Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Heinrich, Gustav
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Heinrich, Gustav

Heinrich, Gustav (Gusztáv), deutschungarischer Literarhistoriker und Kulturpolitiker, * Pest 17.03.1845, † ebd. 7.11.1922, aus einer deutschen Bürgerfamilie in Ofen.

Leben

H. studierte Germanistik, Geschichte und Geographie in Leipzig und Wien und promovierte 1867 in Pest. Nach einigen Jahren Schuldienst wurde er 1875 außerordentlicher, 1878 ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur in Budapest. Durch die konsequente Übertragung und Anwendung positivistischer Methoden auf literarische Forschungen, wie er sie bei seinen Lehrern Moritz Haupt und Franz Pfeiffer kennengelernt hatte, zählt er mit Ferenc Toldy und Zsolt Beöthy zu den Mitbegründern der ungarischen Philologie und gilt als Begründer der modernen Germanistik in Ungarn. Als Stoff-, Motiv- und Quellenforscher wirkte er bahnbrechend durch die Einführung der vergleichenden Literaturwissenschaft in Ungarn, die seither einen führenden Platz in der europäischen Komparatistik einnimmt. Hierbei lenkte er vor allem die Aufmerksamkeit auf die engen deutsch-ungarischen literarischen Beziehungen. Zu seinen wichtigsten diesbezüglichen Arbeiten zählen: „Bánk bán a német költészetben“ (Banus Bánk in der deutschen Dichtung, 1879), „Etzelburg és a magyar hun-monda“ (Etzelburg und die ungarische Hunnensage, 1881), „Magyar elemek a német költészetben“ (Ungarische Elemente in der deutschen Dichtung, 1909) und „A német irodalom története“ (Die Geschichte der deutschen Literatur, 2 Bände, 1886/89).
H.s nachhaltigste Leistung und eigentliche Bedeutung liegen jedoch im Bereich der Kultur- und Wissenschaftspolitik. Als Gründer mehrerer wissenschaftlicher Vereinigungen (Gesellschaft für Philologie, Pädagogische und Geographische Gesellschaften) und als Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften (1877-1891 „Egyetemes Philologiai Közlöny“ [Allgemeines Mitteilungsblatt für Philologie], 1868-1869 „Tanügyi Füzetek“ [Pädagogische Hefte], 1872-1876 „Magyar Tanügy“ [Ungarisches Unterrichtswesen]) hat er das geistige Leben Ungarns seiner Zeit maßgeblich beeinflußt. Durch die Herausgabe der „Ungarischen Revue“ (1881-1891 mit Paul Hunfalvy) und der „Ungarischen Rundschau“ (1912-1916) vermittelte er dem deutschsprachigen Ausland eine bessere Kenntnis ungarischer Probleme. H. wurde 1880 Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und war 1905-1921 deren Generalsekretär. Ab 1910 gehörte er dem Magnatenhaus an. Er betätigte sich auch als Herausgeber kritischer Editionen, von Klassikerausgaben für Schulen sowie Neudrucken älterer ungarischer Literatur in der Reihe „Régi Magyar Könyvtár“ (Alte ungarische Bibliothek).

Literatur

Neue Freie Presse (Wien), Nr. vom 7.04.1915.
Dass. Morgenblatt, Nr. vom 8.11.1922.
Gragger, Robert: Gustav Heinrich (1845-1922). In: Ung. Jb. 3 (1923) 171-175.
Klein, Karl Kurt: Germanistik in Ungarn. In: Südostdt. Heimatbl. 3 (1954) 3-23.

Verfasser

Anton Schwob (GND: 119531100)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd116665726.html


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Empfohlene Zitierweise: Anton Schwob, Heinrich, Gustav, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 141-142 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=946, abgerufen am: (Abrufdatum)

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