Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Ignjatović, Jakov
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Ignjatović, Jakov

Ignjatović, Jakov, serbischer Schriftsteller und Politiker, * Szentendre 8.12.1822, † Neusatz (Novi Sad) 4.08.1889.

Leben

 I., der aus einer angesehenen bügerlichen Familie stammte, besuchte die Volksschule in seinem Heimatort und das Gymnasium in Waitzen (Vác), Gran und Pest. Er studierte Jura an der Pester Universität, mußte aber sein Studium wegen Konflikten mit den Professoren abbrechen. Er ging daraufhin zur Kavallerie, schloß aber sein Studium 1847 an der Rechtsakademie in Kecskemét ab und wurde Rechtsanwalt in Szentendre. Während der Revolution von 1848 war I. für eine Zusammenarbeit der Serben mit den Ungarn und wandte sich auch deshalb gegen die Schaffung einer unabhängigen Wojwodina. Er versuchte zwischen Serben und Ungarn zu vermitteln, scheiterte aber und wurde von den Serben eingesperrt. Die nationalistische Politik der ungarischen Führung trieb ihn ins Lager der Austroslawen, deren Ideen er auch als Redakteur des „Vesnik" - offizielles Organ der Bewegung - vertrat. Im Januar 1849 ging er nach Belgrad, wo er in der Redaktion der Zeitung „Srpske novine“ tätig fünfziger Jahre hielt er sich in Westeuropa auf. In Paris kam er mit der zeitgenössischen französischen Literatur in Berührung. 1853 kehrte er über Istanbul nach Pest zurück, wo er gemeinsam mit den ungarischen Patrioten gegen den Absolutismus Bachs kämpfte. Von 1854 bis 1856 war I. Redakteur der Zeitschrift „Srpski letopis“ in Novi Sad. 1859 wurde er unter Rajačić Sekretär der Patriarchie in Karlowitz (Sremski Karlovci) und bekleidete gleichzeitig ein weiteres Amt im Magistrat von Novi Sad. Ab 1860 widmete er sich wieder der Politik. 1861 wurde er als Kandidat der Serben des Wahlbezirkes Veliki Beckerek (Nagybecskerek, heute Zrenjanin) ins ungarische Parlament gewählt. Er kämpfte auf seiten Svetozar Miletićs gegen die Politik des Wiener Hofes, solange dieser für eine Verständigung mit den Ungarn eintrat. Als sich Miletić gegen die führenden Kreise Ungarns wandte, kehrte ihm I. den Rücken. Er lebte, offizielles Organ der Bewegung - vertrat. Im Januar 1849 ging er nach war. Anfang der
 nachdem er sich mit den politischen Führern Serbiens zerstritten hatte, als Rechtsanwalt und freier Schriftsteller in Dalj und später in Novi Sad. Von 1879 bis 1881 gab er das Blatt „Nedeljni list“ heraus, in dem er gegen die maximalen Forderungen der Serben kämpfte und sich für eine Loyalität der Serben gegenüber der ungarischen Regierung einsetzte. Durch seine Ffaltung zog er sich viele Feinde zu und lebte bis zu seinem Tode isoliert. In seiner politischen Isolierung widmete sich I. völlig der Literatur. Er war der erste Realist und der fruchtbarste serbische Schriftsteller des 19. Jh.s. Er schrieb historische Romane und Erzählungen sowie soziale Romane, die den Verfall des serbischen Kleinbürgertums der Wojwodina zum Inhalt haben. Seine Bedeutung wurde wegen seiner politischen Haltung unterschätzt und sein literarisches Werk lange verkannt. Ab 1862 war I. korrespondierendes Mitglied der serbischen literarischen Gesellschaft „Društvo srpske slovesnosti“ und ab 1888 der serbischen Akademie der Wissenschaften. Seine Werke wurden in 8 Bänden 1948/53 in Novi Sad herausgegeben.

Literatur

Skerlić, Jovan: Jakov Ignjatović. Beograd 1904.
Nedić, Ljubomir: Jakov Ignjatović. Beograd 1910.
Jovanović, Živorad P.: Bio-bibliografska gradja o Jakovu Ignjatoviću. In: Letop. Matice srpske 130 (1954) 222-231.
Popović, Miodrag: Jakov Ignjatović u četrdesetosmoj. In:  Pril. Knjiž., Jezik, Ist. i Folklor 21 (1955) 47-72.

Verfasser

Béla Grolshammer (GND: 107765659)

GND: 119437864

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119437864.html


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Empfohlene Zitierweise: Béla Grolshammer, Ignjatović, Jakov, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 217-218 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1001, abgerufen am: (Abrufdatum)

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