Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Grameno, Mihal

Grameno, Mihal, albanischer Politiker und Schriftsteller, * Korça 1872, † ebd. 5.02.1931.

Leben

G. entstammte einer Kaufmannsfamilie und erhielt seine erste Ausbildung an der griechischsprachigen Grundschule seiner Heimatstadt. Nach dem Besuch dieser Schule verließ er - höchstwahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen - seine Heimat und wanderte 1885 nach Rumänien aus. Dort kam er in Kontakt mit albanischen patriotischen Kreisen und wurde 1889 Sekretär der Vereinigung „Drita“ (Das Licht). Etwa in dieser Zeit begann G. mit ersten schriftstellerischen Versuchen. Auf literarischem Gebiet wurde er allerdings erst durch sein 1903 geschriebenes Gedicht „Vdekja“ (Der Tod) bekannt. In diesem Gedicht verfocht er die Idee des bewaffneten Kampfes für die Unabhängigkeit Albaniens. Diese Idee versuchte er ab 1907 in die Tat umzusetzen, indem er sich der Bande Çerçiz Topullis anschloß, die den türkischen Truppen in Südalbanien einen zwar kurzen, aber erbitterten Kleinkrieg lieferte. 1908 begrüßte er wie viele albanische Nationalisten zunächst die durch die jungtürkische Revolution erwirkte Änderung der osmanischen Reichsverfassung. Als sich aber bald ausgesprochen zentralistische Tendenzen durchzusetzen begannen, sah sich G. zu weiterer oppositioneller Tätigkeit veranlaßt, weswegen er mehrmals verhaftet wurde. Im Jahre 1909 begann er seine journalistische Tätigkeit als Leiter der in Korça erscheinenden Zeitung „Lidhja orthodhokse“ (Die orthodoxe Vereinigung). In diesem Blatt polemisierte G. vor allem gegen die antinationalen Bestrebungen und den politischen Einfluß der griechisch-orthodoxen Kirche. 1911/12 leitete er die ebenfalls in Korça herausgegebene Zeitung „Koha“ (Die Zeit). Die Jahre 1915 bis 1919 verbrachte G. in Nordamerika, wo er in der dortigen albanischen Kolonie eine bedeutende Rolle spielte. In Amerika konnte er auch seine journalistische Aktivität als Redakteur und Herausgeber der in Korça begründeten Zeitung „Koha“ fortführen (1915-1919). 1919 wurde er mit 5 weiteren Delegierten der albanischen Emigration in den Vereinigten Staaten zur Pariser Friedenskonferenz geschickt, um dort für die Interessen des albanischen Volkes einzutreten. 1920 kehrte er nach Albanien zurück und begann dort, nunmehr zum dritten Male und diesmal zusammen mit seinem Bruder Koço G., mit der Herausgabe der Zeitung „Koha“. Diese Zeitung erschien bis 1927. Danach zog sich G. aus dem aktiven politischen Leben zurück, enttäuscht von der politischen Entwicklung seines Heimatlandes unter dem Regime Zogu. Zunehmend resignierend - zeitweise schwer erkrankt und dem Alkohol verfallen - starb G. 1931.
G. spielt nicht nur in der neueren politischen Geschichte Albaniens, sondern mehr noch in der neueren albanischen Literatur als Vertreter einer politisch engagierten Richtung eine große Rolle. Er gehört zu den Literaten der späten „Rilindja“, in deren Werken sich zwei Strömungen, „Lëvizja kombëtare“ (Nationale Bewegung), das Streben nach nationaler Unabhängigkeit, und „Lëvizja demokratike“ (Demokratische Bewegung), das Streben nach sozialer Veränderung, vereinen. 1905 schrieb G. die Komödie „Mallkimi i gjuhës shqipe“ (Die Schmähung der albanischen Sprache), 1906 die Tragödie „Vdekja e Piros“ (Der Tod des Pyrrhus), sowie einige Erzählungen. 1909 veröffentlichte er die Novellen „Oxhaku“ (Der Herd), „Eputhura“ (Der Kuß) und „Varr’ i paqëzimit“ (Der Taufstein). Die beiden ersten Novellen schildern die Probleme, die sich aus der Liebe von Angehörigen verschiedener sozialer Schichten ergeben; „Der Taufstein“ enthält in erster Linie eine bittere Kritik an der griechischen Kirche. 1912 publizierte G. einen Band von Gedichten, die vor allem Themen aus der albanischen Befreiungsbewegung zum Inhalt haben. Seine Eindrücke, die er als Mitkämpfer Çerçiz Topullis erhielt, schildert er in dem 1925 erschienenen Buch „Kryengritja shqiptare“ (Der albanische Aufstand).

Literatur

Spasse, Sterjo: Mihal Grameno (1872-1931). In: Bul. Shk. shoq. (1956) 40-75.
Zallemi, Vangjush: Një vështrim në veprimterinë publicistike të Mihal Gramenos. In: Nëndori 10 (1963) 141-150.
Gjika, Thanas: Publicistika e Mihal Gramenos dhe gazeta „Koha“ ne vitet 1913-1920. In: Stud. Filol. 28 (1974) 2, 55-81.

Verfasser

Klaus Lange (GND: 130508721)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd102835360X.html


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Empfohlene Zitierweise: Klaus Lange, Grameno, Mihal, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 81-82 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=900, abgerufen am: (Abrufdatum)

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