradicţia lui Maiorescu. Bucureşti 1970.
Vianu, Tudor: Titu Liviu Maiorescu. In: Cioculescu, Şerban, Vladimir Streinu und Tudor Vianu: Istoria literaturii române moderne. Bucureşti 1971.
Ivaşcu, George: Titu Liviu Maiorescu. Bucureşti 1973.
Zub, Al.: Junimea implicaţii istoriografice 1864-1885. Iaşi 1976.

Verfasser

Anneli Ute Gabanyi (GND: 129614114)


GND: 119228947

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/119228947

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Empfohlene Zitierweise: Anneli Ute Gabanyi, Maiorescu, Titu Liviu, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 77-79 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1283, abgerufen am: (Abrufdatum)

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