Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Köprülü, Mehmed Fuad
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Wikidata: Q604285

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Köprülü, Mehmed Fuad

Köprülü, Mehmed Fuad (bis 1934 Köprülüzade Mehmed Fuad Bey), türkischer Historiker und Staatsmann, * Istanbul 5.12.1890, † ebd. 28.06.1966, Nachfahre der berühmten Familie der Köprülü-Großwesire des 17. Jh.s.

Leben

K. war ab 1913 Professor an der Universität Istanbul, ab 1923 Direktor des turkologischen Instituts und ab 1927 Präsident des Instituts für türkische Geschichte. Durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Geschichte, Kultur und Literatur der Türkei erwarb er sich internationalen Ruf. Von besonderer Bedeutung sind seine Arbeiten zur Geschichte der islamischen Mystiker und der Derwischorden sowie zu den Problemen der spätbyzantinischen und frühosmanischen Zeit. So gilt vor allem seine grundlegende Arbeit „Les Origines de l’Empire Ottoman“ (Etudes Orientales, Bd 3, Paris 1935) als Standardwerk. Den wissenschaftlich fragwürdigen, aber von der offiziösen Türkei Ende der 20er und in den 30er Jahren stark geförderten Ge- schichts- und Sprachtheorien von Yusuf Ziya und dessen Mitarbeitern trat K. mit schwerwiegenden Argumenten entgegen. 1935 wurde K. Abgeordneter in der Großen Nationalversammlung. Am 21. September 1945 aus der „Republikanischen Volkspartei“ ausgeschlossen, gründete er am 7. Januar 1946 zusammen mit Celâl Bayar, Adnan Menderes und Refik Koraltan die „Demokratische Partei“. Ab 1945 trat er als Politiker und Publizist unermüdlich für eine größere Liberalisierung und Demokratisierung des öffentlichen Lebens ein. Nach den Wahlen vom 14. Mai 1950 wurde er am 22. Mai Außenminister im ersten Kabinett Menderes und behielt diesen Posten mit einer kurzen Unterbrechung, während der er Staatsminister war, auch in den weiteren Kabinetten Menderes bis 1956 bei. Aufgrund der zunehmenden Hinwendung Adnan Menderes zu diktatorischen Methoden und der Korrumpierung seines Regimes wandte sich K. von diesem und der „Demokratischen Partei“ ab. Sein Versuch, im Rahmen einer neugegründeten Partei weiterhin politisch zu wirken, schlug fehl; die „Freiheitspartei“ errang bei den Wahlen im November 1957 lediglich vier Mandate. Nach dem Staatsstreich vom 27. Mai 1960 war er vorübergehend verhaftet. Eine Sammlung politischer Artikel K.s aus türkischen Zeitungen der Jahre 1945 bis 1950 erschien 1964 in Den Haag unter dem Titel „Demokrasi Yolunda“ (On the way to Democracy).

Literatur

Rossi, Ettore: Lo storico Fuad Köprülü Ministro degli esteri di Turchia. In: Orient. mod. 31 (1951) 98-103.
Altmışıncı doğum yılı münasebetiyle Fuad Köprülü armağanı. (Mélanges Fuad Köprülü). Istanbul 1953.

GND: 119501007

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119501007.html


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Empfohlene Zitierweise: Friedrich Karl Kienitz, Köprülü, Mehmed Fuad, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 471-472 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1177, abgerufen am: (Abrufdatum)

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