Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Šufflay, Milan von

Šufflay, Milan von, kroatischer Historiker, * Lepoglava 09.11.1879, † (ermordet) Zagreb 18.02.1931.

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatort und des Gymnasiums in Zagreb studierte Š. ebenda Geschichte und klassische Philologie. Sein wichtigster Lehrer war Tadija Smičiklas, der ihn früh zur Mitarbeit an seinen Editionen mittelalterlicher Urkunden heranzog. Nach der Promotion (1902) und einem Jahreskurs am „österreichischen Institut für Geschichtsforschung“ arbeitete Š. von 1904 bis 1908 als Assistent am Nationalmuseum in Budapest. 1908 wurde er zum außerordentlichen Professor für historische Hilfswissenschaften nach Zagreb zurückberufen und 1912 zum ordentlichen Professor für mittelalterliche Geschichte ernannt. Als führendes Mitglied der kroatischen Rechtspartei (Stranka prava) hatte er vielfach Schwierigkeiten mit den ungarischen Behörden. Nach der Schaffung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (01.12.1918) wurde er - im 39. Lebensjahr - in den Ruhestand versetzt und lebte von da an als freier Publizist in Zagreb. 1921 wurde er in einem politischen Prozeß zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er die Hälfte in Sremska Mitrovica verbüßte. Einen Ruf auf einen Lehrstuhl für die Geschichte Südosteuropas an die Universität Budapest anzunehmen, verbot ihm 1928 die jugoslawische Regierung. 1931 wurde er von zwei im Dienste der Polizei stehenden Agenten erschlagen.
Mißt man den Umfang seiner wissenschaftlichen Publikationen an der Kürze der ihm vergönnten Zeit und berücksichtigt seinen nach der Haft geschwächten Gesundheitszustand und die widrigen Umstände, so kann man Š.s Leistung nur bewundern. Seine Dissertation von 1902 war dem Verhältnis Kroatiens zu Byzanz im 11. und 12. Jh. gewidmet (Hrvatska i zadnja pregnuća istočne imperije pod žezlom triju Komnena, 1075-1180). Ein Jahr später legte der gerade 24jährige der Wiener Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung über „Die dalmatinische Privaturkunde“ vor (gedruckt 1904), die einen entscheidenden Erkenntnisfortschritt brachte. Zusammen mit Thallóczy und Jireček gab er dann die zweibändige Quellensammlung „Acta et diplomata res Albaniae mediae aetatis illustrantia“ (Wien 1913, 1918) heraus, die die Zeit von 344 bis 1344 bzw. 1344 bis 1406 umfaßt. Material für einen dritten Band sammelte er selbst in in- und ausländischen Archiven. Das druckfertige Manuskript wurde bei seinem Tode beschlagnahmt und ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Zahlreiche Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und Tageszeitungen über Fragen der albanischen Geschichte, wobei er vor allem die sozialen und wirtschaftlichen Faktoren herausarbeitete, entstammten seiner Feder. Zu erwähnen ist noch besonders die Abhandlung „Die Kirchenzustände im vortürkischen Albanien“ (in: Vjesnik hrvatskog zemaljskog arhiva [1915] 1-70). 1920 erschien unter dem Pseudonym Alba Limi sein historischer Roman „Konstantin Balšić, 1392-1402“, und 1924 in den Denkschriften der Wiener Akademie das schon 1918 fertiggestellte Buch „Städte und Burgen Albaniens hauptsächlich während des Mittelalters“. Seine letzte größere Veröffentlichung war „Srbi i Arbanasi“ (1925), das auch ins Albanische übertragen wurde.
Durch seine genauen Kenntnisse der archivalischen und historiographischen Überlieferung, verbunden mit ausgedehnten Sprachkenntnissen, war S. wie kein anderer geeignet, eine Gesamtdarstellung der albanischen Geschichte zu schreiben. Seine Ermordung, die europäisches Aufsehen erregte, entriß der Wissenschaft einen Gelehrten, dessen vielfältigfruchtbare Ansätze noch heute nachwirken.

Literatur

Appeal of the Croatian Academicians to the World of Civilisation. How the Croatian savant, Professor of University Dr. Milan Sufflay was murdered by the Serbian Royal Dictatorship. Zagreb 1931.
F[ishta], A[ntonin]: Dr. Sufflay nder vepra të veta. In: Hylli i dritës 7 (1931) 170-176.
Bajza, József: Milan Šufflay. In: Századok 65 (1931) 211-216.
Randi, Oskar: Milan Šufflay. In: L’Europa orientale 12 (1932) 169-177.
Meštrović, Ivan: Uspome političke ljude i dogadjaje. Buenos Aires 1961, 197-219.
Horvat, Josip: Hrvatski panoptikum. Zagreb 1965, 171-230.
Cana, Zekeria: Krijimtaria e albanologut Milan Shufflay. In: Shufflay, Milan: Serbët dhe Shqiptarët. Prishtinë 1968, 7-19.
Dodić, Lazar: Der Beitrag Milan Šufflays zur albanischen Geschichtsforschung. In: Studia Albanica Monacensia. München 1969, 47-67.

Verfasser

Gerhard Grimm (GND: 13735374X)

GND: 119378779

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119378779.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Grimm, Šufflay, Milan von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 224-225 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1715, abgerufen am: (Abrufdatum)

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