Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Huss, Richard

Huss, Richard, ungarndeutscher Sprachwissenschaftler und Volkstumspolitiker, * Bistritz (Komitat Beszterce-Naszod) 2.02.1885, † Debreczin 14.02.1941, aus einer kleinbürgerlichen siebenbürgisch-sächsischen Familie von Bistritz.

Leben

H. erhielt in Wien bei dem Romanisten Wilhelm Meyer-Lübke und in Straßburg bei dem Germanisten Ernst Martin eine hervorragende philologische Ausbildung, die er noch am „Deutschen Sprachatlas“ in Marburg an der Lahn vervollkommnete. Nach seiner Promotion 1907 in Straßburg war er vorübergehend als Universitätslektor für deutsche Sprache in Nancy (1908-1910) und Bordeaux (1911) tätig. 1912 habilitierte er sich in Klausenburg mit einer Schrift über den Stand der deutschen Mundartforschung in Siebenbürgen. Ab 1913 wirkte er als außerordentlicher Professor am Reformierten Kollegium in Debreczin, wo er 1914 zum Ordinarius und 1918, nach dem Ausbau der Hochschule zur dritten ungarischen Volluniversität, zum ordentlichen öffentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt wurde. Bereits während seiner Gymnasialzeit war H. von einem seiner Lehrer, dem Mundartforscher Gustav Kisch, mit siedlungs- und sprachgeographischen Problemen der Siebenbürger Sachsen vertraut gemacht worden. Mit diesem weitgespannten Forschungsbereich hat er sich zeit seines Lebens in zahlreichen Abhandlungen auseinandergesetzt. Seine von Kisch übernommene, heute im allgemeinen nicht mehr akzeptierte, Hauptthese von der luxemburgischen Herkunft der Siebenbürger Sachsen wollte er mit Hilfe der Sprachgeographie beweisen. Fast dreißig Jahre lang arbeitete er an seinem Debrecziner Institut an einem „Siebenbürgisch-Deutschen Sprach- (und Kultur-)Atlas“, der sein Lebenswerk hätte werden sollen, der jedoch durch den frühen Tod von H. knapp vor der Vollendung nicht mehr abgeschlossen werden konnte. Unter ganz anderen methodischen Voraussetzungen wurde die Arbeit an diesem Werk nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Leitung von Karl Kurt Klein in Innsbruck fortgesetzt (1. Band, 1. und 2. Teil, 1962-1964). Nicht über das Stadium der Vorarbeiten hinaus gediehen H.’ Pläne über einen luxemburgischen, ungarndeutschen und ungarischen Sprachatlas. Nach dem Tode Jakob Bleyers (1933) war H. im politischen Leben der deutschen Volksgruppe Ungarns als stellvertretender Vorsitzender des „Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins“ (1934-1935) und nach dessen Aufspaltung (1935) an der Seite von Franz Anton Basch als Sprecher der „Volksdeutschen Kameradschaft“ und Herausgeber des „Deutschen Volksboten“ (1935-1938) führend tätig.

Literatur

Schlitt, Adam und Ludwig Némedi: Arbeiten aus dem Germanistischen Seminar Univ.-Prof. Dr. Richard Huss. A) Facharbeiten. B) Doktorarbeiten der „Swemmel“- und „Wärbel“-Reihe. In: Deutsche Forschungen in Ungarn 6 (1941) 169-174.
Wentzcke, Ludwig: Richard Huss zum Gedächtnis. In: Südost-Forsch. 7 (1942) 278-283.
Klein, Karl Kurt: Richard Huss. Lebensbild eines Volksdeutschen Forschers und Kämpfers. Budapest 1943 (mit Bibliographie).
Annabring, Matthias: Volksgeschichte der Deutschen in Ungarn. Stuttgart 1954.
Klein, Karl Kurt: Germanistik in Ungarn. In: Südostdt. Heimatbl. 3 (1954) 3-23.
Hutterer, Claus Jürgen: Geschichte der ungarndeutschen Mundartforschung. Berlin 1960.

Verfasser

Anton Schwob (GND: 119531100)

GND: 117072214

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd117072214.html


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Empfohlene Zitierweise: Anton Schwob, Huss, Richard, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 204-205 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=991, abgerufen am: (Abrufdatum)

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