Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Klein, Samuil Micu
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Klein, Samuil Micu

Klein (Clain), Samuil Micu, rumänischer Geschichtsschreiber und Philologe, * Sad (Sadu, Sodenbach, Hermannstädter Stuhl) Februar 1745, † Ofen 13.05.1806, Neffe des unierten Bischofs Inochentie K.

Leben

K. besuchte das theologische Seminar in Blaj (Balázsfalva) und studierte 1766-1772 Philosophie und Theologie in Wien. Hier lernte er deutsch, erwarb Kenntnisse in Physik und Mathematik und besuchte Vorlesungen über Geschichte. In dieser Zeit begann K. mit Übersetzungen aus der Literatur der Patristik. Er hatte in der Kaiserstadt außerdem Gelegenheit, Zeugnisse der rumänischen Kultur über die Grenzen des Habsburgerreiches hinaus kennenzulernen, wie die „Descriptio Moldáviáé' Dimitrie Cantemir, was mit dazu beitrug, sein Interesse für die Erforschung der Geschichte des rumänischen Volkes zu erwecken. Nach seiner Rückkehr in die Heimat unterrichtete K. vorerst Ethik und Arithmetik am Gymnasium in Blaj. Die ersten Ergebnisse seiner Untersuchungen im Bereich der rumänischen Sprache und Geschichte faßte er 1778 in der „Brevis historica notitia originis et progressu nationis Daco-Romanae seu ut quidem barbaro vocabulo appelant valachorum, ab initio usque ad secolum XVIII“ zusammen. 1777 befand sich K. erneut in Wien, wo er im „Kollegium der Heiligen Barbara“ als „vice efemerius“ bis 1783 tätig war. Hier erschien sein Werk „Carte de rogacioni“ (Gebetbuch, 1779), das erste Buch in rumänischer Sprache, das mit lateinischen Lettern gedruckt wurde; es enthielt auch eine kurze Darstellung des etymologisch-orthographischen Systems. Der von K. im Rahmen der „latinistischen Schule“ vertretene Standpunkt der Notwendigkeit der Einführung des lateinischen Alphabets stützte sich auf das (durch die unierte Kirche und die Kontakte mit Rom und der lateinischen Kultur begünstigte) Bewußtwerden der lateinischen Ursprünge der rumänischen Sprache und Grammatik und strebte die Wiedergewinnung einer gereinigten Latinität im Bereich der Sprache und Literatur an. In diesem Sinne wurden auch die 1780 veröffentlichten „Elementa linguae daco-romanae sive valachicae“ gestaltet, die erste Grammatik der rumänischen Sprache, die K. zusammen mit Gheorghe Şincai verfaßte.
 Ab 1783 wieder in Blaj, setzte K. seine Übersetzungen aus der Patristik fort, arbeitete an seinen historischen Studien und wirkte bei der Abfassung der an den Kaiser gerichteten Denkschrift „Supplex Libellus Valachorum“ (1791) mit, in der die Siebenbürger Rumänen eine entsprechende Beteiligung an den Ämtern und Vertretungskörperschaften verlangten. In Hermannstadt unterhielt K. Verbindungen zum Intellektuellenkreis der „Philosophischen Gesellschaft“, die später einige seiner Arbeiten veröffentlichte. Durch die Übersetzung der Bibel (1795) aus der griechischen „Septuaginta“ - unter sorgfältiger Berücksichtigung der lateinischen „Vulgata“ und der vorhandenen rumänischen Versionen - leistete K. einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der rumänischen Literatursprache im 18. Jh.; mit Übersetzungen und Bearbeitungen aus Werken Christian Wolffs förderte er die Entwicklung der rumänischen philosophischen Fachsprache („Logica“ [Logik, 1799], „Legile firei, ithica si politica ...“ [Die Gesetze der Natur, die Ethik und die Politik, 1800] u. a.). Das wichtigste Geschichtswerk K.s, des ersten siebenbürgisch-rumänischen Historikers, war die 1800-1805 entstandene „Istoria lucrurilor si intimplärilor romänilor“ (Geschichte der Belange und Ereignisse der Rumänen), eine Synthese der geschichtlichen Entwicklung des von Rumänen besiedelten Raumes. Das vierbändige Werk behandelt die Entstehung des rumänischen Volkes und der rumänischen Sprache sowie die Geschichte der Rumänen in Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei bis ins 18. Jh. hinein, einschließlich einer Kirchengeschichte des siebenbürgisch-rumänischen Bistums. 1804 wurde K. zum Zensor an der königlichen Druckerei der Universität in Ofen ernannt, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.

Literatur

Bianu, I[oan]: Vieţ’ia şi activitatea lui M. S. Miculu, alias Clain de Sadu. Estrassu ďin Analele societatei Academice române. Bucureşci 1876.
Lungu, Ion: Gîndirea social-politică şi filozofică a lui Samuil Micu. In: Din istoria filozofiei în Romînia. Bd 2. Bucureşti 1957, 111 bis 156.
Hitchins, Keith: Samuel Clain and the Rumanian Enlightenment in Transylvania. In: Slavic Review 23 (1964) 660-675.
Teodor, Pompiliu u. Dumitru Ghişe: Samuil Micu. Scrieri filozofice. Bucureşti 1966 (mit Bibliographie).

Verfasser

Nicolae Stroescu (GND: 119470888)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd120738244.html


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Empfohlene Zitierweise: Nicolae Stroescu, Klein, Samuil Micu, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 415-416 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1136, abgerufen am: (Abrufdatum)

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