Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Andrijević, Fran Trankvil

Andreis (Andrijević), Fran Trankvil (Andronicus Tranquillus Parthenius), dalmatinischer Humanist und Diplomat, * Trogir 1490, † ebd. 1571.

Leben

Einem bekannten Trogirer Adelsgeschlecht entstammend, studierte A. zuerst in Dubrovnik, Padua, Perugia, Siena, Bologna, Rom, dann Wien und Ingolstadt. Im Jahre 1518 lehrte er an der Universität in Leipzig und fungierte noch im gleichen Jahre als Gesandter des kroatischen Banus Petar Berislavić bei Kaiser Maximilian I. auf dem Augsburger Reichstag. Seine „Oratio contra Thurcas ad Germanos habita“ dürfte damit im Zusammenhang stehen. In den folgenden Jahren bereiste er die bedeutendsten europäischen Zentren und traf mit zahlreichen berühmten Humanisten wie Willibald Pirkheimer, Eobanus Hessus, Euricius Cordus u. a. zusammen. Im Jahre 1526 begab sich A. nach kurzer diplomatischer Tätigkeit am französischen Hof nach Siebenbürgen, wo ihn der sich mit türkischer Hilfe gegen die Habsburger behauptende Woiwode bzw. König Johann Zápolya in mehreren Missionen zu den habsburgfeindlichen Mächten Venedig, Frankreich, England und dem Kirchenstaat entsandte. Gleichzeitig scharte sich um ihn ein Kreis bedeutender kroatischer Humanisten wie I. Statilić, F. Frankapan, S. Brodarić, J. Utješenović, A. Vrančić u. a.
Im Zusammenhang mit der Ermordung des osmanischen Günstlings Ludovico Gritti, dessen Sekretär A. einige Zeit war, fiel er bei Zápolya in Ungnade, war 1535/36 nochmals für den französischen Hof tätig und zog sich dann als Gast des Agramer Erzbischofs Š. Erdődy nach Dubrava in Kroatien zurück. Auf einer Reise nach Ofen im Jahre 1537 fiel er König Ferdinand I. in die Hände, wurde nach Fürsprache des Humanisten und Diplomaten H. Łaski freigelassen und setzte sich in den folgenden Jahren für die habsburgischen Anliegen ein. Er reiste als Gesandter Ferdinands und Kaiser Karls V. nach Frankreich, England, Polen, in die Moldau und Türkei (1539). Im Anschluß an Ferdinands gescheiterten Versuch, Ofen zu erobern (1541) und der Festsetzung der Türken in Mittelungarn, ging er im Jahre 1542 abermals als kaiserlicher Gesandter nach Konstantinopel, um zu versuchen, hier günstige Friedensbedingungen zu erlangen.
Nach dem Scheitern seiner Mission verlor A. das in ihn gesetzte Vertrauen, zog sich allmählich von der diplomatischen Tätigkeit zurück und widmete sich wieder seinen humanistischen Studien. Schließlich kehrte er in seine Geburtsstadt Trogir zurück, von wo aus er eine umfangreiche Korrespondenz mit zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten unterhielt. Neben seinen philosophischen Traktaten ist das zentrale Thema einiger Arbeiten der Wunsch nach einem einheitlichen Vorgehen des Abendlandes gegen die Türken.

Literatur

Ferrari-Cupilli, S.: Ulteriori notizie sopra alcuni illustri della famiglia Andreis di Traù, Dalmazia. Zadar 1845.
Ders.: Cenni biografici di alcuni uomini illustri della Dalmazia. Zadar 1887.
Lukinich, E.: Tranquillus Andronicus életéhez. Budapest 1923.
Banfi, Florio: Tranquilli Andronici... De rebus in Hungária gestis. In: Arch. stör. Dalmazia 18 (1934-1935) 418-468.
Praga, Giuseppe: Poesie di Pascasio da Lezze, Tranquillo Andronico e Marino Statilio. In: Arch. stör. Dalmazia 22 (1936-1937) 283-290.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

GND: 104212365

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd104212365.html


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Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Andrijević, Fran Trankvil, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 71-72 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=455, abgerufen am: (Abrufdatum)

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