Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kriezotis, Nikolaos

Kriezotis, Nikolaos (Name bis 1821 Charachlianis), griechischer Freiheitskämpfer, * Vira (Südeuböa) 1785, † Buca (bei Smyrna) 5.02.1853.

Leben

K. entstammte einer armen Hirtenfamilie und wuchs ohne Schulbildung auf. Ein Zusammenstoß mit einem Türken veranlaßte ihn zur Flucht nach Kleinasien. In Pergamon schuf er sich einen gewissen Wohlstand. Nach dem Ausbruch des griechischen Unabhängigkeitskrieges (1821) kehrte er mit seinem als Geistlicher in Kleinasien wirkenden Bruder in die Heimat zurück. Hier schloß er sich dem Kapetanios Athanasios Jiotsis an. Bald führte er selbst eine Schar. Zusammen mit Vassos Mavro-vuniotis und Ilias Mavromichalis lieferte er im Januar 1822 Omer Bey von Karistos eine Schlacht und zwang ihn zum Rückzug. Er schloß die Türken in Karistos ein, mußte aber die Belagerung aufgeben und auf die Insel Psara fliehen, als das Heer des Mehmed Husrev Pascha heranrückte. Im August 1822 kehrte K. wieder zurück und vereinigte seine Schar mit der des Odysseus Andrutsos, der Chalkis belagerte. De facto war K. der Aufstandsführer auf Euböa, aber der Areopag (Regierung) entsandte den Nikolaos Diamantis, der sich jedoch gegen K. nicht durchsetzen konnte. Im Mai 1823 umzingelte K. wieder Karistos, konnte es aber gegen die von den Türken herangebrachten Verstärkungen nicht nehmen und mußte erneut die Insel verlassen. Im Bürgerkrieg nahm er Partei für Ioannis Makrijannis gegen die Peloponnesier. Im Oktober 1825 zeichnete er sich unter Georgios Karaiskakis in Gefechten im östlichen Mittelgriechenland aus. Dann nahm er im März 1826 an dem abenteuerlichen Versuch einer Landung in Beirut teil, wo der Emir Beşir den aufständischen Griechen eine Zusammenarbeit angeboten hatte. Im August kämpfte er in der unglücklich endenden Schlacht von Chedari und schlug sich im Oktober mit 300 Mann durch den türkischen Belagerungsring in die Akropolis von Athen durch, die er als Nachfolger des gefallenen Kommandanten Ioannis Guras bis zum Mai 1827 verteidigte. Durch Kapodistrias wurde K. Unterführer Dimitrios lpsilantis’ in Ostgriechenland. Im Juni und September 1829 hatte er bedeutenden Anteil an den Siegen von Aniforiti und Petra. Von der Regentschaft wurde K. mit dem Rang eines Obersten als Militärkommandant der Insel Euböa eingesetzt. Im Herbst 1843 unterstützte er den Militärputsch der Verfassungsfreunde durch die Besetzung der Festung Chalkis. Als Abgeordneter zog er in das Parlament ein. Persönlichen Feinden gelang es, ihn Ende 1847 in Athen verhaften zu lassen, Freunde jedoch setzten seine Befreiung durch. Darauf erhob er sich gegen die Regierung. Ministerpräsident Ioannis Kolettis entsandte ein Kriegsschiff mit Truppen gegen K. und seine Anhänger. Eine Kugel zerschmetterte seinen Arm. Mit dem Säbel trennte er ihn ab, empfahl seinen Gefolgsleuten die Unterwerfung und flüchtete nach Kleinasien. Im Krimkrieg versuchten dortige politische Emigranten, ihn zum Prätendenten gegen König Otto aufzubauen. Sein Tod ließ dieses Projekt scheitern. Der typische Fall eines Haudegen, der in politische Parteikämpfe verwickelt wird und sich nicht zur Spitze aufzuschwingen vermag, weil seine Anhängerschaft zu begrenzt, wohl auch seine politischen Fähigkeiten zu wenig entwickelt waren, war K. gleichwohl ein Mann von Charakterstärke und von beachtlichen Verdiensten im Frei- heitskampf.

Literatur

Chrisologis, Athanasios: Nikolaos Kriezotis. Athen 1877.
Kokkinos: passim.
Dejiannis, Georgios I.: O Nikolaos Kriezotis. Apo ti simvoli tis Evvias stin epanastasin tu 1821. 2 Bde. Athen 1967/71.

Verfasser

Gerhard Grimm (GND: 13735374X)

GND: 1082526185

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082526185.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Grimm, Kriezotis, Nikolaos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 504-505 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1199, abgerufen am: (Abrufdatum)

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