Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Maior, Petru
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Maior, Petru

Maior, Petru, rumänischer Historiker und Theologe, * Neumarkt (Tîrgu Mureş, Marosvásárhely, Siebenbürgen) 1761 (?), † Ofen 14.02.1821, Sohn des Erzpriesters Gheorghe M. und der Ana, geborene Munteanu, aus niederem Adel.

Leben

 M. studierte u. a. bei Samuil Klein und Ştefan Pop in Blaj. Zugleich mit Gheorghe Şincai erhielt er 1774 ein Stipendium seiner Heimatstadt, das ihm ein fünfjähriges Studium der Theologie und Philosophie am Kolleg De Propaganda Fide in Rom ermöglichte. Parallel dazu studierte er auch Völkerkunde. In Rom erhielt M. die Priesterweihe und erwarb den Doktortitel. Vor seiner Rückkehr in die Heimat hielt sich M. ein Jahr in Wien auf, wo er kanonisches Recht studierte. Er kam hier mit den Ideen der Aufklärung in Berührung und wurde vom Josefinismus und dem Gallikanismus beeinflußt. Seine Leitbilder wurden Erasmus von Rotterdam, Blaise Pascal und Hugo Grotius. Nach seiner Rückkehr in die siebenbürgische Heimat lehrte M. zwischen 1780 und 1784 Logik, Metaphysik und Naturrecht in Blaj. 1783 verfaßte er das stark aufklärerisch gefärbte Werk „Procanon, ce cuprinde în sine cele ce sînt de lipsă spre înţălesul cel deplin şi desăvîrşit al canonilor şi a toată tocmeala besericească, spre folosul mai cu samă a românilor“ (Procanon, das jene fehlenden Dinge umfaßt, die zum völligen und vollständigen Verständnis der religiösen Regeln und der kirchlichen Ordnung notwendig sind, vor allem zum Nutzen der Rumänen). Schwierigkeiten mit der unierten Hierarchie veranlaßten ihn, nach Reghin (Regen) umzusiedeln, wo er 1785 zum Erzpriester ernannt wurde. Hier nahm er gemeinsam mit anderen Geistlichen den Kampf gegen die feudalen Institutionen seiner Zeit mit den Argumenten der Aufklärung auf. Gleichzeitig versuchte er, die wenigen rumänischen Schulen aus dem Reghiner Gebiet vor der Auflösung zu retten. Er entfaltete eine rege Lehrtätigkeit und weitete diese auch auf die Erwachsenenbildung aus. Gleichzeitig sammelte er Urkunden zur rumänischen Kirchengeschichte. 1790 richtete M. mehrere Bittschriften an Leopold II., in denen er die Gewährung politischer Rechte an seine rumänischen Landsleute forderte. 1795 verfaßte er das Werk „Protopapadichia, adecă puterea, drepturile sau privileghioanele protopopilor celor româneşti din Ardeal“ (Die Protopapadichie oder die Gewalt, die Rechte und Befugnisse der rumänischen Erzpriester in Siebenbürgen), in dem er für die Gewährung größerer Rechte an den unierten Synod eintrat. 1808 wurde M. zum Zensor für rumänische Bücher an der Druckerei in Ofen ernannt, wo er, als Vertreter der „Şcoala Ardeleană“ (Siebenbürger Schule), eine rege wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit entfaltete. 1812 veröffentlichte er die „Istoria pentru începutul românilor în Dachia“ (Geschichte der Anfänge der Rumänen in Dazien), ein Jahr später die „Istoria besericei românilor atît a acestor dincoace, precum şi a celor dincolo de Dunăre“ (Geschichte der Kirche der Rumänen diesseits und jenseits der Donau). 1814 erschien sein Werk „Răspurnsul la cîrtirea carea s’au dat asupra persoanei lui Petru Maior“ (Antwort auf die üble Nachrede betreffend Petru Maior), sowie die Schrift „Animadversiones in Recensionem Historiae De origine Valachorum in Dacia“. Die „Reflexiones in responsum Domini recensentis Vienensis ad Animadversionis in Recensionem Historiae De origine Valachorum in Dacia“ erschien 1815 in Pest. Seine restlichen Werke wurden ausnahmslos in Ofen veröffentlicht: „Contemplatio Recensionis in valachiam anticriticam Literaris Ephemeridibus Viennensibus“ (1816), „Ortographia romana sive latinovalachica una cum slavi, qua penetralia originationis vocum reserantur“ (1819) sowie „Dialog pentru începutul limbii române între un nepot şi unchi“ (Dialog zwischen Neffe und Onkel über den Ursprung der rumänischen Sprache, 1819). In allen seinen historischen Schriften tritt M. für die Romanität der Rumänen, die Latinität ihrer Sprache und ihre Kontinuität auf dem Gebiet des früheren Dazien ein. Seine sprachwissenschaftlichen Arbeiten spiegeln seine Bestrebung, die rumänische Sprache als eine Entwicklung des Vulgärlateins hinzustellen, wider. Eine Neuauflage seiner wichtigsten Schriften (Scrieri) erschien 1976 in zwei Bänden in Bukarest.

Literatur

Marinescu, At. M.: Viaţa şi opera lui Petru Maior. Bucureşti 1883.
Protase, Maria: Petru Maior, polemist. In: Studii şi cercetări ştiinţifice. Filologie 12 (1961) 149-170.
Albu, Nicolae: Petru Maior. Date noi privitoare la viaţa şi activitatea sa. In: Mitropolia Ardealului 9 (1964) 429-443.
Teodor, Pompiliu: În jurul unei lucrări istorice a lui Petru Maior. Contribuţie la istoria cărţii româneşti vechi. In: Anuarul institutului de istorie din Cluj 9 (1966) 271-281.
Albu, Nicolae: Petru Maior. Scrisori şi documente inedite. Bucureşti 1968.
Protase, Maria: [Petru Maior]. In: Maior, Petru: Scrieri. Bd 1. Bucureşti 1976, V-LX.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119094681.html


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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Maior, Petru, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 76-77 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1282, abgerufen am: (Abrufdatum)

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