Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Katartzis, Dimitrios

Katartzis, Dimitrios (Photiadis), griechischer Jurist und Gelehrter in der Walachei, führender Vertreter der Aufklärung in der neugriechischen Kultur, * Istanbul um 1730, † Walachei 1807.

Leben

 K. stammte aus einer namhaften Fanariotenfamilie und studierte in Istanbul. Gegen 1765 ließ er sich in der Walachei nieder, wo er verschiedene Würden in der höheren Staatsverwaltung bekleidete. 1790 wurde ihm das Amt des Großlogotheten anvertraut. Sein Werk, bestehend aus etwa 15 Schriften, von denen zu seinen Lebzeiten keine einzige verlegt wurde, ist von der Philosophie der Aufklärung durchdrungen und wird von der Idee beherrscht, zur Hebung des geistigen und materiellen Niveaus des Volkes beizutragen. Als überzeugter Anhänger der Verwendung der Volkssprache in der wissenschaftlichen und schöngeistigen Literatur, war K. auch der erste Theoretiker des Demotikismus; seinen Standpunkt zu Fragen des sprachlichen Gebrauchs legte er in „Grammatiki tis romaikis glossas“ (Grammatik der romäischen Sprache, 1788) ausführlich dar. In der Auffassung von K. war die Einführung der Volkssprache im schriftlichen Gebrauch ein Bestandteil der Bemühungen zur Aufklärung des Volkes durch die Schule. Er erarbeitete ein ganzes Programm zur Erneuerung des Unterrichtswesens, im Rahmen dessen er die Schaffung eines weitverzweigten Schulnetzes vorsah. Seine Klassifikation der Wissenschaften und der Unterrichtsgegenstände geht von der Erkenntnis aus; erst darauf folgen Verständnis und Einbildungskraft. Seine bedeutendste diesbezügliche Schrift ist „Gnothi sauton“ (Lerne dich selbst kennen, 1787). Die enge Verbindung zwischen den neuen pädagogischen Auffassungen und seinem Kampf für die Einführung der Volkssprache im schriftlichen Gebrauch kommt in seiner Schrift „Schedio tis agogis“ (Essay über Erziehung, 1783) sowie in „Simvuli stus neus“ (Ratschläge an Jugendliche) zum Ausdruck. Die umfassendste Darlegung seiner philosophischen Auffassung machte K. in seinem Werk „Enkomio tu filosofu" (Lob des Philosophen, etwa 1786), in dem er den Aberglauben, die scholastische Philosophie und den Atheismus gleichermaßen bekämpfte. Sein Lebensideal war das des christlichen Philosophen. K. stand übrigens in sehr guten Beziehungen zur Patriarchie in Konstantinopel. Als Jurist hat K. die Schrift „Dikaniki Tehni“ (Die Kunst der Jurisprudenz, 1793) hinterlassen, die in der Walachei in Handschrift gelesen und benützt war.

Literatur

Knös, Börje: L’histoire de la littérature néo-grecque. La période jusqu’en 1821. Stockholm, Göteborg, Uppsala 1961.
Dimaras, Constantin Th.: Histoire de la littérature néo-hellénique des origines à nos jours. Athènes 1965.
Ders.: Dimitrios Katartzis (Schediasma Biografias). Athen 1965.
Ders.: Dimitrios Katartzis. Ta evriskomena. Athen 1970.

Verfasser

Şerban Papacostea (GND: 121331083)

GND: 119558467

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119558467.html


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Empfohlene Zitierweise: Şerban Papacostea, Katartzis, Dimitrios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 380-381 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1111, abgerufen am: (Abrufdatum)

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