Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Âlî, Mustafa

Âlî, Mustafa, osmanischer Geschichtsschreiber, * Gelibolu 15.04.1541, † Cidda 1600, Sohn eines Kaufmanns.

Leben

Â. begann bereits mit 16 Jahren unter dem Dichternamen Çesmi Gedichte zu verfassen. Als er mit 17 Jahren von Sururi, dem berühmten Gelehrten aus Gelibolu, in religiösem Recht und Auslegung des Koran unterrichtet wurde, nahm er den Dichternamen Âlî an. Im Alter von 20 Jahren wurde er Diwan-Schreiber im Gefolge des Kronprinzen Selim (II.). Nach einem Jahr überreichte er Selim sein erstes Werk „Mihr-ü Mah“ und erwartete von ihm eine Professur oder ein Kadiamt, wurde jedoch nur Oberschreiber. Später diente er dem Beylerbey von Damaskus Mustafa Pascha zuerst in Damaskus selbst, dann in Ägypten, und nachdem dieser in Ungnade gefallen war, trat er in den Dienst des Kronprinzen Murad (III.) in Manisa.
1572 kam A. nach Istanbul und überreichte dem Großwesir Sokollu Mehmed Pascha sein Werk „Heft Meclis“, erhoffte sich davon ein Lehen, wurde jedoch stattdessen wiederum als Diwan-Schreiber angestellt und diesmal nach Bosnien zum Beylerbey Ferhad Pascha geschickt, wo er dann jahrelang blieb. Auf Befehl Ferhad Paschas schrieb er den Verlauf der Schlacht gegen Graf Herbart von Auersperg nieder. Inzwischen machte er die Bekanntschaft des Dichters Yahya, der bekannten Familie Malkoçoğlu und des Vogts von Pozsega (1576-1577). Durch einen Erlaß des Sultans wurde er zum Diwan- Schreiber des Lala Mustafa Pascha ernannt, der im Begriff war, einen Feldzug nach Persien zu unternehmen. Danach hatte A. das Amt eines Lehens- und Güterfinanzdirektors von Aleppo, Erzurum und Bagdad inne, kam 1592 als Janitscharen-Schreiber nach Istanbul und wurde 1595 Sandschakbey von Amasya und im gleichen Jahr auch zweimal von Kayseri. Am 18. November ernannte man ihn zum Sandschakbey von Cidda, wo er auch starb.
Als Finanzverwalter, was sein eigentlicher Beruf war, bleibt uns A. so gut wie unbekannt. Seinen Ruhm als Dichter und Gelehrter erlangte er mit seinem bedeutendsten Werk „Künh-ül-ahbar“, einer Weltgeschichte, die er zwischen 1591 und 1599 verfaßte. Das darin enthaltene Kapitel über die osmanische Geschichte ist eine wichtige Quelle für die Geschichte seiner Zeit. „Heft Meclis“ ist die Geschichte des ersten Feldzugs Süleymans des Prächtigen nach Szigetvár; „Zübdetüt-Tevarih“ ist eine aus dem Arabischen auf Wunsch von Ferhad Pascha übersetzte Religionsgeschichte; „Nusretname“ ist die Geschichte des Feldzugs nach Georgien 1578-1580 und „Cami ül-Buhur der Mecalis-i Sur“ schrieb A. aus Anlaß des Beschneidungsfestes des Kronprinzen Mehmed, Sohn Murads III.; „Menakıbı-Hünerverân“ ist eine Sammlung von Biographien berühmter Künstler. Sein Werk „Mir’at ül-Avalim“, eine Geschichte der Welterschaffung, wurde später von Katib Çelebi heftig kritisiert. Ein anderes bedeutendes Werk ist ein Fürstenspiegel „Nasihat-üs-Selatin“, in dem sich auch A.s Autobiographie befindet. Der türkische Diwan von A. enthält schöne Gedichte, der persische Diwan konnte noch nicht gefunden werden. Den Werken A.s, der mit vielen Zeitgenossen Kontakt hatte, verdanken wir zahlreiche Kenntnisse über das wissenschaftliche und literarische Leben zur Zeit Süleymans des Prächtigen.

Literatur

Ibn ül-Emîn Maḥmŭd Kemâl [Inal]: [Einleitung zu] Muṣṭafâ ‘Âlî: Menâqib-i Hünerverân. Istanbul 1926.
Atsız, Nihal: Alî Bibliyografyası. Istanbul 1968.

Verfasser

Nihal Atsız (GND: 118979167)

GND: 118927442

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118927442.html


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Empfohlene Zitierweise: Nihal Atsız, Âlî, Mustafa, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 52-53 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=434, abgerufen am: (Abrufdatum)

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