Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Smičiklas, Tadija
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Smičiklas, Tadija

Smičiklas, Tadija, kroatischer Historiker, * Reštovo (Kreis Karlovac) 01.10.1843, † Zagreb 08.06.1914.

Leben

Nach Absolvierung der Grundschule kam S. an das griechisch-katholische Seminar in Zagreb, wo er 1863 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend war er kurze Zeit als Hilfslehrer in Esseg (Osijek) tätig und konnte dann mit Hilfe eines Stipendiums in Prag (1864) und Wien (1865-1869) studieren. In Wien legte er die Lehramtsprüfung für Geschichte sowie Geographie ab und war zugleich als erster Kroate Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, das er mit der Staatsprüfung abschloß. Ab 1870 war S. in Rijeka und ab 1873 in Zagreb als Gymnasialprofessor tätig. Sehr bald entfaltete er eine rege Aktivität in der Matica hrvatska, der er von 1876 an als ständiges Ausschußmitglied angehörte und ab 1889 als Präsident Vorstand. Angeregt durch die Matica entstand sein Hauptwerk „Poviest hrvatska“ (Kroatische Geschichte), das die erste Synthese der Geschichte des kroatischen Volkes von den ältesten Zeiten bis 1848 darstellt und auf umfangreichen eigenen Archivarbeiten wie Vorarbeiten anderer Historiker beruht. Es erschien hiervon zuerst der zweite Teil im Jahre 1879 und dann der erste 1882. Auf Grund dieser Arbeit wurde S. 1882 zum o. Professor an der philosophischen Fakultät der Universität Zagreb bestellt, wo er bis 1905 den Lehrstuhl für kroatische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der österreichisch-ungarischen Geschichte innehatte. Im Studienjahr 1886/87 war er Dekan der philosophischen Fakultät und 1887/88 Rektor der Zagreber Universität. Ab 1901 war S. Präsident der Südslawischen Akademie der Wissenschaften. Er betätigte sich aber auch politisch, gehörte der Unabhängigen Volkspartei (Neodvisna narodna stranka) an und war 1884-1887 und 1897-1902 Mitglied des kroatischen Sabor. Neben seinem Hauptwerk sind folgende weitere Arbeiten von Wichtigkeit: „Dvjestogodišnjica oslobodjenja Slavonije“ (200. Jahrestag der Befreiung Slawoniens, Teil 1,2, 1891). Es handelt sich dabei im ersten Teil um eine Geschichte Slawoniens unter der türkischen Herrschaft und im zweiten um eine Urkundensammlung (1640-1702); „Spomen-knjiga Matice hrvatske“ (Gedenkbuch der Matica hrvatska) aus dem Jahre 1892, worin sich einige wichtige Biographien befinden (u. a. Janko Drašković und Ivan Mažuranić). Die Lebensbeschreibungen von Ivan Kukuljević-Sakdnski (in: Rad JAZU 110 (1892) 110-204), Franjo Rački (1895) und Josip Juraj Strossmayer (1906) gehen über gewöhnliche Biographien weit hinaus. Von 1904 an war S. der Herausgeber des „Diplomatički zbornik kraljevina Hrvatske, Dalmacije i Slavonije“ (Codex diplomaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae). Davon sind unter seiner Leitung in den Jahren 1904 bis 1913 die Bände 2-11 (1101-1350) erschienen mit dem Urkundenmaterial aus den Zeiten der Dynastien der Arpaden und Anjous. In den Monumenta spectantia historiam slavorum meridionalium 30 (1901) gab er die lateinischen Aufzeichnungen (Annuae 1748-1767) des Zagreber Historikers Baltazar Adam Krčelić heraus, eine der bedeutendsten Quellen zur kroatischen Geschichte des 18. Jh.s.
S. galt durch lange Zeit als der führende kroatische Historiker. Er war ein guter Stilist, beherrschte zahlreiche Sprachen und beschränkte sich in seiner Thematik nicht nur auf die politische Entwicklung, sondern berücksichtigte auch die gesellschaftlichen Faktoren. Als pragmatische Historiographie ist vor allem sein Hauptwerk zu verstehen, das als ein Beitrag für den Kampf gegen die ungarische Hegemonie nach dem Ausgleich von 1868 anzusehen ist und in welchem die Kontinuität der kroatischen Staatlichkeit von den Anfängen bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes besonders betont wird, um eine Stärkung des Nationalbewußtseins herbeizuführen.

Literatur

Šišić, Ferdo: Dr. Tadija Šmičiklas. In: Savremenik (1914) 341-345.
Karlić, Petar: Dr. Tadija Smičiklas. In: Narodni list 43 (1914) 47.
Jireček, Constantin: Tadija Smičiklas. In: Arch. slav. Philol. 36 (1916) 599-601.
Kostrenčić, Marko: Tadija Smičiklas. Zagreb 1962.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

GND: 172507685

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd172507685.html


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Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Smičiklas, Tadija, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 145-146 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1667, abgerufen am: (Abrufdatum)

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