Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Lequien, Michel
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Lequien, Michel

Lequien, Michel, französischer Gräzist und Orientalist, * Boulogne-sur-Mer 8.10. 1661, † Paris 12.03.1733.

Leben

L. trat in jungen Jahren ins klösterliche Leben ein und verbrachte viele Jahrzehnte zu Paris im Konvent der Dominikaner an der Rue Saint-Honoré. Hier vertiefte er sich in die klassische Altertumswissenschaft, Orientalistik, Patristik und mittelalterliche griechische Literatur. Seine umfassenden Kenntnisse formten ihn zu einer der hervorragendsten wissenschaftlichen Kapazitäten der neuzeitlichen Gräzistik und Theologie. Innerhalb L.s wissenschaftlichen Veröffentlichungen nimmt sein „Oriens Christianus“ (3 Bände, Paris 1740) die erste Stelle ein. Dieses Werk stellt erstmals den Versuch einer umfassenden Übersicht über die Geschichte sämtlicher östlicher christlicher Patriarchate und Bischofskirchen dar, wobei L. jeweils einleitend die Entwicklung der einzelnen kirchlichen Distrikte skizziert und anschließend ein aus den seinerzeit bekannten griechischen und orientalischen Quellen gewonnenes Verzeichnis ihrer geistlichen Führer bringt. Das für seine Zeit staunenswerte Werk blieb bis heute trotz mancher Vorarbeiten im ganzen unersetzt. L. hat daneben die Erforschung der ostkirchlichen Theologie durch eine kommentierende Gesamtausgabe der Schriften des Johannes von Damaskus besonders gefördert (Paris 1712). Weitere Publikationen betreffen den Bibeltext und Probleme der Dogmengeschichte. In die kirchliche Polemik seiner Zeit griff L. als eifriger Verfechter des katholischen Standpunkts ein, so im Kampf gegen die kirchlichen Weihen der anglikanischen Kirche (La Nullité des Ordinations Anglicanes, Paris 1725, 2. Aufl. 1730), und nicht zuletzt unter dem Pseudonym Stephanus d’Altimura als Verfasser einer Streitschrift gegen die griechische Kirche (Panoplia contra schisma Graecorum, Paris 1718), die den Primat der römischen Kurie verteidigt. L. hat sich auch in einem kleinen Abriß der Geschichte seiner Heimat erinnert (Abrégé de l’histoire de la ville de Boulogne sur Mer et de ses Comtes, erschienen in: Le Coutumier de Picardie, Band 2, Paris 1726).

Literatur

Ghellinck, J[oseph] de: Patristique et moyen âge. Études ďhistoire littéraire et doctrinale. Bd 2. Gembloux, Bruxelles, Paris 1947.
Kotter, Bonifaz: Die Überlieferung der Pege Gnoseos des Hl. Johannes von Damaskos. Ettal 1959. = Studia patristica et byzantina. 5.

Verfasser

Peter Wirth (GND: 132882191)

GND: 1026447119

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1026447119.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Wirth, Lequien, Michel, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 27 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1246, abgerufen am: (Abrufdatum)

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