Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Kašič, Bartol
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q809479

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Kašič, Bartol

Kašič, Bartol, kroatischer katholischer Erbauungsschriftsteller und Grammatiker, * Pag 15.08.1575, † Rom 28.12.1650.

Leben

 Nach Eintritt in den Jesuitenorden besuchte K. das Collegium Illyricum in Loreto (1591-1593) und das Römische Seminar (1593-1594), studierte Rhetorik und wurde 1597 Grammatiklehrer in Rom. 1599 erhielt er den Auftrag, für den Bedarf der gegenreformatorischen Missionare auf dem Balkan eine slawische Grammatik zu schaffen. Sein 1604 in Rom unter dem Titel „Institutiones linguae illyricae“ gedrucktes Werk war die erste Grammatik der kroatischen Sprache. Nach der Priesterweihe 1606 wurde K. zeitweise Beichtvater in Rom und später Prediger in Dubrovnik (1609 bis 1612), wo er die Jesuitenresidenz gründete und ihr erster Prior wurde. In päpstlichem Auftrag ging K. 1612-1613 als Missionar in die türkisch besetzten südslawischen Gebiete. Nach seiner Rückkehr erschien 1613 in Rom sein erstes in kroatischer Sprache geschriebenes Werk: „Način od meditacioni i molitve“ (Anleitung zu Meditation und Gebet). 1618-1620 wirkte er erneut missionarisch in Belgrad und den angrenzenden türkischen Provinzen und ließ sich anschließend in Dubrovnik nieder, wo er im Sinne der Gegenreformation mehrere volkstümliche religiöse Kompilationen und Übersetzungen erstellte. Religiösen Inhalts ist auch sein 1627 entstandenes Versdrama „Venefrida“. Ab 1622 arbeitete er an der ersten katholischen Bibelübersetzung ins Kroatische, die jedoch nie gedruckt wurde. Von 1633 an lebte K. in Loreto und später bis zu seinem Tod in Rom. Er veröffentlichte noch fünf Bücher in kroatischer Sprache, deren wichtigstes das 1640 in Rom erschienene „Rituale Romanum - Ritual Rimski istomačen slovinski“ (Das römische Ritual, slawisch erläutert) ist, in dessen Vorwort er seine Sprachauffassung darlegte. Diese Liturgie fand bei den katholischen Südslawen weite Verbreitung und war bis zum Ende des 19. Jh.s im Gebrauch. Neben der Bibelübersetzung und „Venefrida“ hinterließ K. mehrere unveröffentlichte und unvollendete Manuskripte und Übersetzungen, darunter eine Autobiographie. Obwohl er selbst aus dem Gebiet des čakavischen Dialekts stammte, setzte sich K. für die Verwendung des Neuštokavischen - als verbreitetster Mundart - als Literatursprache ein und trug mit seinen populären Werken zu dessen Durchsetzung bei. Die Förderung der allgemeinverständlichen Volkssprache hatte die Zurückdrängung der stark kirchenslawisch orientierten Glagolica-Literatur zur Folge. In der Rechtschreibung fand K. nach anfänglichem Schwanken im „Rituale" schließlich zu der Lösung, daß jeder Laut, unabhängig von seiner Stellung, immer mit dem gleichen Zeichen wiedergegeben werden müsse („sfako slovo sfuda jedno vazda glasenje“).

Literatur

Stojković, Marijan: Karakteristika života i djelovanja Bartula Kašića. In: Nastavni Vjesnik 22 (1913).
Ders.: Bartuo Kašić D. I. Pažanin (1575-1650). In: Rad JAZU 220 (1919) 170-263.
Vanino, Miroslav: Le Père Barthélemy Kašić S. I., écrivain croate (1575-1650). In: Archivum Historicum Societatis Jesu 6 (1937) 216-258.
Ders.: Autobiografija Bartola Kašića. In: Gradja za povijest književnosti hrvatske 15 (1940) 1-144.  

Verfasser

Gottfried Prunkl (GND: 172322057)

GND: 119076179

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119076179.html


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Empfohlene Zitierweise: Gottfried Prunkl, Kašič, Bartol, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 379-380 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1110, abgerufen am: (Abrufdatum)

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